riedrich von Borries, Initiator des Stipendiums für das Nichtstun
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Hochschule für bildende Künste Hamburg
Gewinnerinnen des Stipendiums fürs Nichtstun ausgewählt

Ein Hamburger Stipendium fürs Nichtstun hat weltweit für Aufmerksamkeit gesorgt. Mit Faulheit hat die Auszeichnung nichts zu tun.

18.03.2021

Hilistina Banze, Mia Hofner und Kimberley Vehoff sind die Gewinnerinnen der drei mit jeweils 1.600 Euro dotierten Stipendien für Nichtstun der Hochschule für bildende Künste Hamburg (HFBK). "Ich bin total happy, umgangssprachlich würde man sagen 'geflasht'", sagte Initiator Dr. Friedrich von Borries am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur über das weltweite Echo. Menschen aus aller Welt – darunter Wissenschaftler, Künstler, aber auch Kinder und Rentner – hätten an dem 2020 angekündigten Projekt teilgenommen. Die Jury habe die Gewinnerinnen aus insgesamt 2.864 Bewerbern aus 70 Ländern ausgewählt.

"Ich werde mein Kopftuch eine Woche nicht tragen", so das Vorhaben von Hilistina Banze. Die Sozialpädagogin und Integrationsberaterin aus Hamburg möchte ihr auf drei Millimeter kurzrasiertes Haar zeigen und so gleich mehreren Rollenklischees entgegentreten. Mia Hofner, Studentin aus Köln, will für zwei Wochen keine verwertbaren, personenbezogenen Daten über sich generieren. Und Kimberley Vehoff, Fachkraft für Lebensmitteltechnik aus Bad Fallingbostel, will ihren Beruf nicht mehr ausüben, weil ihre sozialen Beziehungen unter wechselnden Früh-, Spät- und Nachtschichten leiden.

Das Projekt ist Teil der Ausstellung "Schule der Folgenlosigkeit. Übungen für ein anderes Leben", die bis zum 18. Juli im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MK&G) zu sehen ist. Die Ausstellung will die Besucherinnen und Besucher laut Mitteilung animieren, darüber nachzudenken, wer sie sind und was in ihrem Leben wichtig ist. Sie können ein Foto von sich machen, sich in Verzicht üben, Sorge tragen für die Folgen ihres Handels oder zerstören, was sie zerstört, indem sie symbolisch mit einem Hammer auf einen ausrangierten Porsche einschlagen.

"Wir leben in einer Zeit, in der wir darauf getrimmt sind, Erfolg zu haben. Alles, was wir tun, soll möglichst folgenreich sein", sagt Borries von der HFBK. "Dieses Denken hat in die ökologische und soziale Krise geführt, in der wir heute leben und unter der sehr viele Menschen leiden. Deshalb halte ich es für wichtig, diesen Pfad zumindest kritisch zu hinterfragen, und sich zu fragen, wie ein Leben aussähe, das keine negativen Folgen für andere hat."

aktualisiert: 18.03.2021, 12:00 Uhr

dpa/kas