Vorlesungssaal in Indien
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Indien
Proteste gegen Prüfungen für Uni-Zulassung trotz Corona

In Indien protestieren junge Menschen gegen Zulassungsprüfungen trotz Corona. Nehmen sie daran nicht teil, verpassen sie wertvolle Bildungschancen.

28.08.2020

Mit internationaler Unterstützung kämpfen junge Inderinnen und Inder wegen der Corona-Krise für eine Verschiebung der Hochschul-Zulassungsprüfungen für Medizin und Ingenieurwissenschaften. Sie befürchten, sich bei den Prüfungen oder auf dem Weg dorthin mit Corona anzustecken und das Virus in ihre Familien zu tragen. Die Klimaaktivistin Greta Thunberg nannte die Organisation der Prüfungen in dieser Konstellation auf Twitter zutiefst unfair. Ihre deutsche Kollegin Luisa Neubauer schrieb: "Es ist eine Frage der Bildungsgerechtigkeit, weltweit kommt Support."

Die Prüfungen entscheiden über das Schicksal von mehr als zwei Millionen Indern. Mit einem guten Resultat können Prüflinge an einer der besten Universitäten studieren und damit in einem Land mit hoher Arbeitslosigkeit leichter eine Arbeit finden. Viele lernen Jahre für die Aufnahmeprüfungen. Die meisten leben in Großfamilien, wo sich das Virus leicht verbreiten kann.

In Indien steigt die Zahl der bekannten Neuinfektionen seit Wochen schneller als in sonst einem Land, zuletzt mit rund 70.000 pro Tag. Allerdings hat Indien mehr als 1,3 Milliarden Einwohner. Insgesamt gibt es mehr als 3,3 Millionen bekannte Infektionen. Nur in Brasilien und den USA gibt es mehr. Zudem sind Teile des Landes wegen des gegenwärtigen Monsunregens überflutet.

Die Behörden argumentieren, es gebe auch Personen, die bereits einmal wegen Corona verschobenen Prüfungen schreiben wollten. Sie sollen nun im September stattfinden. Prüflinge müssten Masken und Handschuhe tragen sowie Desinfektionsmittel und eine eigene Wasserflasche mitnehmen und sich die Temperatur messen lassen. Zudem sollen sie auf mehr Prüforte verteilt werden als in anderen Jahren.

Gleichzeitig bleiben die Schulen in Indien geschlossen. Und Millionen Kinder haben dort seit Monaten keinen Zugang zu Fernunterricht, weil sie keinen Zugang zu Internet und Computern haben.

dpa/kas