Das Bild zeigt einen Forschenden beim Pipettieren.
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CHE
Jeder zehnte deutsche Medizin-Studierende studiert im Ausland

Das beliebte Fach Humanmedizin ist zulassungsbeschränkt. Viele Studierende zieht es daher ins Ausland.

25.06.2025

Mindestens zehn Prozent aller deutschen Studierenden der Humanmedizin gehen zum Studium ins Ausland. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Publikation des CHE Centrum für Hochschulentwicklung. Der "CHECK Medizinstudium in Europa" geht von mindestens 9.100 Personen aus, die aufgrund der Zulassungsbeschränkungen in Deutschland an europäische Universitäten ausweichen. Zehn Prozent aller Medizinstudierenden würden ihr Studium damit im Ausland absolvieren.

Besonders nachgefragt seien Österreich und Ungarn mit 2.543 beziehungsweise 2.018 deutschen Medizinstudierenden in den Jahren 2022/23. Viele Studierende gingen auch nach Bulgarien, Polen oder in die Schweiz. Weil für einige Länder wie Rumänien, Kroatien oder die Slowakei keine Zahlen vorliegen würden, könne die Gesamtzahl nur geschätzt werden. Grundlage für die Schätzung der CHE-Expertinnen und -Experten bilden Daten des Statistischen Bundesamts.

Mangel an Ärztinnen und Ärzten in Deutschland

Wo diese Medizinstudierenden nach dem Abschluss verblieben, sei unklar. Selbst bei den für die Anerkennung und Approbation zuständigen Länderbehörden in Deutschland fehle es an flächendeckenden Informationen, berichtet Gero Federkeil, Leiter für internationale Rankings beim CHE. "Es wäre gut, wenn die Politik diese große Unbekannte mithilfe einer Studie ausräumt, um zu klären, ob es beispielsweise Probleme beim Einstieg ins deutsche Gesundheitssystem gibt."

In Deutschland mangelt es an Medizinerinnen und Medizinern. Laut CHE sind bereits mehr als 5.000 Hausarztsitze unbesetzt. Die Lage werde sich in den nächsten fünf Jahren verschärfen, weil ein Viertel der Hausärztinnen und Hausärzte ihre Tätigkeit gemäß einer aktuellen Umfrage aufgeben wolle. Die Auslandsstudierenden bei der Lösung des Problems systematisch einzubeziehen, "könnte neben der Erhöhung von Medizinstudienplätzen ein wichtiger Baustein bei der Behebung der Fachkräftelücke sein", so Federkeil.

aktualisiert am 25.06.2025 um 11:30 Uhr [Infobox], erstmals veröffentlicht am 24.06.2025

Sachsen lässt in Ungarn ausbilden

Um den Mangel an Ärztinnen und Ärzten zu lindern, hat Sachsen bereits 2013 begonnen, Medizinstudierende in Ungarn ausbilden zu lassen. Im Rahmen des Projekts "Studieren in Europa – Zukunft in Sachsen" werden jährlich 40 Studienplätze bereitgestellt, berichtet die Deutsche Presse-Agentur (dpa). Nach ihrem Medizinstudium an der Universität Pécs durchlaufen die Teilnehmenden in Sachsen eine Weiterbildung zur Fachärztin beziehungsweise zum Facharzt für Allgemeinmedizin. 

Die Bewerbenden benötigten einen Abiturdurchschnitt von mindestens 2,6. Sie seien dazu verpflichtet, nach ihrer Ausbildung noch mindestens fünf Jahre als Hausärztin oder Hausarzt jenseits der Regionen Leipzig, Markkleeberg, Dresden und Radebeul tätig zu sein. Dafür würden ihre Studiengebühren übernommen.

Nach dpa-Informationen absolvieren aktuell mehr als 200 Personen das Programm. Aufgrund der langen Ausbildungszeiten trete nun der erste Absolvent eine Hausarzt-Stelle an. Der Bedarf an Hausärztinnen und Hausärzten ist groß und wird sich in den kommenden Jahren vergrößern. Allein in Sachsen gebe es derzeit 370 unbesetzte Stellen. Besonders betroffen seien Kleinstädte und der ländliche Raum.

hes