Das Foto zeigt einen vollen Hörsaal mit Erstsemestern an der Uni Rostock.
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Studium
Mehr als 62.000 Studierende ohne Abitur

Studieninteressierte können in Deutschland ein fehlendes Abitur durch Berufserfahrung kompensieren. Das ist für immer mehr Menschen attraktiv.

31.03.2020

Im Jahr 2018 lag die Zahl der Studierenden ohne allgemeine Hochschul- und Fachhochschulreife in Deutschland auf dem bisherigen Höchstwert von rund 62.000. Das entspricht im Vergleich zum Jahr 2013 einem Plus von 35 Prozent und einem aktuellen Gesamtanteil an allen Studierenden in Deutschland von 2,2 Prozent.

Rekordwerte gab es 2018 auch bei den Studienanfängerinnen und Studienanfängern ohne Abitur. Sowohl die Gesamtzahl von 14.800 als auch ein Anteil von 2,9 Prozent an allen Erstsemestern übertreffen die Werte des Vorjahres. Ebenfalls erneut gewachsen ist die Zahl der Absolventinnen und Absolventen, die über den beruflichen Weg ins Studium gelangt sind. Diese lag 2018 bei 8.700. Damit hat sich seit der deutschlandweiten Einführung des Studiums ohne Abitur im Jahr 2010 deren Anzahl nahezu verdreifacht. Zu diesem Ergebnis kommen aktuelle Berechnungen des CHE Centrum für Hochschulentwicklung.

Deutliche Unterschiede zeigen sich laut Studie beim Vergleich der Situation in den einzelnen Bundesländern. Beim Anteil der Studienanfängerinnen und Studienanfänger ohne Abitur an allen Erstsemestern bilden demnach Hamburg (5,8 Prozent), Nordrhein-Westfalen (4,0 Prozent) und Hessen (3,8 Prozent) das Spitzentrio. Schlusslicht beim Bundesländervergleich ist weiterhin das Saarland, obwohl es seine Erstsemesterquote gegenüber dem Vorjahr von 0,5 auf 1,1 Prozent steigern konnte.

Fachhochschulen beziehungsweise Hochschulen für angewandte Wissenschaften sind dem CHE zufolge beim Studium ohne Abitur insgesamt weiterhin gefragter als Universitäten. Zwei Drittel aller Studienanfängerinnen und Studienanfänger in diesem Bereich entschieden sich 2018 für diesen Hochschultyp.

Zu den bundesweit am stärksten nachgefragten Hochschulen gehören den Studie zufolge bei beruflich qualifizierten Erstsemestern und Studierenden jeweils die staatliche FernUniversität in Hagen sowie die private IUBH Internationale Hochschule. Am beliebtesten waren 2018 bei der Fächerwahl die Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Mit rund 55 Prozent entschieden sich mehr als die Hälfte der Studienanfängerinnen und Studienanfänger für einen Studiengang aus dieser Fächergruppe. An zweiter und dritter Stelle stehen die Ingenieurwissenschaften (20,8 Prozent) und Medizin/Gesundheitswissenschaften (12,6 Prozent). Bei der Bewerbung für einen Studienplatz im Bereich Medizin ersetzt dabei die Note der Meister- oder Fachwirtprüfung die Abiturnote.

Generelle Voraussetzung für die Bewerbung um einen Studienplatz ohne allgemeine Hochschulreife und Fachhochschulreife ist eine abgeschlossene Berufsausbildung sowie der Nachweis von Berufserfahrung. Je höher die im Beruf erworbene Qualifikation der Studieninteressierten ist, desto größer ist auch die Auswahl an Studiengängen, die studiert werden kann.

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