

Europäische Karrierewege
EU-Maßnahmen gegen Verlust der klügsten Köpfe
Ein EU-weites Förderprogramm muss Forschungskarrieren in Europa attraktiver machen. Das folgert die Konferenz europäischer wissenschaftlich-technischer Universitäten (CESAER) aus ihrer aktuellen Umfrage. Die Forschungslaufbahnen sollten etwa durch zusätzliche oder verlängerte Postdoc-Stipendien und bessere rechtliche Rahmenbedingungen ansprechender werden. Aktuell sei Europa mit einer besorgniserregenden Abwanderung von Forschenden konfrontiert.
Orla Feely, CESAER-Präsidentin und Präsidentin des University College Dublin, schreibt eröffnend im Bericht: "Durch die Förderung von Zusammenarbeit, Innovation und strategischem Handeln auf höchster Ebene können wir ein Umfeld schaffen, in dem Forschungskarrieren gedeihen und wesentlich zum gesellschaftlichen und technologischen Fortschritt beitragen."
"Forschende sind das Rückgrat der wissensbasierten Wirtschaft in Europa, doch ihre Karrieren sind oft mit Instabilität und Ungewissheit konfrontiert."
Manuel Heitor, CESAER-Beauftragter für Forschungskarrieren
Manuel Heitor, CESAER-Beauftragter für Forschungskarrieren, Co-Vorsitzender der CESAER Task Force Human Resources und ordentlicher Professor an der portugiesischen Technischen Hochschule Instituto Superior Técnico betont anlässlich der Veröffentlichung des Berichts, dass bessere Arbeitsbedingungen, neue Förderinstrumente und aussichtsreiche Karrierewege unerlässlich seien, um Europas Position als weltweit führendes Land in Wissenschaft und Technologie zu stärken. "Forschende sind das Rückgrat der wissensbasierten Wirtschaft in Europa, doch ihre Karrieren sind oft mit Instabilität und Ungewissheit konfrontiert", konstatiert er.
Der CESAER-Bericht
Der Universitätsverbund CESAER vereint 50 führende Universitäten für Wissenschaft und Technologie aus 25 europäischen Ländern. Er hat für die Umfrage 24 Universitäten zu Forschungskarrieren befragt und die Ergebnisse mit Bewertungen von Fachleuten, Analysen und detaillierten Fallstudien angereichert.
Programm "Choose Europe for a Research Career"
CESAER schlägt der EU-Kommission das Förderprogramm "Wähle Europa für eine Forschungskarriere" ("Choose Europe for a Research Carrer") bereits für eine Pilotphase im Rahmen von Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen (MSCA) im Jahr 2025 vor. Der sogenannte Heitor-Bericht erwähnt diese Empfehlung bereits. Dieses Programm enthält nach Vorstellungen des Universitätsverbunds fünf Dimensionen. Es soll:
- Stabilität schaffen: Institutionelle Finanzierung gewährleisten, um Forschenden sichere Karrierewege zu bieten.
- Finanzierung ausgleichen: Ein angemessenes Gleichgewicht zwischen projektbezogener und dauerhafter Finanzierung schaffen.
- Rahmenbedingungen modernisieren: Rechtliche und arbeitsrechtliche Vorgaben aktualisieren.
- Belastbare Daten erzeugen: Das Research and Innovation Careers Observatory (ReICO) dabei unterstützen, die Evidenzbasis für Daten über Forschungskarrieren zu verbessern.
- Die Unterstützung des wissenschaftlichen Nachwuchses ausbauen.
Bei der Datenerfassung über europäische Forschungskarrieren sollte nach Vorstellungen des Universitätsverbunds in Zukunft zwischen befristeten und unbefristeten Verträgen sowie zwischen langfristigen und kurzfristigen Finanzierungsquellen unterschieden werden. Die aktuellen Methoden von EU und OECD seien in einigen dieser Aspekte unzureichend.
Die Qualität der Forschungsergebnisse solle mit der Qualität der Arbeitsplätze in Einklang gebracht werden, so dass auch jüngere Forschende Zugang zu stabiler Finanzierung und attraktiven Karriereperspektiven bekämen. Ein Förderprogramm der MSCA fördere bereits bewährte Verfahren für Forschungskarrieren, indem es hohe Standards bei den Arbeitsbedingungen durchsetze und Mobilität finanziere, sollte aber auf vier bis sechs Jahre verlängert werden.
Als herausragendes Fallbeispiel wird im Bericht die Universität Bergen (UiB) in Norwegen vorgestellt, da sie viele Forschende unbefristet anstellt, den Anteil in den letzten zehn Jahren erheblich gesteigert hat und dies ausdrücklich als Ziel definiert. Dies gelingt ihr laut Fallstudie beispielsweise durch die langjährige Zusammenarbeit mit der Trond-Mohn-Forschungsstiftung. Die Stiftung ermöglicht Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern vierjährige Forschungsprojekte zu leiten. So könnten sie sich beruflich weiterentwickeln und für eine Festanstellung qualifizieren. Die administrative und technische Unterstützung der Forschenden habe im gleichen Zeitraum ebenfalls zugenommen.
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