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Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen
Bis zu 13 Prozent der Doktoranden von Mobbing betroffen

Promovierende haben Mobbing an Forschungseinrichtungen in Deutschland untersucht. Sie mahnen zu Reformen – einige sind bereits angestoßen.

16.03.2021

Zwischen zehn und 13 Prozent der Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler an außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Deutschland haben sich während ihrer Promotion mindestens einmal von Vorgesetzten schikaniert gefühlt. Das geht aus einer Veröffentlichung des Netzwerks "N hoch 2" hervor, die Studien aus Helmholtz- und Leibniz-Gemeinschaften sowie Max-Planck-Gesellschaft aus dem vergangenen Jahr zusammenfasst.

Von den Promovierenden der Helmholtz-Gemeinschaft gaben 13,4 Prozent an, mindestens einmal von Vorgesetzten gemobbt worden zu sein, bei der Max-Planck-Gesellschaft waren es 13 Prozent, bei der Leibniz-Gesellschaft zehn Prozent. Ein Drittel der Betroffenen habe das laut eigenen Angaben gemeldet. Von ihnen waren drei Viertel unzufrieden mit der Art, wie damit umgegangen worden sei.

Die Strukturen des Wissenschaftssystems begünstigten sowohl Machtmissbrauch als auch die Sorge, einen solchen zu melden, mahnen die Autorinnen und Autoren des Beitrags. Denn Arbeitgeber und Betreuer seien ein und dieselbe Person und 98 Prozent der Promovierenden seien befristet beschäftigt. Sie stünden in einem starken Abhängigkeitsverhältnis und ihre Vertragslaufzeit sei meist kürzer als die Doktorandinnen und Doktoranden für ihre Promotion bräuchten. Die Verträge an den Außeruniversitären liefen im Schnitt über drei Jahre. Für ihre Promotion brauchen Doktorandinnen und Doktoranden laut dem "Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs" je nach Fach 3,5 bis gut sieben Jahre.

Die Promovierenden-Netzwerke der außeruniversitären Forschungseinrichtungen plädieren in ihrem Artikel erneut für strukturelle Reformen. Einige seien schon umgesetzt oder auf dem Weg: 55 bis 70 Prozent der Promovierenden hätten inzwischen eine Betreuungsvereinbarung abschließen können oder würden von mehreren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern betreut. An den Max-Planck-Instituten sei ein Auswahlkomitee flächendeckend gegeben.

Darüber hinaus seien die Führungstrainings an den Instituten ausgebaut worden, organisiert in der "Planck Academy", der "Helmholtz Leadership Academy" und dem "Leibniz-Führungskolleg". Vielerorts seien darüber hinaus Vertrauenspersonen ernannt worden, an die sich Promovierende wenden könnten. Solche Angebote sollten laut "N hoch 2" ausgebaut und das Bewusstsein für Machtmissbrauch in der Wissenschaft weiter verstärkt werden. Dazu gehöre auch, dass Mobbingfälle vertrauensvoll  und zeitnah aufgeklärt würden und anonym gemeldet werden könnten. Das sei zuletzt nur in zehn Prozent der Fälle gewährleistet gewesen, wie eine zitierte Studie von 2020 ergab.

Zu den Einzelstudien:

kas