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Beruflicher Erfolg
Was internationale Erfahrungen der Karriere bringen

Forscher haben Studien über die Bedeutung von Auslandsaufenthalten auf die Karriere ausgewertet. Unbestritten scheint der positive Netzwerk-Effekt.

06.01.2021

Auslandsaufenthalte sind für die wissenschaftliche Karriere tendenziell von Vorteil. Zu diesem Ergebnis kommt eine Metastudie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW). Am deutlichsten sind demnach die positiven Effekte von Auslandsaufenthalten auf das Netzwerk der Forschenden. Pflegten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre dort geknüpften Kontakte auch nach der Zeit im Ausland, profitierten sie in ihrer Forschung und bei Veröffentlichungen von einem diverseren Netzwerk, weil sie Zugang zu einer größeren Vielzahl an Perspektiven und Forschungsansätzen hätten.

Sofern keine weiteren Auslandsaufenthalte folgten, nehme dieser positive Effekt allerdings mit der Zeit ab. Weitere Studien wiesen außerdem darauf hin, dass mobile Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zwar viele Kontakte im Ausland haben können, es ihnen aber teils schwer falle, ihre beruflichen Kontakte im Heimatland zu halten.

Publikationen in höher gerankten Zeitschriften

Auch die Produktivität und die Sichtbarkeit von Forschenden in der wissenschaftlichen Community scheinen Auslandsaufenthalte laut der untersuchten Studien mehrheitlich zu verbessern. Insbesondere der Wechsel in ein großes, forschungsstarkes Land steigere laut einer Studie den Output der Einzelnen.

Der Zeitpunkt des Auslandsaufenthalts scheint dafür entscheidend: Ein starker positiver Effekt zeige sich etwa bei einem bewusst gewählten Auslandsaufenthalt zwei bis sieben Jahre nach Abschluss der Promotion oder auch aus einer sicheren Position heraus, nach Erhalt einer Tenure-Stelle.

Bei einem Wechsel aufgrund eines ausgelaufenen Vertrags im Heimatland sank laut einer Studie die Produktivität. Auch im ersten Jahr nach einem Wechsel ins Ausland kann diese zunächst sinken, wie eine Studie zeigt. Sofern Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler allerdings an eine höhere gerankte Universität wechseln, sind sie ab dem zweiten Jahr produktiver als vor dem Auslandsaufenthalt. Untersucht wurde hier der Zeitraum fünf Jahre vor beziehungsweise nach einem Wechsel.

Wie stark sich ein Auslandsaufenthalt auf die Produktivität eines Wissenschaftlers oder einer Wissenschaftlerin auswirkt, scheint auch vom Fach abhängig zu sein. Wie genau, konnten die Autorinnen und Autoren auf Grundlage der vorhandenen Daten jedoch nicht feststellen.

Ist ein Auslandsaufenthalt mit einem Wechsel an eine renommierte Forschungseinrichtung verbunden, publizieren Forschende nach bisherigen Ergebnissen tendenziell in höher gerankten Zeitschriften und würden häufiger zitiert. Wenn Forschende langfristig in einem Land blieben, schwinde dieser positive Effekt.

Höher auf der Karriereleiter, aber unsicher beschäftigt

Ein weiterer Befund ist, dass Forschende mit Auslandserfahrungen schneller als andere in höheren und besser bezahlten Positionen arbeiten, dafür aber oft länger befristet.

Das Autorenteam empfiehlt ausgehend von ihren Ergebnissen, dass die Hochschulpolitik die Planbarkeit von Auslandsaufenthalten verbessern müsse, damit die Mobilität von Forschenden auch tatsächlich positive Effekte zeige – auf die Karriere der Einzelnen und durch deren Forschungserkenntnisse auf die Gesellschaft als Ganzes. Dazu gehöre, dass im Ausland erworbene Sozialleistungsbeiträge auch im Heimatland anerkannt würden und internationale Tenure-Track-Programme besser aufeinander abgestimmt seien.

Für ihre Studie hat das Forscherteam des DZHW 96 Untersuchungen zur Bedeutung eines Auslandsaufenthalts auf die wissenschaftliche Arbeit ausgewertet. Erschienen seien diese zwischen 1994 und 2019, 90 Prozent davon in den vergangenen zehn Jahren. Ausgewertet haben die Autorinnen und Autoren der Metastudie alle auf Englisch erschienen Studien auf Grundlage neuer Daten. Die meisten Studien bezogen sich auf Auslandsaufenthalte in Deutschland (24 Prozent), Spanien (22 Prozent) und Großbritannien (21 Prozent).

kas