Porträt-Zeichnung von drei Männern.
Niklas Elmehed/Nobel Prize Outreach

Nobelpreise 2025
Wirtschafts-Nobelpreis zeichnet Forschung zu Kreation und Zerstörung aus

Die letzte Auszeichnung wurde bekannt gegeben: Der diesjährige Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften geht in die USA und nach Europa.

13.10.2025

Die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften hat beschlossen, den Alfred-Nobel-Preis der Schwedischen Reichsbank 2025 an Professor Joel Mokyr, Professor Philippe Aghion und Professor Peter Wilkinson Howitt "für die Erklärung innovationsgetriebenen Wirtschaftswachstums" zu verleihen. 

Die eine Hälfte geht an Mokyr "für die Identifizierung der Voraussetzungen für anhaltendes Wachstum durch technologischen Fortschritt" und die andere Hälfte gemeinsam an Aghion und Howitt "für die Theorie des anhaltenden Wachstums durch schöpferische Zerstörung". 

Stetiges Wachstum als Realität – aber nicht ohne offene Märkte 

Mokyr nutzte unter anderem historische Quellen, um die Ursachen dafür aufzudecken, dass anhaltendes Wachstum zur neuen Normalität wurde. Er hat gezeigt, dass wir, wenn Innovationen in einem sich selbst erzeugenden Prozess aufeinander folgen sollen, nicht nur wissen müssen, dass etwas funktioniert, sondern auch wissenschaftliche Erklärungen dafür brauchen, warum. Letzteres fehlte vor der industriellen Revolution oft, was es schwierig machte, auf neuen Entdeckungen und Erfindungen aufzubauen. Er betonte auch, wie wichtig es sei, dass die Gesellschaft offen für Neues sei und Veränderungen zulasse. 

Aghion und Howitt untersuchten zudem die Mechanismen anhaltenden Wachstums. In einem Artikel aus dem Jahr 1992 entwickelten sie ein mathematisches Modell für die sogenannte schöpferische Zerstörung: Kommt ein neues und besseres Produkt auf den Markt, verlieren die Unternehmen, die die älteren Produkte verkaufen. Die Innovation stellt etwas Neues dar und ist daher kreativ. Sie ist jedoch auch destruktiv, da das Unternehmen, dessen Technologie veraltet ist, vom Wettbewerb verdrängt wird. 

"Es gibt momentane Trends zu Deglobalisierung und Zollbarrieren. Dies sind Hindernisse für das Wachstum, weil man einen großen Markt benötigt, um weiter zu wachsen", sagte Preisträger Aghion telefonisch bei der Live-Preisbekanntgabe. Offenheit sei ein Wachstumstreiber, alles, was ihr entgegenstehe, ein Hemmnis und eine Bedrohung. Deshalb lehne er die Entwicklung in diese Richtung in den USA ab. In Europa würde indes versäumt, großartige Forschung in Innovationen zu überführen. 

"Wir müssen die Mechanismen der schöpferischen Zerstörung aufrechterhalten, damit wir nicht wieder in die Stagnation zurückfallen."
John Hassler, Vorsitzender des Komitees für den Wirtschaftspreis

"Die Arbeit der Preisträger zeigt, dass Wirtschaftswachstum keine Selbstverständlichkeit ist. Wir müssen die Mechanismen der schöpferischen Zerstörung aufrechterhalten, damit wir nicht wieder in die Stagnation zurückfallen", sagt John Hassler, Vorsitzender des Komitees für den Wirtschaftspreis. 

Biografisches über die Preisträger 

Joel Mokyr wurde 1946 in Leiden, Niederlande geboren. Er promovierte 1974 an der Yale University im US-amerikanischen New Haven und ist derzeit Professor an der Northwestern University, Evanston. 

Philippe Aghion stammt aus Paris, Frankreich (1956). Seine Promotion hat er 1987 an der Harvard University in Cambridge abgeschlossen. Aktuell arbeitet er als Professor am Collège de France in Paris sowie an der London School of Economics and Political Science in Großbritannien. 

Der in Kanada geborene Peter Howitt (1946) promovierte 1973 an der Northwestern University in den USA und ist inzwischen Professor an der Brown University in Rhode Island.

Alfred-Nobel-Gedächtnispreis: kein klassischer Nobelpreis 

Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften geht nicht auf Alfred Nobels Testament zurück und zählt damit nicht zu den fünf klassischen Nobelpreisen. Er wird seit dem Ende der 1960er-Jahre von der Schwedischen Reichsbank gestiftet. Im letzten Jahr wurden die US-Forscher Professor Daron Acemoglu, Professor Simon Johnson und Professor James A. Robinson für ihre Studien zum Einfluss von Institutionen auf den Wohlstand von Nationen ausgezeichnet. Der Preis ging schon oft in die USA und erst ein einziges Mal nach Deutschland: 1994 wurde Professor Reinhard Selten von der Universität Bonn gemeinsam mit seinen Kollegen Assoziierter Professor John Nash und Professor John Harsanyi für Forschung zur nichtkooperativen Spieltheorie geehrt. 

Insgesamt sind bislang 96 Personen mit dem sogenannten Wirtschaftsnobelpreis ausgezeichnet worden. Darunter sind nur drei Frauen. Die jüngste Person, die den Preis je gewonnen hat, ist eine von ihnen: Professorin Esther Duflo vom Massachusetts Institute of Technology, inzwischen Direktorin der École d’Économie de Paris, erhielt den Preis 2019 im Alter von 46 Jahren "für ihren experimentellen Ansatz zur Linderung der weltweiten Armut". 

Mit der Verkündigung des Preises für Mokyr, Aghion und Howitt im Bereich Wirtschaftswissenschaften stehen die letzten Ausgezeichneten für dieses Jahr fest. Bereits in der vergangenen Woche waren die Preisträgerinnen und Preisträger in den Kategorien Medizin und Physiologie, Physik, Chemie, Literatur und Frieden verkündet worden. Überreicht werden die Preise traditionell am 10. Dezember, dem Todestag des schwedischen Forschers und Preisstifters Alfred Nobel (1833–1896). Sie sind pro Kategorie mit einem Preisgeld in Höhe von elf Millionen schwedischen Kronen (rund einer Million Euro) dotiert.

Die Ausgezeichneten der letzten fünf Jahre 

2024: Die US-Forscher Professor Daron Acemoglu, Professor Simon Johnson und Professor James A. Robinson wurden für ihre Studien zum Einfluss von Institutionen auf den Wohlstand von Nationen ausgezeichnet. Acemoglu und Johnson lehren und forschen am Massachusetts Institute of Technology, Robinson an der University of Chicago. 

2023: Die US-amerikanische Professorin für Volkswirtschaftslehre Claudia Goldin erhielt den Preis für ihre Forschung zur Rolle von Frauen auf dem Arbeitsmarkt. Goldin ist an der Eliteuniversität Harvard tätig und war erst die dritte Frau, die mit dem Wirtschaftsnobelpreis geehrt wurde. 

2022: "Für ihre Erforschung von Banken- und Finanzkrisen" wurden die drei amerikanischen Ökonomen Ben Bernanke, Douglas Diamond und Philip Dybvig ausgezeichnet. Bernanke war von 2006 bis Anfang 2014 Präsident der US-Notenbank Fed, Diamond und Dybvig haben Professuren an der Universität von Chicago beziehungsweise der Washington-Universität in St. Louis inne. 

2021: Der Preis ging einerseits an Professor David Card "für seine empirischen Beiträge zur Arbeitsökonomie", andererseits an Professor Joshua Angrist und Professor Guido Imbens für ihre Arbeiten im Bereich Kausalbeziehungen. Alle drei in den USA forschenden Wirtschaftswissenschaftler hätten sich um die Glaubwürdigkeit der empirischen Forschung verdient gemacht, hieß es in der Urteilsbegründung. 

2020: Ausgezeichnet "für Verbesserungen der Auktionstheorie und die Erfindung neuer Auktionsformate" wurden die an der Stanford University lehrenden US-Ökonomen Professor Paul R. Milgrom und Professor Robert B. Wilson.

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Video 1: Der Preis der Schwedischen Reichsbank für Wirtschaftswissenschaften zum Gedenken an Alfred Nobel 2025 wurde von Professor Hans Ellegren, Generalsekretär der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften, bekannt gegeben.

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Video 2: Kerstin Enflo, Professorin für Wirtschaftsgeschichte und Mitglied des Ausschusses für Wirtschaftswissenschaften, wurde von Sharon Jåma interviewt.

zum dritten Mal aktualisiert am 13. Oktober um 14:40 Uhr [Ergänzung Video, Zitate Preisträger]; zum zweiten Mal  aktualisiert um 12:45 Uhr [Korrektur Übersetzung "sustained" mit "nachhaltig" geändert in "anhaltend"], erstmals aktualisiert um 12:25 Uhr [Ergänzung Details Forschung und Biografie, Grafik], erstmals veröffentlicht am 13. Oktober um 12:00 Uhr. 

hes/cva