leerer Hörsaal der Uni Stuttgart mit leuchtendem Bildschirm am Pult
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Corona-Pandemie
Hochschulen halten an Sommersemester fest

Die Unis setzen ihre Pläne für das Sommersemester um. Damit distanzieren sie sich von den Forderungen einer weiteren Verschiebung.

02.04.2020

Während die Debatte um die Gestaltung und den offiziellen Start des kommenden Sommersemesters angesichts der Coronavirus-Pandemie in vollem Gange ist, starten einige Hochschulen unbeirrt in eben jenes Semester. In Sachsen wollen beispielsweise die TU Dresden und die TU Bergakademie Freiberg am 6. April die Lehre digital beginnen. Eine Anwesenheit der Studierenden in den Hörsälen ist dort wie an allen deutschen Hochschulen vorerst nicht möglich. Lehrveranstaltungen wie Praktika, die sich nicht digitalisieren lassen, sollen zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden, teilten die Hochschulen mit. In der sächsischen Landesrektorenkonferenz werde weniger über eine Verschiebung, sondern über eine mögliche Verlängerung des Sommersemesters diskutiert, hieß es der Deutschen Presseagentur zufolge aus dem Ministerium.

Die Mitglieder des Verbunds "Hochschule Bayern" haben sich am Mittwoch hingegen für einen Semesterstart am 20. April ausgesprochen. Auf dieses Datum haben die meisten Hochschulen in Deutschland das Sommersemester vorläufig verschoben. Eine weitere Verschiebung über diesen Termin hinaus, wie es jüngst der HRK-Präsident Peter-André Alt forderte, lehnten die vertretenen bayerischen Hochschulen für angewandte Wissenschaften ab. Auch das Wintersemester soll ihrer Ansicht nach wie geplant zum 1. Oktober starten. Alt hatte vorgeschlagen, das Wintersemester erst ab dem 1. oder 15. November zu beginnen.

"Niemand kann im Moment sagen, wie lange die Corona-Krise einen Präsenzbetrieb ausschließt. Eine immer weitere Verschiebung des Studienstarts nach hinten kann im schlimmsten Fall in einem kompletten Ausfall des Semesters münden. Wir sind es jetzt unseren Studentinnen und Studenten schuldig, alle Veranstaltungen soweit möglich in einem Digitalbetrieb anzubieten", sagte Professor Walter Schober, Vorsitzender von "Hochschule Bayern" und Präsident der Technischen Hochschule Ingolstadt. Praktika und unausweichliche Präsenzformate seien, soweit nicht digital möglich, auf das Ende des Semesters zu schieben. Die rechtlichen Rahmenbedingungen wollen sie "flexibilisieren", so dass Studierende ihr Sommersemester individuell gestalten können.

Universitätsverbünde plädieren für digitales Semester

Auch die Landesrektorenkonferenzen von Universitäten und Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Nordrhein-Westfalen betonten am Mittwoch in einer gemeinsamen Mitteilung, das Sommersemester 2020 solle kein verlorenes Semester werden. Sie wollen ebenfalls am 20. April mit einer reinen Online-Lehre starten. Eine große Mehrheit der Studierenden zeige sich äußerst motiviert, dafür zusammen mit ihren Lehrenden auch innovative Wege zu gehen. Das geltende Hochschulgesetz in NRW solle so geändert werden, dass digitale Lehre und Prüfungen rechtssicher möglich seien. "Es geht allein darum, im Interesse unserer Studierenden schnell zu handeln, damit wir aus dem Semester so viel machen können, wie es eben geht", sagte Professor Lambert T. Koch, Vorsitzender der Landesrektorenkonferenzen der Universitäten und Rektor der Universität Wuppertal.

Für die Aufrechterhaltung eines digitalen Lehr- und Prüfungsbetriebs im Sommersemester 2020 hat sich am Montag auch der Universitätsverbund German U15 ausgesprochen. "Unsere Studierenden können mit Recht erwarten, dass wir alles tun, um ihnen die Fortsetzung oder den Abschluss ihres Studiums zu ermöglichen", sagte Professor Hans-Jochen Schiewer, Vorsitzender von German U15 und Rektor der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Ein formeller Wegfall des Sommersemesters würde vor allem die Kapazitäten der folgenden Semester überlasten und für schlechtere Studienbedingungen sorgen. Der Semesterstart ist an den Unis des Verbunds nicht einheitlich geregelt. Die Uni Leipzig startet beispielsweise wie andere Unis in Sachsen bereits am 6. April, die Uni Freiburg erst am 11. Mai.

Ähnlich äußerten sich die Technischen Universitäten des Verbundes TU9. "Die TU9-Universitäten halten an den Plänen zur Aufrechterhaltung des gestern begonnenen Sommersemesters 2020 und des damit einhergehenden Lehrbetriebs fest – es wird so weit wie möglich ein reguläres und voll gültiges Semester sein", heißt es in der Mitteilung vom Donnerstag. "Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst und wirken aktiv einem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Stillstand entgegen", sagte Professor Wolfram Ressel, TU9-Präsident und Rektor der Universität Stuttgart. Für die Umsetzung bauen auch die Technischen Unis auf digitale Formate und flexible Lösungen. Dass viele Präsenzveranstaltungen nicht durch digitale Formate zu ersetzen sind, soll durch Sonderregelungen aufgefangen werden. Bei den TU9 startet das Semester zumindest größtenteils einheitlich: Außer die TU Dresden beginnen alle Mitgliedshochschulen offiziell am 20. April. Die RWTH Aachen will vorab schon ab dem 6. April digitale Lehre anbieten.

ckr