Das Bild zeigt drei Modellbau-Figuren und Klötze mit den Aufschriften "Uni" und "Jobs".
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OECD-Bildungsstudie 2024
Mehr junge Erwachsene mit Hochschulabschluss

39 Prozent der 25- bis 34-Jährigen in Deutschland haben mindestens einen Bachelor-Abschluss. Der EU-Durchschnitt liegt fünf Prozent höher.

12.09.2024

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat am 10. September gemeinsam mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Kultusministerkonferenz (KMK) ihre Publikation "Bildung auf einen Blick 2024" mit dem Themenschwerpunkt "Chancengerechtigkeit" vorgestellt. 

Was den Frauenanteil beim Erwerb mindestens eines Bachelor- oder gleichwertigen Abschlusses betrifft, so lässt in den meisten Ländern die jüngere Generation die ältere dem Bericht zufolge weit hinter sich. Der familiäre Hintergrund habe nach wie vor einen starken Einfluss auf die Bildungsergebnisse. 

Hochschulbildung länderübergreifend im Aufwärtstrend 

Im Durchschnitt der OECD-Länder haben demnach 54 Prozent der jüngeren Frauen (25- bis 34-Jährige) und 41 Prozent der jüngeren Männer einen Abschluss im Tertiärbereich, das heißt in der Regel mindestens einen Bachelor-Abschluss. In Deutschland gehörten dieser rund 39-Prozent-starken Gruppe 41 Prozent der Frauen und 36 Prozent der Männer dieses Alters an. Mit diesen Werten liegt Deutschland beim Frauenanteil sowohl deutlich unter dem OECD-Wert also auch unter dem EU25-Durchschnitt von 52 Prozent (EU25-Mittelwert der Gesamtgruppe: 44 Prozent). 

Hochschulbildung ist dem Report zufolge im Aufwärtstrend mit einem deutlichen Bildungsfortschritt zwischen den Generationen. 2023 hätten im OECD-Durchschnitt 24 Prozent der 55- bis 64-jährigen Frauen diesen Bildungsstand erreicht, bei den 25- bis 34-Jährigen waren es mit 47 Prozent fast doppelt so viele. Auch bei den Männern habe sich der Bildungsstand zwischen den Generationen verbessert, wenn auch weniger deutlich: 23 Prozent der Älteren hätten mindestens einen Bachelor- oder einen gleichwertigen Abschluss – bei den Jüngeren seien es 35 Prozent. 

Als mögliche Ursachen dieser Entwicklung nennt die Studie staatliche Maßnahmen zur Förderung der Hochschulbildung allgemein oder gezielt für Frauen, ein besserer Zugang zu Bildungseinrichtungen, eine höhere soziale Mobilität sowie die gesellschaftliche Anerkennung des Werts der Hochschulbildung. 

Allerdings verfüge nach wie nur knapp ein Fünftel der Erwachsenen mit Eltern ohne Abschluss im Sekundarbereich II über einen Hochschulabschluss oder eine andere Form der tertiären Bildung. Häufig werde der Bildungsstand von einer Generation an die nächste weitergegeben, was auf eine gehemmte soziale Mobilität hinweise. Die Nordischen Länder, wie etwa Finnland, Norwegen und Schweden, zeigten ein relativ hohes Niveau der Bildungsaufwärtsmobilität. 

Viele Jüngere ohne beruflichen Abschluss oder Hochschulreife 

In vielen Ländern ist laut Bericht der Anteil der 25- bis 34-Jährigen ohne Abschluss im Sekundarbereich II deutlich gesunken – von 17 Prozent im Jahr 2016 auf 14 Prozent im Jahr 2023. In Deutschland ist den Daten zufolge dieser Anteil jedoch gestiegen: 16 Prozent hatten keinen Abschluss im Sekundarbereich II – 2016 waren es noch 13 Prozent gewesen. 

"Fast jede oder jeder Sechste im Alter von 25 bis 34 Jahren hatte im Jahr 2023 weder einen beruflichen Abschluss noch die Hochschulreife. Das können wir nicht länger hinnehmen. Das Startchancen-Programm ist der Einstieg in die notwendige bildungspolitische Trendwende", kommentierte der Parlamentarische Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Dr. Jens Brandenburg, die Zahlen für Deutschland. Mit dem Startchancen-Programm investierten Bund und Länder gemeinsam in erfolgreiche Bildungsbiografien, in Fachkräfte von morgen, in die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands sowie in den Zusammenhalt der Gesellschaft und in die Stabilität der Demokratie, führte er weiter aus.

"Fast jede oder jeder Sechste im Alter von 25 bis 34 Jahren hatte im Jahr 2023 weder einen beruflichen Abschluss noch die Hochschulreife. Das können wir nicht länger hinnehmen."
Dr. Jens Brandenburg, Parlamentarischer Staatssekretär BMBF

Im OECD-Durchschnitt gab es laut Report mit rund 14 Prozent im vergangenen Jahr deutlich weniger Personen in der Altersgruppe zwischen 18 und 24 Jahren, die weder in Beschäftigung noch in Ausbildung sind (NEET: Neither Employed, nor in formal Education or Training). Die Beschäftigungsmöglichkeiten hätten sich merklich verbessert. Udo Michallik, Generalsekretär der Kultusministerkonferenz (KMK), kommentierte bei der Studienpräsentation im BMBF die entsprechenden Werte für Deutschland: "Erfreulicherweise ist der Anteil der 18- bis 24-Jährigen, die weder in Bildung noch Beschäftigung sind, seit 2016 auf 9,6 Prozent gesunken und liegt damit unter dem OECD-Durchschnitt von 13,8 Prozent." 

Diese positiven Tendenzen sind laut der OECD-Bildungsstudie durch den längeren Verbleib der 18- bis 24-Jährigen im Bildungssystem und den stabilen Arbeitsmarkt bedingt und zeugten nicht von besseren Lernergebnissen. So sei der Anteil leistungsschwacher 15-Jähriger in der Internationalen Schulleistungsstudie PISA seit 2012 in den meisten Ländern gleich geblieben oder sogar gestiegen. 

Betrachtet man im Bericht den prozentualen Anteil der im Inland und der im Ausland geborenen Erwachsenen und den jeweiligen Bildungsstand, so haben im Durchschnitt 19 Prozent der im Inland geborenen Erwachsenen bis 64 Jahre einen Bildungsstand unterhalb Sekundarbereich II, bei den im Ausland geborenen Erwachsenen hingegen sind es vier Prozentpunkte mehr. 

Investitionen des deutschen Staats in die Bildung

  • Pro am Bildungssystem teilnehmender Person gibt Deutschland von der Schule bis zum Uni-Abschluss im Schnitt pro Jahr etwa 15.550 Euro aus – der OECD-Schnitt liegt bei umgerechnet 12.870 Euro, entnimmt die Deutsche Presseagentur der Studie. 
  • Für seine Bildungseinrichtungen stelle Deutschland 4,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) bereit und zähle damit zu den OECD-Ländern, deren Bildungsausgaben seit 2015 gestiegen sind. Der Wert liege dennoch unter dem OECD-Durchschnitt von 4,9 Prozent des BIP.

cva (mit dpa)