Mann schaut auf Exit-Schild
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Promotion
Mehr als 40 Prozent denken über Abbruch nach

Die Promovierenden des Leibniz-Netzwerks haben sich in den eigenen Reihen umgehört. Der Großteil ist zufrieden, die Jobaussichten verunsichern.

21.02.2019

Mitglieder des "Leibniz PhD Networks" haben eine Umfrage zur Zufriedenheit von Promovierenden in den deutschlandweiten Leibniz-Instituten durchgeführt. 63 Prozent der mehr als 1.000 Befragten sind demnach zufrieden oder sehr zufrieden mit der Betreuung ihrer Promotionsvorhaben. Dabei nimmt die Zufriedenheit im Schnitt jedoch mit der Dauer der Promotion ab. Rund 50 Prozent ihrer Arbeitszeit sind die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit der Promotion beschäftigt.

Wichtig ist ihnen den Ergebnissen zufolge, dass ihre Betreuerinnen und Betreuer erreichbar und engagiert sind und sich über den Stand der Promotion auf dem Laufenden halten. Mindestens einmal pro Monat würden die Promovierenden gerne über ihre Arbeit sprechen. Dabei wirkt sich auch auf die Zufriedenheit aus, ob die zwischenmenschliche Basis stimmt.

Der Gedanke, sich doch noch für einen anderen Berufsweg zu entscheiden, begleitet die Promotionszeit bei vielen. 43 Prozent der Befragten haben demnach schon einmal darüber nachgedacht, ihre Promotion abzubrechen. Besonders hoch ist der Anteil mit 55 Prozent bei denjenigen, die Eltern sind. 

Abbruch der Promotion bei Stipendiaten unwahrscheinlicher

Auch die Beschäftigung scheint eine Rolle zu spielen. Während 45 Prozent der Angestellten schon einmal über einen Abbruch der Promotion nachgedacht haben, waren es bei den Stipendiaten nur 35 Prozent. Diese haben laut Befragung zwar den Nachteil, dass sie deutlich weniger Reisen und Fördermöglichkeiten finanziert bekämen. Sie können sich jedoch womöglich besser auf ihre Arbeit konzentrieren und müssen weniger andere Aufgaben am Institut übernehmen als die darüber Beschäftigten.

Kommen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für ihre Promotion aus dem Ausland nach Deutschland, führt dies auch dazu, dass sie eher daran festhalten. Bei ihnen haben nur 36 Prozent mit dem Gedanken gespielt, abzubrechen.

Diese Überlegung ist meist darin begründet, dass Promovierende an ihren Karriere-Aussichten zweifeln. Andere waren den Ergebnissen zufolge unsicher, ob sie gut genug sind oder sie hatten finanzielle Sorgen.

Für Unzufriedenheit sorgt auch die Vereinbarkeit von Promotion und Privatleben. Etwa ein Drittel hält es für unmöglich, parallel der Betreuung von Kindern gerecht werden zu können und hat Probleme, so am Sozialleben teilnehmen zu können wie gewünscht.

Zwei Drittel der Leibniz-Promovierenden wollen an ihrer wissenschaftlichen Karriere festhalten, mehr Männer als Frauen. Ein Grund den Berufsweg zu wechseln sei in der Regel nicht ein mangelndes Interesse, sondern die als schlecht empfundenen Perspektiven: schlechte Verträge, häufige Mobilität, niedriges Einkommen. Alternativ können sich die meisten eine Forschungstätigkeit in der Wirtschaft vorstellen.

Das "Leibniz PhD Network" wurde 2016 auf Initiative einer Gruppe von Promovierenden der Leibniz-Gemeinschaft gegründet. Die Mitglieder wollen ihre Vernetzung untereinander und den fachlichen und überfachlichen Austausch stärken.

kas