Mann im Anzug gestikuliert während er vor einem Laptop sitzt und per Videokonferenz mit Partnern spricht
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Arbeitsumfeld
Videokonferenzen bremsen die Kreativität

Arbeiten im Homeoffice ist längst Normalität, Videokonferenzen ersetzen den persönlichen Kontakt. Kreatives Brainstormen gelingt dort aber nur schwer.

27.04.2022

Gut zwei Jahre digitale Teamarbeit in der Pandemie haben gezeigt, dass Arbeit grundsätzlich auch großflächig im virtuellen Raum funktionieren kann. Videokonferenzen mögen dabei praktisch sein, förderlich für die Kreativität sind sie anscheinend aber nicht. Einer aktuellen Studie zufolge kommen virtuell vernetzten Menschen weniger kreative Ideen als solchen, die in einem Raum zusammen sitzen. Vermutlich liegt das daran, dass der Bildschirm das Sichtfeld begrenzt und damit auch geistige Prozesse einengt, die für kreatives Denken hilfreich sind, wie Professorin Melanie Brucks von der Columbia University und Professor Joathan Levav von der Stanford University im Fachmagazin "Nature" schreiben.

Für die Studie baten die Forschenden unter anderem mehr als 600 Personen jeweils in Zweierteams kreative neue Verwendungsideen für ein Produkt zu entwickeln, genauer gesagt für eine Frisbee. Die Hälfte der Paare saß dabei gemeinsam in einem Raum, bei der anderen Hälfte saß jeder Partner allein in einem Raum und war mit seinem Teampartner per Videokonferenz zusammengeschaltet. In dem Versuch zeigte sich, dass virtuelle Paare deutlich weniger kreative Ideen entwickelten. Wenn es darum ging, zu entscheiden, welche Idee weiter verfolgt werden sollte, schnitten die virtuellen Partner allerdings nicht schlechter ab als Teams, die persönlich miteinander arbeiteten.

Um zu prüfen, ob eine Verengung der visuellen Wahrnehmung für die Kreativitätsbremse verantwortlich ist, dekorierten die Forschenden die Versuchsräume mit verschiedenen Gegenständen und verfolgten dann die Blicke der Probanden. Die Videopartner sahen sich in dem Versuch deutlich länger direkt an und erinnerten sich an weniger Gegenstände im Raum als die persönlich interagierenden Paare. Je mehr die Blicke der Probanden durch den Raum schweiften und an je mehr Gegenstände sie sich erinnerten, desto mehr Assoziationen und kreative Ideen hatten sie auch entwickelt, berichten die Forschenden.

Ihre Ergebnisse konnten die Wissenschaftlerinnen und Wisssenschaftler anschließend unter realistischeren Bedingungen an fast 1.500 Angestellten einer Firma in fünf Ländern in Europa, Asien und dem Mittleren Osten bestätigen.

dpa/ckr