Portraitfoto von Professor Andreas Schleicher
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Studium
OECD-Bildungsdirektor plädiert für nachgelagerte Studiengebühren

Nachgelagerte Studiengebühren seien sozial gerechter als das gebührenfreie Studium, sagt Andreas Schleicher. Zudem sicherten sie hochwertige Lehre.

30.09.2019

Der Bildungsforscher und OECD-Bildungsdirektor Professor Andreas Schleicher hat sich zum Start des Wintersemesters für nachgelagerte Studiengebühren in Deutschland ausgesprochen. Deutschland gehöre zu den wenigen Staaten, in denen die Ausgaben pro Studierenden in den vergangenen Jahren gesunken seien, sagte Schleicher der Deutschen Presse-Agentur. "Viele der Hochschulen verfügen nicht mehr über ausreichende finanzielle Mittel, um im Zeitalter der Massenuniversität wirklich qualitativ hochwertige Studienbedingungen zu gewährleisten."

Vor diesem Hintergrund plädiert Schleicher für ein Modell der Studienfinanzierung wie in Australien oder England. Dort würden die Hochschulen über Studiengebühren finanziert, die einkommensabhängig nachgelagert seien. "Nach diesem Modell erhalten Studierende ein staatlich garantiertes, unverzinstes Darlehen, aus dem sie die Studiengebühren bezahlen und das sie erst (und nur dann) zurückzahlen müssen, wenn sie ein bestimmtes Einkommensniveau erreicht haben", sagte Schleicher.

Nach Ansicht des OECD-Experten wären solche Studiengebühren sozial gerechter als das heutige gebührenfreie Studium, da Geringverdiener sie gar nicht oder nur teilweise zurückzahlen müssten und Absolventen mit "größeren privaten Erträgen weniger öffentliche Subventionen erhalten". Beim gebührenfreien und aus Steuergeldern finanzierten Studium zahlten dagegen am Ende "die Facharbeiter für das Studium der Kinder wohlhabenderer Eltern".

Für fast drei Millionen Studierende in Deutschland beginnt am 1. Oktober das Wintersemester.

dpa/ckr