Berufung
Über die ersten Tage als Professor
Der Rechtsanwalt Maximilian Freyenfeld hat seit einem Jahr eine Professur für Steuerberatung und Digitalisierung an der Technischen Hochschule Augsburg inne. Dass der Wechsel an eine Hochschule eine Umstellung darstellte, schildert Freyenfeld im Interview mit "Forschung & Lehre": "Statt Stunden wie in einem Anstellungsverhältnis abzuleisten, sind primär Dienstaufgaben zu erfüllen. Das Neue für mich war die Erfahrung, dass es in weiten Teilen im eigenen Ermessen liegt, wann und wie diese erfüllt werden." Beim Start in die neue Position habe es ihm besonders geholfen, den geleisteten Zeitaufwand für die vielfältigen Tätigkeiten sorgfältig zu dokumentieren. Er selbst verwende dafür eine App – denn diese sei "schonungslos ehrlich". Schnell zeige sich, wieviel Zeit auf Kerntätigkeiten wie die Lehre verwendet werde – und wieviel Zeit etwa für das Einrichten von Technik geschluckt werde.
So habe er für sich herausgefunden, dass es effektiver sei, bei der Lehre gleich in medias res zu gehen und zum Beispiel einen ersten Foliensatz zu erstellen. "Über die Wochen zu sehen, wie sich die Zeiten für Lehre und Forschung zueinander entwickeln, fand ich sehr hilfreich", berichtet Freyenfeld. Den Kenntnisstand der Studierenden habe er zu Beginn seiner Lehrtätigkeit nur schwer einschätzen können. Deswegen habe er es sich angewöhnt, "das Vorwissen per digitaler Umfrage zu ermitteln". Nach den Veranstaltungen mache er sich Notizen, um seine Lehre konstant zu verbessern. Eine wichtige Rolle in diesem Prozess würden studentisches Feedback und Evaluationen spielen.
Bewusste Gestaltung des Arbeitsalltags
Freyenfeld plädiert für eine bewusste Gestaltung des Arbeitsalltags. Er bündele seine Veranstaltungen und kombiniere sie mit Tätigkeiten, die nicht nach höchster Konzentration verlangten. Dafür würden sich etwa "E-Mails, die sich jeweils in unter zwei Minuten beantworten lassen", anbieten. "Da ich am Morgen und am Vormittag die meiste Konzentration und Energie habe, nutze ich diese Zeiten für Veröffentlichungen oder die Vorbereitung von Lehrveranstaltungen."
Für solche Arbeitsphasen würde er größere Zeitfenster blocken und jegliche Ablenkung vermeiden. "Man sollte sich auf den eigenen 'Circle of Control' (Stephen Covey) fokussieren", so Freyenfeld. "Dazu gehört für mich auch, gezielt mit Erinnerungs- und Notizen-Apps zu arbeiten. Unser Gehirn ist nicht gut darin, sich Aufgaben oder Informationen zu merken. Um unsere geistige Energie auf kreative Tätigkeiten zu lenken, sollten wir das banale Behalten und Wiederaufrufen von Informationen auslagern."
Nach einer intensiven Arbeitsphase nutze er gerne seine Freiheit für sportliche Aktivitäten: "Zeiten für Sport fest in den Ablauf zu integrieren, halte ich für wichtig." Natürlich laufe nicht jeder Tag wie geplant ab, so könnten "etwa familiäre Pflichten phasenweise Abweichungen erzwingen". Solche "Änderungen im Betriebsablauf" nimmt Freyenfeld aber gelassen: "Es geht weniger um ein starres Konzept, sondern mehr um eine bewusste Entscheidung."
hes