Ein Studierender blickt bei eienr Klausur unter dem Tisch auf ein Smartphone, um zu täuschen.
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Digitale Lehre
Onlineprüfungen luden zum Betrug ein

Der abrupte Wechsel zu Onlineklausuren im letzten Sommer hatte Folgen für die akademische Integrität. Es wurde mehr geschummelt, zeigt eine Umfrage.

10.06.2021

Eine Umfrage unter mehr als 1.600 Studierenden an Hochschulen in Deutschland zeigt, dass Prüflinge in Onlineklausuren mit einer fast doppelt so hohen Wahrscheinlichkeit wie bei Präsenzprüfungen geschummelt haben. Während 61,7 Prozent der Befragten angaben, bei Onlineprüfungen unerlaubte Hilfsmittel verwendet zu haben oder sich mit anderen Studierenden beispielsweise per Smartphone ausgetauscht zu haben, räumten nur 31,7 Prozent dies in Bezug auf Klausuren ein, die in Präsenz stattfanden.

Im Vorabdruck der Studie von Forschenden der Universitäten Mannheim, Koblenz/Landau und Augsburg heißt es, dass das gestiegene betrügerische Verhalten in Klausuren mit dem abrupten Wechsel der deutschen Hochschulen zu Onlinekausuren im Sommer 2020 zusammenhängt. Die Institutionen und Lehrenden seien nicht auf den Wechsel vorbereitet gewesen und die ad-hoc gewählten Prüfungsformen hätten nur wenig Kontrolle der Prüflinge erlaubt. In der Folge seien die Studierenden nur unzureichend beaufsichtigt gewesen.

Das absichtliche Brechen von hochschulinternen Regeln, zu dem die Studienautoren das Täuschen bei Klausuren zählen, sei ein generelles Problem, das nicht unmittelbar mit den Onlineklausuren zusammenhänge. Die Mehrheit der Studierenden habe in vorherigen Untersuchungen angegeben, dass sie auch vor der pandemiebedingten Onlinelehre bereits solche Regeln gebrochen habe. Allerdings leide die akademische Integrität besonders, wenn Studierende den Eindruck hätten, ihre Regelbrüche würden nicht bemerkt beziehungsweise nicht bestraft werden. Diesen Eindruck hätten Studierende ebenso wie Lehrende bei Onlineklausuren. Entsprechend haben Täuschungen und Regelbrüche auch hauptsächlich in online durchgeführten Prüfungskontexten stattgefunden und nicht in anderen Situationen.

Laut der Studie schlagen verschiedene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Maßnahmen vor, um den Betrug bei Onlineprüfungen zu verhindern, beispielsweise die Überwachung der Prüflinge per Video. Allerdings würden den meisten Hochschulen zu diesen Maßnahmen noch Erfahrung, Ausstattung und klare Anwendungsregeln fehlen. Ihr Einfluss auf das Täuschungsverhalten von Studentinnen und Studenten in Klausuren müsse ebenfalls noch überprüft werden.

cpy