

Berufungspraxis
Welche Trends gibt es bei Berufungen?
Berufungsverfahren werden wieder länger. Das ist eines der Ergebnisse der Befragung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu ihren Erfahrungen in Berufungs- und Bleibeverhandlungen, die der Deutsche Hochschulverband (DHV) seit über 15 Jahren durchführt. Seit der im Januar 2023 veröffentlichten letzten Auswertung konnten 430 neue Fragebögen berücksichtigt werden, wie Professor Hubert Detmer in der Dezember-Ausgabe von "Forschung & Lehre" schreibt. Der stellvertretende Geschäftsführer des DHV hat die Ergebnisse analysiert.
Die Quote der Professorinnen und Professoren, die in einem Beamtenverhältnis auf Lebenszeit eingestellt wurden, lag in den vergangenen beiden Jahren bei 74 Prozent, so die Erhebung. Dies stelle einen leichten Anstieg gegenüber dem Langzeitmittel von 72 Prozent für den Zeitraum von 2012 bis 2022 dar. Demnach sind auch die Beamtenverhältnisse auf Zeit angestiegen und liegen mit 20 Prozent drei Prozentpunkte über dem Langzeitmittel. Gesunken seien die Angestelltenverhältnisse im aktuellen Beobachtungszeitraum. Sie lagen laut Auswertung des DHV mit sechs Prozent bei rund der Hälfte des Langzeitmittels von elf Prozent.
Gefragt nach der Atmosphäre der Berufungs- und Bleibeverhandlungen vergaben laut DHV-Erhebung 47 Prozent der Befragten die Schulnote "sehr gut" und damit zwei Prozent weniger als das Langzeitmittel von 49 Prozent. Die Dauer der Berufungsverfahren habe sich durchschnittlich verlängert – sowohl hinsichtlich der Verhandlungen als auch in Bezug auf den gesamten Prozess von der Ausschreibung bis zur Berufung. Im jüngsten Erhebungszeitraum seien die Verhandlungen nur in 41 Prozent der Fälle innerhalb von drei Monaten beendet gewesen. In etwa drei Viertel der Fälle dauere das komplette Verfahren länger als zwölf Monate. Dies sei im internationalen Vergleich kein Merkmal der Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Wissenschaftssystems. "Hochschulen müssen sich effizienter organisieren", kommentiert Detmer.
Trends in den Berufungsverhandlungen nach Fächern
Das Kurzzeitmittel (2022 bis 2024) liegt bei
Investitionsmittel in Euro: 75.120
Laufende Mittel in Euro: 9.880
Wissenschaftliches Personal: 1,6
Nicht-wissenschaftliches Personal: 0,54
Räume: 2,96
Langzeitmittel (2012 bis 2024) [Investitionsmittel: 61.720 Euro / laufende Mittel: 11.630 Euro / Wissenschaftliches Personal: 1,51 / Nicht-wissenschaftliches Personal: 0,59 / Räume: 3,22]
Das Kurzzeitmittel (2022 bis 2024) liegt bei
Investitionsmittel in Euro: 369.710
Laufende Mittel in Euro: 38.330
Wissenschaftliches Personal: 2,02
Nicht-wissenschaftliches Personal: 1,01
Räume: 4,88
Langzeitmittel (2012 bis 2024) [Investitionsmittel: 320 990 Euro / laufende Mittel: 29 020 Euro / Wissenschaftliches Personal: 2,17 / Nicht-wissenschaftliches Personal: 1,27 / Räume: 6,02]
Das Kurzzeitmittel (2022 bis 2024) liegt bei
Investitionsmittel in Euro: 363.960
Laufende Mittel in Euro: 26.030
Wissenschaftliches Personal: 2,12
Nicht-wissenschaftliches Personal: 1,28
Räume: 4,48
Langzeitmittel (2012 bis 2024) [Investitionsmittel: 331 840 Euro / laufende Mittel: 29 590 Euro / Wissenschaftliches Personal: 2,69 / Nicht-wissenschaftliches Personal: 1,61 / Räume: 6,60]
Investitionsmittel in Euro: 92.210
Laufende Mittel in Euro: 14.630
Wissenschaftliches Personal: 1,34
Nicht-wissenschaftliches Personal: 0,41
Räume: 3,44
Langzeitmittel (2012 bis 2024) [Investitionsmittel: 61 840 Euro / laufende jährliche Mittel: 16 170 Euro / Wissenschaftliches Personal: 1,77 / Nicht-wissenschaftliches Personal: 0,62 / Räume: 4,31]
Investitionsmittel in Euro: 131.970
Laufende Mittel in Euro: 10.580
Wissenschaftliches Personal: 1,76
Nicht-wissenschaftliches Personal: 0,79
Räume: 2,5
Langzeitmittel (2012 bis 2024) [Investitionsmittel: 74 860 Euro / laufende Mittel: 13 970 Euro / Wissenschaftliches Personal: 1,92 / Nicht-wissenschaftliches Personal: 0,60 / Räume: 4,05]
wissenschaftlichen Personal "gespart":
Investitionsmittel in Euro: 236.400
Laufende Mittel in Euro: 15.970
Wissenschaftliches Personal: 2,56
Nicht-wissenschaftliches Personal: 0,91
Räume: 4,6
Langzeitmittel (2012 bis 2024) [Investitionsmittel: 204 680 Euro / laufende Mittel: 52 580 Euro / Wissenschaftliches Personal: 2,28 / Nicht-wissenschaftliches Personal: 1,71 / Räume: 4,68]
Bei der Ausstattung der Professuren habe es keine bemerkenswerten Änderungen gegeben. Es werde eher an dauerhaften Personal- und Raumzusagen gespart, als an den Investitionsmitteln. Das Verhältnis von laufenden Mitteln zu Investitionsmitteln verschiebe sich laut der Befragung in Richtung der Investitionsmittel. Die auskömmliche Grundfinanzierung von Professuren scheine an Bedeutung zu verlieren, deutet der stellvertretende DHV-Geschäftsführer diese Entwicklung.
In den mehr als 15 Jahren der Befragung durch den DHV wurden mehr als 3.300 Fragebögen von Professorinnen und Professoren berücksichtigt.
cpy/hes