Berlin
Finale Entscheidung über Institut für Islamische Theologie

Die Humboldt-Universität will ein Institut für Islamische Theologie ins Leben rufen. Konservative Islam-Verbände haben viel mitzureden.

28.06.2018

Nach monatelangen Diskussionen ist es an diesem Freitag soweit: Die Humboldt-Universität (HU) entscheidet über die Gründung eines Instituts für Islamische Theologie. Die Zustimmung ist so gut wie sicher, bereits andere Uni-Gremien votierten dafür. Am Institut sollen muslimische Geistliche und Religionslehrer ausgebildet werden – wie bereits in anderen Städten auch. Umstritten ist im Berliner Fall aber, dass dem Institutsbeirat nur traditionell-konservative Islamvertreter angehören sollen.

So werden die Islamische Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden (IGS), der Zentralrat der Muslime und die Islamische Föderation in Berlin im Beirat sitzen. Dem Gremium, dem auch zwei Wissenschaftler angehören werden, wird ein Vetorecht aus religiösen Gründen bei der Besetzung von Professuren eingeräumt. Entschieden werden soll mit Zweidrittelmehrheit. Zum Wintersemester 2018/19 werden am Institut fünf Professuren eingerichtet. Das Land Berlin stellt bis 2022 dafür 13 Millionen Euro zur Verfügung.

Zwar betonen HU und Berliner Bildungsverwaltung, dass die Aufnahme weiterer Verbände möglich sei. Der aus der Türkei gesteuerte Ditib-Verband hatte einen Rückzieher gemacht, weil ihm die Möglichkeiten zur Einflussnahme nicht weit genug gingen.

Konservative Ausrichtung steht parteiübergreifend in der Kritik

Trotzdem ist in den vergangenen Monaten Protest lautgeworden, unter anderem von der Anwältin Seyran Ates, Gründerin der liberalen Ibn-Rushd-Goethe-Moschee, vom früheren Grünen-Politiker Volker Beck, von Studentenvertretern und der CDU im Abgeordnetenhaus.

Es sei schwer verständlich, dass die Politik immer nur Konservative als Ansprechpartner hinzuziehe – etwa bei der Islamkonferenz oder eben dem theologischen Institut. In einem Brief an das Kuratorium legte die Juristin, die jüngst für den Senat das Kopftuchverbot für Lehrerinnen, Richterinnen und Polizistinnen erstritt, jetzt nach. Sie appellierte an das Kuratorium, dem von Amts wegen auch der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) angehört, dem Institut nicht zuzustimmen.

Es gebe ausreichend andere Islam-Vertreter, etwa der afrikanischen oder indonesischen Gemeinden, der Gülen-Bewegung oder dem Liberal Islamischen Bund, die im Beirat eine Stimme haben könnten. Eigentlich solle die staatliche Ausbildung islamischer Theologen sicherstellen, dass auch andere als traditionell-konservative Inhalte vermittelt werden können, schreib die Anwältin.

dpa