Ausschnitt eines Abitur-Zeugnisses mit einzelnen Noten
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Hochschulreife
Philologen gegen bundesweites Zentralabitur

Der Deutsche Philologenverband spricht sich für Landeszentralabiture und mehr Vergleichbarkeit aus. Dafür brauche es einheitliche Regeln.

10.07.2019

Der Deutsche Philologenverband fordert, Schulabschlüsse bundesweit vergleichbarer zu gestalten, und das auf höherem Niveau als bisher. Dafür brauche es jedoch kein Bundeszentralabitur, zumal dieses in naher Zukunft nicht realisierbar wäre, so die Bundesvorsitzende, Professorin Susanne Lin-Klitzing, in einer Mitteilung des Verbandes. Sie widerspricht damit der Kultusministerin Susanne Eisenmann.

"Vielmehr brauchen wir endlich Landesabiture mit bundes- und landeszentralen Aufgabenstellungen, festgelegten einheitlichen Prüfungsbedingungen und klar festgelegten einheitlichen Korrekturmodi", so Lin-Klitzing. "Das kann in zwei Jahren umgesetzt werden, wenn die Kultusministerkonferenz es denn wollte."

Der Deutsche Philologenverband habe jüngst in seinen Briefen an die Kultusministerkonferenz (KMK) überfällige Entscheidungen angemahnt. Die Diskussion um das diesjährige Matheabitur und die Forderung der baden-württembergischen Kultusministerin Susanne Eisenmann nach einem Bundeszentralabitur belegen nach Ansicht des Verbandes dessen Forderungen.

Eisenmann hatte zuvor dem Redaktionsnetzwerk Deutschland gesagt: "Wir brauchen in Deutschland innerhalb von fünf bis zehn Jahren ein zentrales Abitur und auch für andere Schulabschlüsse zentrale Prüfungen." Dies heiße für das Abitur: "Am Ende muss es nicht nur deutschlandweit dieselben Prüfungsaufgaben geben, sondern auch einheitliche Regeln dafür, welche Fächer ins Abitur eingebracht werden."

Gleiche Prüfungsbedingungen für alle

Der Philologenverband fordert von den verantwortlichen Politikerinnen und Politikern die Anzahl der Prüfungsfächer im Abitur, die Dauer der Abiturprüfungen und zugelassene Hilfsmittel einheitlich zu regeln. Es solle nicht jedes Bundesland wählen können, ob es vier oder fünf Prüfungsfächer im Abitur gibt, oder ob Taschenrechner und Wörterbücher in der Abiturprüfung zugelassen sind. "Gleiche Prüfungsbedingungen für alle! Das ist machbar", so Lin-Klitzing.

In allen Bundesländern sollen Schülerinnen und Schüler zudem mindestens 40 Kurse aus der Oberstufe für die Abiturwertung einbringen – nicht wie bisher mindestens 32 von etwa 55 möglichen Kursen. Darunter sollen auch nur noch maximal 10 Prozent durchgefallene Kurse akzeptiert werden, nicht mehr 20 Prozent.

Der bestehende bundeszentrale Aufgabenpool für die Abiturprüfungen sei inzwischen zu einem Problem geworden: Es fehle an Erfahrung mit kompetenzorientierten Aufgabenstellungen. Insbesondere sei nicht klar, inwiefern eindeutige Vergleichbarkeit und Kompetenzorientierung miteinander vereinbar sind. "Das wird sich nicht schnell lösen lassen, auch nicht von den Befürwortern eines Bundeszentralabiturs", so Lin-Klitzing weiter.

Die Kultusministerkonferenz müsse sich nun mit diesen unbequemen Details für die Abiturbedingungen befassen. Unter dem Motto 'Mondays for matura' werde der Philologenverband nun jeden Montag in der Sommerzeit eine konkrete umsetzbare Forderung nach mehr Vergleichbarkeit an die KMK stellen.

ckr