Das Foto zeigt einen Studenten, der müde an seinem Computer sitzt.
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Arbeitsmedizin
Stärkere Belastung durch die Arbeit

Die Klagen über Arbeitsverdichtung und Zeitdruck haben in den letzten Jahren zugenommen. Dem ist ein Forschungsinstitut nun auf den Grund gegangen.

28.02.2019

Immer mehr Beschäftigte in Deutschland fühlen sich durch eine hohe Arbeitsintensität belastet. Während im Jahr 2006 noch 43 Prozent der Beschäftigten angaben, sich durch sehr schnelles Arbeiten belastet zu fühlen, stieg der Anteil im Jahr 2018 auf 51 Prozent. Das zeigen Ergebnisse von Befragungen von Erwerbstätigen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) aus den Jahren 2006, 2012 und 2018.

So hat die BAuA aktuelle die Ergebnisse unter dem Aspekt der Arbeitsintensität verglichen. Die Auswertung der Befragungen, an denen jeweils über 17.000 abhängig Beschäftigte teilgenommen hatten, zeigt laut BAuA jedoch auch, dass die Arbeitsintensität über die Zeit nicht zugenommen hat und teilweise sogar rückläufig ist.

So gaben im vergangenen Jahr sechs von zehn Befragten an, häufig Verschiedenes gleichzeitig bearbeiten zu müssen. Etwa die Hälfte der Befragten sagte demnach, dass sie häufig unter starkem Termin-/Leistungsdruck arbeiteten (48 Prozent) oder bei der Arbeit gestört würden (46 Prozent). Insgesamt 34 Prozent der Befragten gaben an, häufig sehr schnell arbeiten zu müssen und 16 Prozent gehen häufig bis an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit bei der Arbeit.

Während die meisten Angaben im Zeitvergleich der Erhebung zufolge nahezu konstant blieben, ging die Zahl der Beschäftigten, die angab, unter starkem Termin- oder Leistungsdruck oder auch sehr schnell zu arbeiten, hingegen zurück. Insgesamt lasse sich hier ein Rückgang von bis zu 11 Prozentpunkten beobachten.

Unterschiedliche Wahrnehmung der Belastung

Inwieweit diese Arbeitsbedingungen nun als Belastung empfunden würden, sei sehr unterschiedlich. Beispielsweise habe es 2018 rund ein Drittel der Betroffenen als belastend empfunden, gleichzeitig verschiedene Aufgaben zu bearbeiten. Hingegen erlebten mehr als drei Viertel das häufige Arbeiten an der Grenze der Leistungsfähigkeit als Belastung. Und während die Arbeitsintensität durch schnelles Arbeiten signifikant gesunken sei, habe dies im vergangenen Jahr mehr als jeder zweite betroffene Beschäftigte als Belastung wargenommen.

Bei den Erwerbstätigenbefragungen wurden laut BAuA insgesamt fünf verschiedene Arbeitsbedingungen als Indikatoren für Arbeitsintensität erfragt. Es habe sich gezeigt, dass in der Gruppe der Beschäftigten, die all diesen Bedingungen häufig ausgesetzt seien, fast die Hälfte von Erschöpfung berichtete (49 Prozent). In der Gruppe der Beschäftigten, die keine der fünf Bedingungen häufig erlebten, gaben demnach nur 7 Prozent an, erschöpft zu sein.

Die Ergebnisse zeigen nach Ansicht der Bundesanstalt für Arbeitsmedizin, dass eine hohe Arbeitsintensität mit Erschöpfung der Beschäftigten einhergeht und damit ein gesundheitliches Risiko darstellen kann. Die BAuA empfiehlt, aktiv das Stresspotenzial zu senken. Beispielsweise sollten Führungskräfte ihren Beschäftigten einen angemessenen Handlungsspielraum über Geschwindigkeit, Inhalt und Anordnung ihrer Aufgaben geben. Dies könne den negativen Effekten einer hohen Arbeitsintensität entgegenwirken.

Ein Informationsblatt über „Zeitdruck und Co – Wird Arbeiten immer intensiver und belastender?“ gibt es als PDF im Internetangebot der BAuA unter http://www.baua.de/dok/8813930.

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