Studentisches Wohnen
Im Schnitt 489 Euro für ein WG-Zimmer
Im Schnitt 489 Euro pro Monat kosten WG-Zimmer an deutschen Hochschulstandorten nur wenige Wochen bevor das Wintersemester 2024/2025 beginnt – und die Unterschiede zwischen den einzelnen Städten sind teils beträchtlich. Das geht aus einer Auswertung des "Moses Mendelssohn Instituts" in Kooperation mit der Vermittlungsplattform "wg-gesucht.de" hervor, die der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorliegt. Seit dem vergangenen Wintersemester sind die Zimmer in Wohngemeinschaften demnach im Schnitt um 17 Euro teurer geworden. "Nach dem Auslaufen der Covid-19-Pandemie und dem Angriff Russlands auf die Ukraine sind die Wohnkosten extrem gestiegen. Jetzt können wir eine Erholungsphase erkennen", sagte Projektleiter Dr. Stefan Brauckmann zu den Zahlen. Vor dem Wintersemester 2013/2014 kostete ein WG-Zimmer im Schnitt noch 324 Euro.
München knapp 300 Euro über deutschlandweitem Schnitt
Am teuersten sind der Auswertung zufolge WG-Zimmer in München. Der mittlere Preis für ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft liegt hier bei 790 Euro – 40 Euro mehr als vor dem Wintersemester 2023/2024. Dahinter folgen Frankfurt mit 680 Euro (plus 50 Euro), Berlin mit 650 Euro (keine Veränderung zum Vorjahr), Hamburg mit 620 Euro (plus 20 Euro) und Köln mit 600 Euro (plus 30 Euro). "Auch in diesem Wintersemester hat sich wieder gezeigt, dass die vergleichsweise günstigen Angebote sehr schnell wieder aus dem Netz genommen wurden. Personen, die erst sehr spät eine Zulassung zum Studium bekommen oder sich nicht vor Ort um eine Unterkunft kümmern können, weil zum Beispiel noch kein Visum erteilt wurde, unterliegen einem größeren Marktdruck", sagte Brauckmann.
Günstiger kommen Studierende etwa in Siegen (330 Euro), Jena (328), Wismar (325) oder Chemnitz (290) unter. Allerdings ist hier die Datenlage nicht so zuverlässig wie bei den viel größeren Standorten.
Für das "Hochschulstädtescoring 2024" wurden mehr als 9.000 Angebote analysiert, die in den letzten beiden August-Wochen online gestellt wurden. Berücksichtigt wurden Angebote für alle 88 deutschen Hochschulstandorte mit mehr als 5.000 Studierenden (ohne Fern- und Verwaltungshochschulen) – Brauckmann zufolge sind dort 90,5 Prozent der Studierenden eingeschrieben. In die Auswertung genommen wurden ausschließlich Angebote für ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft mit insgesamt zwei oder drei WG-Mitgliedern. Neugründungen wurden nicht berücksichtigt.
Bafög-Wohnpauschale reicht nicht aus
Der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Studierendenwerks (DSW), Matthias Anbuhl, kommentierte die Auswertung. Er urteilte, dass die Bafög-Wohnpauschale trotz Erhöhung auf aktuell 380 Euro pro Monat den tatsächlichen Kosten für Studierende hinterherhinke. Das DSW fordere die Wohnkostenpauschale weiter anzuheben und das Bund-Länder-Programm "Junges Wohnen" weiter zu verstetigen, das die Schaffung von Wohnheimplätzen für Studierende und Auszubildende fördert. Viele Studierende müssten sich bei der Hochschulortwahl fragen, ob sie sich die Mieten in dieser Stadt leisten können, so Anbuhl. Das sei eine "neue Form der sozialen Auslese". Auch in der kürzlich veröffentlichten ZEIT-Studie zu Studieninteressen wurde festgestellt, dass hohe Mieten Studierende in ihrer Studien- und Hochschulwahl einengen.
dpa/cpy