Studentin sitzt in der Bibliothek und lernt. Im Hintergrund steht ein Regal mit Lehrbüchern.
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Lehre
Lehrbücher an Unis weiterhin hoch im Kurs

Wie wichtig "klassische" Lehrbücher noch sind, zeigt eine neue Studie. Dabei haben Studierende und Lehrende unterschiedliche Vorlieben.

01.02.2022

Studierende und Lehrende messen Lehrbüchern nach wie vor einen hohen Stellenwert bei, insbesondere für die Vermittlung von Grundlagenwissen. Das ist ein Ergebnis einer neuen Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW). Lehrende finden sie demnach noch wichtiger als Studierende, bei denen andere Lehrmaterialien dominieren.

Allgemein stellen Beschäftigte von Hochschulbibliotheken für die vergangenen Jahre laut Studie mehrheitlich eine zunehmende oder zumindest gleichbleibende Nutzung von Lehrbüchern fest. Ganz besonders hoch sei der Stellenwert von Lehrbüchern in den Natur-, Lebens- und Ingenieurwissenschaften sowie der Mathematik.

Digitale oder analoge Lehrbücher?

Beim Vergleich von digitalen und analogen Lehrbuchversionen zeigt die Studie ein eher ambivalentes Bild: Zwar sei ein Trend zur vermehrten Nutzung von E-Books erkennbar, der durch Corona-Pandemie noch verstärkt wurde, dennoch bevorzuge knapp die Hälfte der befragten Lehrenden und Studierenden nach wie vor gedruckte Lehrbücher. Dies deute an, dass E-Books eher eine Ergänzung zu Print-Lehrbüchern sein sollten, kein Ersatz. Digitale Lehrbücher seien aus Perspektive der Befragten insbesondere in der digitalen Lehre relevant.

Eine breitere Verwendung von E-Books setzt den Studierenden und Lehrenden zufolge eine unentgeltiche Nutzung voraus, etwa über Open‐Access‐ oder Campus‐Lizenzen. Ebenso sei die Möglichkeit wichtig, digitale Lehrbücher lokal zu speichern. Diese Voraussetzungen sind laut Meinung der Befragten nicht immer erfüllt.

Allgemein können nur 15 Prozent eines geschützten Werks erlaubnisfrei in Unterricht, Lehre und Forschung bereitgestellt werden. Diese Regelung im Urheberrecht kannte allerdings nur jede vierte Lehrperson, wie die Befragung des DHZW ergab.

Unterschiede zwischen Lehrenden und Studierenden

Lehrende und Studierende gaben den verwendeten Lehrmaterialien eine unterschiedliche Priorität. Egal ob E-Book oder Print, Lehrbücher bildeten bei den Lehrenden das am häufigsten genannte und hauptsächlich genutzte Lehrmaterial. Bei den Studierenden dominierten hingegen digitale Lehrmaterialien (exklusive Lehrbücher) wie PDF-Skripte, Präsentationsfolien oder E-Learning-Angebote. Erst auf Platz zwei folgten bei den Studierenden Lehrbücher, gefolgt von Fachzeitschriftenartikeln und sonstigen Fachbüchern.

Der Anteil der Studierenden, die digitale Lehrmaterialien hauptsächlich nutzen, sei fast viermal höher als der Anteil der Studierenden, die hauptsächlich Lehrbücher verwendeten. Die hohe Bedeutung der sonstigen Lehrmaterialien könne daran liegen, so die Studie, dass die Studierenden von ihnen erwarten, dass sie prüfungsrelevantes Wissen in gebündelter Form bereitstellen.

Bei der Interpretation der Antworten der Stichproben sei allerdings zu berücksichtigen, dass das Alter die Einschätzungen beeinflussen könne: Durch den hohen Anteil der Professorinnen und Professoren (über 75 Prozent) unter den Lehrenden lag das Durchschnittsalter dieser Befragten bei 51,6 Jahren, während die Studierenden im Mittel 25,4 Jahre alt waren.

Für die Studie, die das DZHW in Kooperation mit der Technischen Informationsbibliothek (TIB) Hannover durchgeführt hat, wurden zwischen Ende Mai und Ende Juni 2021 rund 1.000 Lehrende und etwa 750 Studierende deutscher Universitäten und Fachhochschulen sowie etwa 260 Beschäftigte an Hochschulbibliotheken mittels standardisierter Online-Erhebungsinstrumente befragt.

cpy