Das Bild zeigt Unterricht in einer Grundschulklasse.
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Demokratie
Bessere Demokratiebildung an Schulen gefordert

Die SWK legt Empfehlungen für Schule und Lehramtsstudium vor. Der bestehende Lehrkräftemangel könnte ihre Umsetzung erschweren.

11.07.2024

Demokratiebildung müsse noch besser in Schulen verankert werden, fordert die "Ständige Wissenschaftliche Kommission (SWK)", ein unabhängiges wissenschaftliches Beratungsgremium der Kultusministerkonferenz (KMK), in ihren heute vorgelegten Empfehlungen "Demokratiebildung als Auftrag der Schule". Neben der Vermittlung fachlicher Kompetenzen und der Förderung von Chancengerechtigkeit seien die Vermittlung demokratischer Werte und die Förderung gesellschaftlicher Integration zentrale Aufgaben der Schule. 

Das betreffe zunächst den Politik- und Geschichtsunterricht, doch müsse Demokratiebildung auch fächerübergreifend stattfinden. Die Lehrkonzepte in den entsprechenden Fächern seien gezielt weiterzuentwickeln, die Fächer Politik und Geschichte durchgängig anzubieten. Voraussetzung für die wirksame Verankerung von Demokratiebildung an den Schulen sei eine koordinierte Schulentwicklung seitens Schulleitung und Lehrkräften. 

Empfehlungen für das Lehramtsstudium

Der Auftrag der Schule zur Demokratiebildung müsse sich auch im Lehramtsstudium niederschlagen: Im Fach Sachunterricht an Grundschulen seien fachliche und fachdidaktische Inhalte der historischen und politischen Bildung verbindlich vorzusehen. Das Lehramtsstudium eines gesellschaftswissenschaftlichen Verbundfaches müsse einen Mindestanteil an politikwissenschaftlichen und geschichtswissenschaftlichen Inhalten enthalten. Die Bachelor- und Masterstudiengänge in den Fächern Politik und Geschichte seien im Hinblick auf ihre Inhalte zu überprüfen. 

Der "Deutsche Philologenverband (DPhV)" begrüßte die Empfehlungen. Die DPhV-Bundesvorsitzende Professorin Susanne Lin-Klitzing wies jedoch darauf hin, dass für die Umsetzung ein entsprechendes Stundenvolumen an den Schulen Voraussetzung sei: "Eine partielle Einstündigkeit sogenannter 'Nebenfächer' genügt dem bei Weitem nicht. Dies sinnvolle Prinzip der 'Durchgängigkeit', zum Beispiel bei der politischen Bildung, gilt jedoch nicht nur für die Fächer Geschichte und Politik, sondern grundsätzlich für alle Fächer, beispielsweise auch für Fächer wie Erdkunde oder für die religiös-ethische Bildung. Und eine durchgängige Sprachbildung in der Verkehrssprache Deutsch ist Voraussetzung für alle weitere Bildung."

"Das vorliegende Papier ist ein Argument für grundständige Lehramtsstudiengänge mit hoher Fachlichkeit in zwei Unterrichtsfächern in der universitären Bildungsphase."

Susanne Lin-Klitzing

Der bestehende Lehrkräftemangel würde die Umsetzung der Empfehlungen erschweren. Derzeit angedachte Ausbildungskonzepte für Lehrkräfte, "die die fachliche Bildung in zwei Unterrichtsfächern in einer zweiphasigen Lehramtsausbildung aufgrund von pragmatischer Unterrichtsabdeckung verkürzen wollen", seien kontraproduktiv. "Hier wird massiv an der auch von der SWK geforderten Ausbildungsqualität der angehenden Lehrkräfte gespart – mit fatalen Konsequenzen für die Lehrkräfte selbst, und damit für den Unterricht. Das vorliegende Papier ist ein Argument für grundständige Lehramtsstudiengänge mit hoher Fachlichkeit in zwei Unterrichtsfächern in der universitären Bildungsphase. Nachhaltigkeit ist auch hier das Gebot der Stunde!"

hes