Ein Fragezeichen in Sand gemalt
mauritius images/imageBROKER/Florian Hiltmair

FAQ
Warum wirke ich auf andere anders als gedacht?

Selbst- und Fremdwahrnehmung unterscheiden sich teils deutlich. Zwei Sozialpsychologen erklären dies anhand des sogenannten "Johari-Fensters".

Von Friederike Invernizzi 09.05.2018

Im Allgemeinen sind Menschen davon überzeugt, dass sie so auf ihre Gesprächspartner wirken und von diesen verstanden werden, wie sie selbst es beabsichtigen. Häufig stellt sich große Überraschung ein, wenn herauskommt, dass diese Wirkung eine ganz andere als die intendierte war. Die entstehenden Diskrepanzen zwischen Selbst- und Fremdbild werden mit dem "Johari-Fenster" sehr anschaulich gezeigt. 1955 wurde dieses von den Sozialpsychologen Joseph Luft und Harry Ingham aus den USA entworfen.

Das Johari-Fenster stellt die Unterschiede zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung anhand von bewussten  und unbewussten Persönlichkeitseigenschaften dar. Der sogenannte "Blinde Fleck" wird hier gut illustriert.

Der "Blinde Fleck" ist alles das, was vom Menschen gesendet wird, von anderen wahrgenommen wird, ihm aber selbst nicht bewusst ist. Zur "Öffentlichen Person" gehört, was ein Mensch von sich preisgibt und nach außen sichtbar ist. "Mein Geheimnis" ist das, was der Mensch von sich weiß und kennt, aber vor anderen bewusst verbirgt. Das "Unbewusste Wissen" umfasst, was weder dem Menschen selbst, noch den anderen deutlich ist. Die Persönlichkeitsforschung geht davon aus, dass der Quadrant "Unbewusstes Wissen" den größten Anteil an Selbst- und Fremdbild ausmacht.

Wie kann die Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdbild reduziert werden?

Zunächst kann eine bewusste Entscheidung für mehr Ehrlichkeit und Authentizität sich selbst und anderen gegenüber dazu führen, dass weniger Energie und Zeit darin investiert wird, bestimmte Aspekte der Persönlichkeit im Verborgenen zu halten. Die dadurch wachsende Bereitschaft, sich anderen mitzuteilen, kann dazu beitragen, dass Menschen mehr und mehr in der Lage sind, von anderen ein Feedback annehmen zu können, aber auch anderen ehrlich zu spiegeln, was sie beobachten. Auf diese Weise kann ein Klima ehrlicheren Austauschs wachsen, das dem Ziel einer bewussteren und authentischeren zwischenmenschlicher Beziehung näher kommen kann.