Eine Birke steht zwischen Schlenken im Hangquellmoor Binsenberg.
picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Jens Büttner

Natürlicher Klimaschutz
Einzige Professur für Moorforschung nun in Greifswald

Zwölf Prozent der Landfläche Mecklenburg-Vorpommerns sind mit Mooren bedeckt. Die Uni Greifswald hat eine neue Professur zu ihrer Erforschung.

13.01.2023

Die Universität Greifswald hat seit Jahresbeginn eine Professur für Moorforschung. Der Lehrstuhl sei der einzige seiner Art an einer deutschen Universität, teilte das Greifswald Moor Centrum am Donnerstag mit – ein Zusammenschluss von Moorexperten mit der Uni als Partner. "Wir müssen bei Moorwiedervernässungen deutlich schneller vorankommen. Unsere Forschung wird zeigen, wie wir es besser machen können", wurde Lehrstuhlinhaber Professor Gerald Jurasinski zitiert. Zuletzt arbeitete Jurasinski den Angaben zufolge an der Universität Rostock.

Greifswald gilt als ein Zentrum der Moor-Expertise. Der Moorkundler und emeritierte Professor Hans Joosten hatte hier zuvor die Arbeitsgruppe Moorkunde und Paläoökologie im Rahmen einer außerplanmäßigen Professur geführt. Zudem hatte der emeritierte Professor für Geobotanik und Landschaftsökologie Michael Succow, Träger des Alternativen Nobelpreises und ebenfalls Moorkundler, die nach ihm benannte Naturschutzstiftung in Greifswald gegründet und den Studiengang Landschaftsökologie und Naturschutz entwickelt.

Die Professur sei schon 2018 von der Landesregierung und der Universität vereinbart worden. Sie trage nicht nur der Tradition der Greifswalder Moorforschung Rechnung, sondern auch dem hohen Mooranteil an der Landesfläche des Bundeslandes. Mecklenburg-Vorpommern sei eines der moorreichsten Bundesländer. Zwölf Prozent der Landesfläche seien mit Moor bedeckt – der größte Teil davon ist allerdings entwässert worden.

Die Bedeutung der Moore in Deutschland

Am Dienstag hat die Succow Stiftung zusammen mit der Heinrich-Böll-Stiftung und dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) den "Mooratlas 2023" veröffentlicht. Moore sind weltweit dort entstanden, wo der Boden dauerhaft nass war. Pflanzenteile wurden unter Wasser nicht vollständig zersetzt, Torf entstand. Im Gegensatz etwa zu mineralischen Böden besteht Moorboden daher aus Biomasse. Weltweit bedecken Moore laut "Mooratlas" drei Prozent der Landfläche – binden aber doppelt so viel Kohlenstoff wie die Biomasse aller Wälder zusammen.

Probleme gibt es, wenn der Wasserspiegel in einem Moor sinkt und der Torf austrocknet. Wenn Sauerstoff an den Torf gelangt, zerfällt dieser und gibt Kohlenstoffdioxid frei. Jahrhundertelang hat man Gräben gezogen und Moore entwässert, etwa um sie für die Land- und Forstwirtschaft nutzen zu können. In Deutschland gelten etwa 95 Prozent der Moore als entwässert. "In Deutschland verursachen entwässerte Moore sieben Prozent aller Treibhausgasemissionen", sagte Dr. Imme Scholz aus dem Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung. Durch Wiedervernässung – etwa durch das Verfüllen von Gräben – könne man diese Emissionsquelle fast auf Null setzen. "Das ist für die Erreichung der Pariser Klimaziele notwendig."

Mehr Moorschutz gefordert

Mittlerweile bewege sich die Politik zumindest in die richtige Richtung, etwa mit der Ende 2022 beschlossenen Moorschutzstrategie oder dem Aktionsprogramm "Natürlicher Klimaschutz". Dennoch kritisiert der "Mooratlas" die Moorschutzstrategie als nicht ambitioniert genug. "Aus unserer Sicht ist es wichtig, ein verbindliches internationales Abkommen zum Schutz von intakten Mooren und zur Wiederherstellung von entwässerten Mooren zu treffen", sagte Scholz. Europa und Deutschland sollten andere Länder beim Moorschutz unterstützen. Schließlich habe Deutschland für den Schutz des Klimas und der Artenvielfalt große Summen zugesagt.

Die neue Professur in Greifswald wird zur Erforschung der Moore, ihrem Schutz und ihrer Pflege beitragen, wie das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern bereits 2018 mitteilte. Das Schweriner Wissenschafts- sowie das Umweltministerium beteiligen sich jährlich mit insgesamt 120.000 Euro an der Professur für Moorforschung in Greifswald. Die Bernhard und Ursula Plettner-Stiftung im Stifterverband für die deutsche Wissenschaft unterstützt die Übergangs- und Aufbauphase der Professur mit 450.000 Euro.

dpa/cpy