

DFG
Vorschläge für duale Karrierewege als Clinician Scientist
Clinician Scientists leisten den Transfer zwischen Praxis und Forschung: Sie tragen Fragestellungen aus dem Behandlungsalltag in die Forschung hinein und bringen wissenschaftliche Erkenntnisse zurück in die Krankenversorgung. Trotz dieser wichtigen Funktion sind die Karrierewege für Clinician Scientists unsicher und entsprechend wenig attraktiv. Bereits 2018 legte die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) Clinician-Scientist-Programme auf, um dem drohenden Mangel an forschenden Ärztinnen und Ärzten entgegenzuwirken. Nun hat sie die Empfehlungen "Zielpositionen für Clinician Scientists – Perspektiven in der Universitätsmedizin" veröffentlicht.
"Die strukturierte Ausbildung von Clinician Scientists ist eine Erfolgsgeschichte. Allerdings braucht es für die hervorragend ausgebildeten forschenden Ärztinnen und Ärzte auch langfristige Perspektiven an den Universitätskliniken", so Professorin Britta Siegmund, Vorsitzende der Senatskommission für Grundsatzfragen in der Klinischen Forschung und DFG-Vizepräsidentin. Der Blick auf Zielpositionen in der Universitätsmedizin wandele sich seit einiger Zeit. Clinician Scientists würden inzwischen nicht mehr zwingend einen Lehrstuhl anstreben, stattdessen gebe es vielfach den Wunsch nach einer klinischen "Nische", in der auch wissenschaftlich gearbeitet werden könne. "Diese Strukturen sieht das deutsche System bisher nur sehr eingeschränkt vor. Daher benötigen wir in der Universitätsmedizin veränderte Zielpositionen und mehr Modelle, um engagierten Personen echte Perspektiven anbieten zu können", fordert Siegmund.
Mängel derzeitiger Zielpositionen
Die derzeit bestehenden Zielpositionen für Clinician Scientists sind den Empfehlungen zufolge "häufig nicht adäquat ausgestattet". Ein Problem stellten zudem "Zielpositionen ohne verbindlich zugesicherte Forschungszeiten" dar. Im Behandlungsalltag bleibe für die Forschung häufig zu wenig Zeit. Bemängelt wird außerdem, dass bislang kaum gezielte Personalentwicklung stattfinde.
Die DFG-Empfehlungen unterscheiden zwischen einer "kombiniert klinisch-wissenschaftlichen Tätigkeit" und der "primär forschenden" bzw. "primär klinischen Tätigkeit". Als vierte Möglichkeit werden "strukturbildende und forschungstragende Zielpositionen sowie Zielpositionen im Management der Universitätsmedizin" genannt. Für sie alle gelte, dass ein Wechsel zwischen den Tätigkeitsbereichen und "sektorenübergreifende Brückenpositionen im Umfeld der Universitätsmedizin" (etwa in außeruniversitären Forschungseinrichtungen oder der Industrie) möglich sein sollten.
"Es geht letztlich darum, die Universitätsmedizin als einen zentralen Akteur im Wissenschafts- und Gesundheitssystem zu stärken und auch international wettbewerbsfähig zu bleiben."
Professorin Britta Siegmund, DFG-Vizepräsidentin
Grundsätzlich sei es das Ziel, eine Balance zwischen den Bedürfnissen der Clinician Scientists und der Universitätsmedizin herzustellen. Denn nur so könnten hochqualifizierte forschende Ärztinnen und Ärzte in der Universitätsmedizin gehalten werden. "Es geht letztlich darum, die Universitätsmedizin als einen zentralen Akteur im Wissenschafts- und Gesundheitssystem zu stärken und auch international wettbewerbsfähig zu bleiben", sagt Siegmund. "Dies kann nur in einer engen Zusammenarbeit zwischen Universitätsmedizin, Politik und den Clinician Scientists gelingen."
Die DFG-Senatskommission will den Status der Clinician-Scientist-Förderung und die Perspektiven von Clinician Scientists nun auf einem Symposium im Herbst diskutieren.
hes