Professor sitzt in einem leere Hörsaal mit Laptop und Tablet in der Hand
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Lehrdeputat
DHV will digitale Lehre aufwerten

Der Deutsche Hochschulverband kritisiert die unvollständige Anrechnung digitaler Lehrformate. Lehrende sollen künftig fairer entlohnt werden.

24.03.2021

Pandemiebedingt werden die Lehrangebote an Hochschulen derzeit fast vollständig durch virtuelle Formate ersetzt. Auch nach der Rückkehr zur Präsenzlehre rechnen viele Hochschulvertreter und Hochschulangehörige mit mehr digitalen Lehrformaten als vor Corona. Deren Anrechnung wird in vielen Lehrverpflichtungsverordnungen der Länder jedoch auf 25 Prozent begrenzt. Der Deutsche Hochschulverband (DHV) hat nun eine stärkere Anrechnung digitaler Lehrformate in den Lehrverpflichtungsverordnungen gefordert. Eine bedarfsgerechte Anpassung sei notwendig.

Für "überobligatorischen Einsatz in der digitalen Lehre" müsse es generell einen fairen Ausgleich geben – auch um Anreize für langfristiges Engagement in der digitalen Lehre zu schaffen. Das könne gegebenenfalls auch die Absenkung des Gesamtlehrdeputats einer Fakultät einschließen, teilte der DHV mit. "Synchrone elektronische Lehre sollte grundsätzlich mit einer Präsenz-Lehrverpflichtungsstunde eins zu eins gleichgesetzt werden. Die Bewertung asynchroner digitaler Lehre sollte den jeweiligen semesterbezogenen Zeitaufwand für die Veranstaltung widerspiegeln", sagte der DHV-Präsident, Professor Bernhard Kempen.

Zu unterscheiden seien bei der Anrechnung die erstmalige Erstellung einer digitalen Vorlesung, ihre veränderte oder unveränderte Übernahme in weiteren Semestern und die Kombination von digitalen und analogen Formaten. Je nach Aufwand müsse eine digitale Lehrveranstaltung gegebenfalls auch stärker angerechnet werden können als ihr analoges Pendant. Lehrverpflichtungsverordnungen sollen nach Ansicht des DHV daher einen "Korridor von Gewichtungsmöglichkeiten" und spezifische Anrechnungsfaktoren erhalten.

Die geforderten Lehrdeputatsermäßigungen sollen laut Mitteilung auch wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gewährt werden, die in der Vor- und Nachbereitung der digitalen Lehre tätig seien. "Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben in der Pandemie Flexibilität sowie außerordentliche Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt", sagte Kempen. Nun müsse auch die Politik durch "substantielle finanzielle Unterstützung" ihren Beitrag zur Weiterentwicklung leisten.

Außerdem verwies der DHV am Mittwoch auf die Notwendigkeit, in der internationalen Wissenschaft wettbewerbsfähig und mobil zu bleiben. Trotz Pandemie und Brexit lebe Wissenschaft von internationaler Kooperation. Die Forschungserfolge im Zusammenhang mit dem Coronavirus und seiner Bekämpfung seien das Ergebnis "zahlloser Austausch- und Gastwissenschaftler-Programme, internationaler Konferenzen und Universitätskooperationen". Die Politik müsse auch weiterhin Brücken für die Wissenschaft bauen, damit diese bei globalen Herausforderungen Brücken für die Politik bauen könne, so Kempen weiter.

ckr