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Wissenschaftliche Karriere
Mit der Juniorprofessur ein eigenes Forschungsfeld aufbauen

Die Juniorprofessur kann für Wissenschaftler ein Sprungbrett zur dauerhaften Professur sein. Matthias Alke gibt Einblicke in Bewerbung und Aufgaben.

Von Katrin Schmermund 31.01.2019

Forschung & Lehre: Herr Alke, Sie sind vor knapp einem Jahr von einer Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen in Bonn auf eine Juniorprofessur an der Humboldt-Universität zu Berlin gewechselt. Was hat Sie an der Stelle gereizt?

Matthias Alke: Mir war klar, dass ich in der Wissenschaft bleiben und mich weiterentwickeln wollte. Die Stelle an der Universität bot viele Möglichkeiten, neue Erfahrungen zu sammeln. Denn die Juniorprofessur ermöglicht, das eigene Profil zu schärfen und ein eigenes Forschungsfeld aufzubauen.

F&L: Hatten Sie schon vorher Kontakt zur HU?

Matthias Alke: Nur sporadisch. Das Leibniz-Institut hatte verschiedene Kooperationen mit dem Bereich der Erwachsenen- und Weiterbildung an der HU. Persönlich hatte ich keine näheren Kontakte. Auch für Studium und Promotion war ich an anderen Universitäten.

F&L: Wie lief das Bewerbungsverfahren ab?

Matthias Alke: Das war vergleichbar mit dem einer Professur. Zuerst habe ich meine Bewerbungsunterlagen und später einige meiner Veröffentlichungen eingereicht. Danach hatte ich ein "Vorsingen" vor einer Berufungskommission mit einem öffentlichen Vortrag und einer anschließenden Befragung. In der Kommission saßen wie bei jeder Berufung neben fachlichen Verantwortlichen verschiedene Vertreterinnen und Vertreter der Hochschule wie zum Beispiel die Gleichstellungsbeauftragte. Im Anschluss fand ein internes Gespräch mit der Berufungskommission statt sowie ein Gespräch mit Studierenden aus dem Fachbereich.

Prof. Dr. Matthias Alke
Matthias Alke ist Juniorprofessor am Institut für Erziehungswissenschaften der HU Berlin. privat

F&L: Worauf haben Sie bei Ihren Bewerbungsunterlagen geachtet?

Matthias Alke: Ich habe versucht, bei allem deutlich zu machen, was ich für den Forschungsbereich anzubieten habe. Publikationen sind natürlich sehr wichtig – vor allem in referierten Fachzeitschriften. Dabei habe ich auf ein breites Spektrum geachtet: thematisch, methodisch und international. Auch habe ich meine Erfahrungen in der Lehre und in der Drittmittelakquise angegeben.

F&L: Hängen weitere Stellen an der Juniorprofessur?

Matthias Alke: Eine studentische Mitarbeiterstelle gehört dazu. Weitere Stellen müsste ich über Drittmittel einwerben.

"Es hilft, sich die Vorgaben für die Zwischenevaluation schon früh anzuschauen und sie während der ganzen Zeit im Hinterkopf zu behalten."

F&L: Welche Aufgaben haben Sie?

Matthias Alke: Im ersten Semester musste ich mich erst mal reinfinden. Ich hatte viele Termine in verschiedenen Abteilungen in der Universität, und es war wichtig, die internen Strukturen oder auch die unterschiedlichen Studienordnungen kennenzulernen. Jetzt im zweiten Semester merke ich, dass sich alles mehr eingespielt hat, und gleichzeitig wachsen auch meine Aufgaben. In der Vorlesungszeit bin ich sehr mit der Lehrvorbereitung beschäftigt. Forschung ist dann stärker in der vorlesungsfreien Zeit möglich.

F&L: Wie viele Lehrveranstaltungen geben Sie?

Matthias Alke: In den ersten drei Jahren habe ich vier Semesterwochenstunden Lehre, in der zweiten Phase sechs. Dazu gehört natürlich auch die Betreuung von Abschlussarbeiten. Außerdem bin ich Beauftragter für die Praktikumsbetreuung und für Erasmus-Aufenthalte in unserem Bereich. Insgesamt ist die Juniorprofessur aber vor allem auf Forschung ausgerichtet – auch in der Zwischenevaluation.

F&L: Die Zwischenevaluation steht nach drei Jahren an, die Vorgaben liegen aber jetzt schon auf Ihrem Tisch…

Matthias Alke: Innerhalb von zwei Jahren muss ich einen Selbstbericht vorlegen. Das geht relativ schnell. Es hilft, sich die Vorgaben schon früh anzuschauen und sie während der ganzen Zeit im Hinterkopf zu behalten. So kann ich meine Aufgaben so planen, dass ich mich zu allen Kriterien äußern und erste Forschungsergebnisse vorweisen kann. Auch habe ich mich mit Blick auf die Zwischenevaluation schon jetzt für verschiedene Konferenzen beworben. Ich komme aus einer Forschungseinrichtung, die regelmäßig evaluiert wird. Somit habe ich schon Erfahrungen mit Evaluationen, die mir hoffentlich nützlich sein werden.

F&L: Welche Beratungsangebote gibt es vonseiten der HU?

Matthias Alke: Zum einen gibt es regelmäßige Treffen mit allen Juniorprofessorinnen und Juniorprofessoren an der Universität. Wir besprechen unsere Erfahrungen mit einem Mitglied aus dem Präsidium und können Fragen stellen. Das ist ein sehr offener Austausch und man erfährt, wie unterschiedlich die Erwartungen an die Juniorprofessuren in den verschiedenen Fakultäten sind. Zum anderen kann man an einem freiwilligen Coaching teilnehmen, bei dem man 1:1 betreut wird. Informell tausche ich mich zwischendurch mit Anderen aus.

F&L: Ihre Juniorprofessur war nach dem "traditionellen Modell" ausgeschrieben – ohne Tenure Track. Hat Sie das in Ihrer Entscheidung beeinflusst?

Matthias Alke: Ich habe darüber nachgedacht, aber letztlich hat es mich nicht von einer Bewerbung abgehalten. In meinem Bereich kommt dazu, dass die Zahl der Juniorprofessuren ohnehin überschaubar ist. Somit bietet mir die Stelle für den Punkt, an dem ich gerade bin, eine tolle Chance – auch um mich später erfolgreich auf eine dauerhafte Professur bewerben zu können. Bei meinem Vorgänger hat das geklappt.