Schülerin denkt nach
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Psychologie
Wie der Bildungsweg unsere Persönlichkeit prägt

Studium oder Ausbildung? Diese Entscheidung nach Abschluss der zehnten Klasse scheint nicht nur über den beruflichen Lebensweg zu entscheiden.

26.11.2018

Die Entscheidung für eine Ausbildung oder ein Studium hat Auswirkungen auf unsere Persönlichkeit. Das ergab eine Studie eines Forscher-Teams vom Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung an der Universität Tübingen, die in der Zeitschrift "Psychological Science" veröffentlicht wurde. Jugendliche, die sich nach der zehnten Klasse entschieden, in das Arbeitsleben zu starten, wurden demnach gewissenhafter als diejenigen, die weiter zur Schule gingen.

Die Wissenschaftler erklären dies damit, dass Auszubildende eine Umwelt erlebten, in denen es klar definierte Anforderungen und strengere Verhaltensregeln als in der Schule gebe und die Zuverlässigkeit einzelner Personen für das gesamte Team wichtig sei.

"Die Befunde zeigen erneut die Bedeutung der Lernumgebung auf die Entwicklung von Kindern und jungen Erwachsenen auf – auch jenseits der erworbenen Fähigkeiten", sagte einer der beteiligten Forscher, Professor Ulrich Trautwein. "Wissenschaft und Praxis sind deshalb gefordert, ein noch besseres Verständnis von der Qualität und den Effekten von Schule und Ausbildung zu bekommen."

Schwindende analytische und unternehmerische Begeisterung

Jugendliche, die sich für eine Ausbildung entschieden hatten, interessierten sich nach sechs Jahren weniger für forschende Tätigkeiten, zum Beispiel in einem Labor zu arbeiten oder Sachverhalte zu beobachten und zu analysieren. Auch zeigten sie weniger Interesse an sozialen Tätigkeiten, wie sich um andere Menschen zu kümmern oder sie zu unterrichten.

Das gleiche gelte für "unternehmerische Tätigkeiten", wie beispielsweise ein Team zu führen oder mit anderen zu verhandeln. Diese Entwicklung dürfte in vielen Fällen nicht im Interesse der jeweiligen Arbeitgeber liegen, prognostizieren die Forscher.

Bei Persönlichkeitsmerkmalen wie emotionale Stabilität, Verträglichkeit oder Offenheit zeigten sich in der Studie keine Unterschiede.

Grundlage für die Auswertung war eine Langzeitstudie, bei der Jugendliche zunächst zum Zeitpunkt der Entscheidung für eine weiterführende Schule oder berufliche Ausbildung und dann sechs Jahre später befragt wurden. Knapp 2.100 Schülerinnen und Schüler aus 46 Realschulen und Gymnasien nahmen an der ersten Umfrage teil, bei der zweiten Befragung nach sechs Jahren waren es noch 508. 224 von ihnen hatten sich dafür entschieden, die Schule bis zum Abitur zu besuchen, 284 hatten eine berufliche Ausbildung gewählt.

kas