Arzt mit Unterlagen
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Medizin-Ausbildung
Höhere Schwelle für ausländische Ärzte gefordert

Viele Kliniken sind auf ausländische Mediziner angewiesen. Die Bundesärztekammer will, dass deren Qualifikation strenger geprüft wird.

07.05.2018

Die Anerkennung der Abschlüsse von Medizinerinnen und Medizinern aus Nicht-EU-Ländern sollte aus Sicht von Niedersachsens Ärztekammerpräsidentin Martina Wenker so schnell wie möglich reformiert werden. "Wir reden hier über Patientensicherheit und Patientenschutz, da lasse ich keine Abstriche zu", sagte Wenker, die auch Vizepräsidentin der Bundesärztekammer ist, der Deutschen Presse-Agentur. "Wir fordern eine theoretische und praktische Prüfung analog zum zweiten und dritten Teil des Staatsexamens." Beim 121. Deutschen Ärztetag in Erfurt steht am Dienstag ein entsprechender Antrag des Vorstands der Bundesärztekammer auf der Tagesordnung.

Bisher sind die Approbationsbehörden der Bundesländer für die Zulassung von Ärzten aus Nicht-EU-Ländern zuständig. Beim derzeitigen Verfahren seien die Echtheit vorgelegter Diplome und Zeugnisse und ihre Beweiskraft vielfach nicht abschließend zu bestimmen, heißt es dem Antrag. Dennoch werde überwiegend allein nach Papierform über die Zulassung entschieden, kritisierte Wenker. "Das ist ein echter Anerkennungstourismus inzwischen." Manche ausländischen Ärzte reichten mit Hilfe von Agenturen ihre Papiere gleich in mehreren Bundesländern ein.

Der Niedersächsische Zweckverband zur Approbationserteilung (NiZzA) sei zu schwerfällig, sagte der Verbandsdirektor der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft, Helge Engelke. Die Prüfung dauere zu lange. Grundsätzlich sei es richtig, auf die Qualität der Ärzte zu achten. Allerdings dürfe mit dem deutschen Staatsexamen keine zusätzliche Hürde für ausländische Ärzte eingebaut werden. "Es ist hinterfragenswürdig, wenn jemand, der schon 20 Jahre Chefarzt in Dubai gewesen ist, hier noch einmal die Schulbank drücken soll."

Staatsexamen ist "bewährter Prüfungsstandard"

Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund befürwortet dagegen die Forderung der Ärztekammer. Landeschef Martin Wollenberg sagte: "Das bundesweit einheitliche Staatsexamen ist ein bewährter Prüfungsstandard. Dass diejenigen, die von außerhalb der EU kommen, sich dieser Prüfung stellen, soll der Sicherstellung des hohen Standards bei der Patientenversorgung in Deutschland dienen."

Bundesweit hat sich die Zahl der ausländischen Ärzte binnen sieben Jahren mehr als verdoppelt. 2016 zählte die Bundesärztekammer 41.658 berufstätige ausländische Ärzte. Wer innerhalb der EU ein Medizinstudium absolviert hat oder als Arzt anerkannt wurde, bekommt die Approbation in Deutschland automatisch.

Die Berufszulassung scheint für viele ausländische Ärztinnen und Ärzte schon jetzt eine Herausforderung zu sein: Laut einer kürzlichen Umfrage des "MDR Thüringen" unter den deutschen Landesärztekammern fallen 50 Prozent durch die verpflichtenden Prüfungen.

dpa/kas