Studentin mit Mundschutz lernt während des Corona-Semesters mit Laptop in einer Bibliothek
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digitale Lehre
Kaum Vorlesungen an Unis ausgefallen

Während des Wintersemesters sind fast alle Lehrveranstaltungen digital ersetzt worden. Wieviele ausgefallen sind, unterscheidet sich nach Fächern.

18.03.2021

Die Corona-Pandemie hat den Alltag von Studierenden verändert – der Vorlesungs- und Prüfungsbetrieb an Hochschulen findet weitgehend digital statt. Ausgefallen ist dadurch im Schnitt kaum eine Veranstaltung. Das ist das Ergebnis einer Befragung von mehr als 27.000 Studierenden sowie 665 Lehrkräften an deutschen Hochschulen, das das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) am Donnerstag veröffentlicht hat.

Demnach fielen im Wintersemester nur knapp ein Prozent der geplanten Vorlesungen aus. Durch die Umstellung auf digitale Formate konnten auch Seminare, Übungen und Tutorien von fast allen Lehrenden wie geplant angeboten werden. Die Hochschulautonomie habe es ermöglicht, kurzfristige und flexible Lösungen vor Ort zu finden.

Der geringe Ausfall müsse jedoch statistisch und nach Fächern eingeordnet werden. "Eine Informatik-Vorlesung lässt sich beispielsweise problemlos Corona-konform digital durchführen. Naturwissenschaften mit verpflichtenden Laborpraktika oder Exkursionen stellte die aktuelle Situation vor ganz andere Herausforderungen", sagte Studienautor Marc Hüsch.

So mussten 43 Prozent der befragten Professorinnen und Professoren aus den Fächern Geografie und Geowissenschaften Präsenzveranstaltungen wie Exkursionen im Wintersemester ersatzlos absagen. 31 Prozent der befragten Studierenden der Fächer Geografie, Geowissenschaften und Biologie bewerteten Geländepraktika und Exkursionen als "schlecht" oder "sehr schlecht".

Mehrheit der Lehrenden will digitale Formate behalten

Über alle Fachbereiche hinweg boten 85 Prozent der Professoren ihre Veranstaltungen ausschließlich digital an. Fächerübergreifend waren die Studierenden mit der Organisation an ihrer Uni mehrheitlich zufrieden. Drei von vier vergaben laut Mitteilung gute oder sehr gute Noten für die Möglichkeit, weiter Prüfungsleistungen zu erbringen oder angerechnet zu bekommen. Kritisch betrachteten viele Studierenden den während der Corona-Pandemie fehlende Zugang zu studienrelevanter Infrastruktur wie Lernräume oder Bibliotheken. Auch die Kommunikation mit Lehrenden sowie der Austausch unter den Studierenden werde durch die Pandemie beeinträchtigt.

Studierende und Lehrende wünschten sich künftig mehrheitlich eine Kombination aus analoger und digitaler Lehre. Laut Umfrage wünschen sich nur 20 Prozent der Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer eine Rückkehr zu reinen Präsenzveranstaltungen. Die große Mehrheit will, dass digitale Lehrelemente weiterhin mit eingebunden werden und Präsenzveranstaltungen ergänzen. Nur zwei Prozent sprachen sich langfristig für ein reines Online-Modell aus.

Allerdings sehen Lernende und Lehrende hier noch technischen und didaktischen Unterstützungsbedarf. "Bei der fachspezifischen Weiterentwicklung digitaler Lehr- und Lernformate dürfen Lehrende nicht wieder auf sich allein gestellt sein, wenn der Alltag nach Corona wieder Einzug hält", sagt Hüsch. Digitale Infrastruktur und Hilfsleistungen müssten auf Basis der jetzt gemachten Erfahrungen ausgebaut werden.

An der Befragung zur Situation im Wintersemester 2020/2021 nahmen laut CHE Lehrende und Studierende ab dem 3. Fachsemester von rund 150 deutschen Hochschulen teil. Sie kamen aus den Fächern Biologie, Chemie, Geografie, Geowissenschaften, Informatik, Mathematik, Medizin, Pflegewissenschaft, Pharmazie, Physik, Politikwissenschaft oder Sozialwissenschaften, Sport oder Sportwissenschaft und Zahnmedizin. Auch Antworten von 177 deutschen Hochschulverwaltungen seien enthalten.

ckr/dpa