Hochschulabschluss
Hochschulen intensivieren Maßnahmen gegen Studienabbruch
Laut Angaben des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) von 2022 beenden 28 Prozent der Bachelor-Studierenden in Deutschland ihr Studium ohne Abschluss. Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass elf Prozent der Erststudierenden des Jahres 2019 bereits während der ersten drei Semester ihr Studium abgebrochen haben.
Daten des aktuellen Überblicks „CHECK Hochschulzugang und Studieneingang in Deutschland“ belegen nun, dass Hochschulen auf diese Entwicklung reagiert haben. Das zeigen Vergleichswerte von 2021 und 2024 zum Einsatz von Self-Assessment-Tools sowie zu Unterstützungsmaßnahmen zum Studienstart.
"Die von den Studienabbrechenden häufig genannten Gründe wie Leistungsprobleme oder mangelnde Motivation deuten oft auf ein 'Matching-Problem' hin", erklärt der Experte für Hochschulzugang beim Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) und Co-Autor der Studie, Cort-Denis Hachmeister. "Das bedeutet, die Selbstzuordnung der Studierenden für ein Studium beziehungsweise ein bestimmtes Studienfach erweist sich als unpassend", erläutert Hachmeister.
Aktuell stehen Studieninteressierten in Deutschland laut des CHECK-Überblicks über 22.000 Studienangebote an knapp 430 Hochschulen offen.
Jeder zweite Fachbereich nutzt Self-Assessment-Tools
Eine gute Möglichkeit zur Selbsteinschätzung, ob Studieninteressierte für den jeweiligen Studiengang geeignet sind, bieten der CHE-Publikation zufolge sogenannte Self-Assessment-Tools. Sie enthielten leistungsbezogene Aufgaben, wie sie auch in Auswahltests Verwendung finden, aber auch noch andere Elemente, wie beispielsweise Fragen zur Persönlichkeit oder zu Interessen. Anders als bei Auswahltests würden bei Self-Assessments ausschließlich die Studieninteressierten das Ergebnis bekommen.
Aktuell setzten 52 Prozent aller Fachbereiche an deutschen Hochschulen Self-Assessment-Tools als Orientierungshilfe bei der Studienwahl ein. Im Jahr 2021 habe der Anteil noch bei 40 Prozent gelegen. Das Land Baden-Württemberg verlange beispielsweise von allen Personen, die sich für ein Studium bewerben, den Nachweis über die Teilnahme an einem Orientierungstest.
Bei fachbezogenen Self-Assessments nutze mehr als ein Drittel der Fachbereiche eigene Testverfahren der jeweiligen Disziplin beziehungsweise der Hochschule. Der Bereich Pharmazie habe mit 94 Prozent im Fächervergleich den höchsten Einsatz von Self-Assessments, gefolgt von Wirtschaftswissenschaften mit 79 Prozent.
Vor- und Brückenkurse: Ausbau der Unterstützungsangebote
Mit sogenannten Brücken- oder Vorkursen können Erstsemester seit Jahren schon Wissenslücken vor dem Studienstart schließen und die Arbeitsweise und die Hochschule bereits vor dem eigentlichen Studienbeginn kennenlernen, ist der aktuellen CHE-Hochschulzugangs-Auswertung zu entnehmen. Hier sei der Anteil der Fachbereiche mit einem solchen Angebot zwischen 2021 und 2024 von 67 Prozent auf 77 Prozent gestiegen. "In den Fächern, in denen zum Studienstart ein hohes mathematisches Vorwissen vorausgesetzt wird, gibt es nahezu flächendeckend Vor- und Brückenkurse vor dem Start ins Studium", heißt es dazu im CHE-Überblick zu Hochschulzugang und Studieneingang.
Eine Beratung zur individuellen Studienverlaufsplanung gebe es nahezu flächendeckend. Daneben hätten vier von fünf Fachbereichen Erstsemester-Tutorien im Angebot. Zwei Drittel offerierten eine individuelle semesterbegleitende Rückmeldung zum Lernerfolg. Frühwarnsysteme, die Anzeichen für einen Studienabbruch schon frühzeitig im Studienverlauf erkennen könnten, damit rechtzeitig Unterstützungsmaßnahmen angeboten werden könnten, kämen bei 48 Prozent der Fachbereiche zur Anwendung.
Neben der guten Begleitung für einen erfolgreichen Start ins Studium sei es allerdings auch wichtig, flexible Schnittstellen, Übergänge und eine wechselseitige Anerkennung zwischen beruflicher und akademischer Bildung zu ermöglichen. "Der Wechsel von einem Studium in eine passende Ausbildung sollte als normaler Teil des Bildungswegs und nicht als persönliches Scheitern wahrgenommen werden", wünscht sich Cort-Denis Hachmeister. Hierfür brauche es aber in Deutschland noch besser verzahnte Angebote nachschulischer Bildung.
cva