Lehramt-Studenten in einem Hörsaal
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Evaluationsbericht
Qualitätsoffensive verbessert Lehrerbildung

Das Bund-Länder-Programm zur Verbesserung der Lehrerbildung zeigt Wirkung. Die Bilanz der ersten Förderphase fällt überwiegend positiv aus.

27.07.2020

Die bislang umgesetzten Maßnahmen der "Qualitätsoffensive Lehrerbildung" haben die Bildung angehender Lehrkräfte verbessert. In allen sechs Handlungsfeldern seien erste Fortschritte nachweisbar. Zu diesem Ergebnis kommt der Evaluationsbericht der ersten Förderphase des Bund-Länder-Programms, den das Bundesbildungsministerium (BMBF) am Montag veröffentlicht hat.

Der Bericht zieht insgesamt eine "sehr positive Bilanz" zur Entwicklung der Lehrerbildung an den Hochschulen. Besonders viel habe sich in der Lehre in Sachen "Heterogenität und Inklusion" getan sowie im konstruktiven Zusammenspiel aus "Fachlichkeit, Didaktik und Bildungswissenschaften". Den geringsten Fortschritt fand der Bericht in der Studierendenberatung, wo größtenteils bereits bestehende Angebote ausgebaut worden seien.

Die Heterogenität bezog sich laut Bericht vorwiegend auf mehrsprachige Lern- und Förderbedürfnisse. Hierzu seien zahlreiche Lehrmaterialien wie Skripte, Aufgaben und Filme sowie fachdidaktische Konzepte für Lehrveranstaltungen entstanden. Die Projekte dieses Handlungsfelds hätten zudem über neu gegründete Zentren und Institute für Inklusion ein weites Inklusionsverständnis mit starker Breitenwirkung erreicht. Anders als in den Lehrkonzepten müssten Heterogenität der Studierendenschaft und "inklusive Praxiskontakte im Studium" nach Ansicht der Gutachterinnen und Gutachter noch stärker forciert werden.

Mehr Praxisbezug, zu wenig Transfer

Der Praxisbezug der Lehrerbildung hat sich laut Bericht insgesamt verbessert. Die beteiligten Projekte hätten mehr alltagsnahe Inhalte wie Fallbeispiele oder Videos in Lehrveranstaltungen integriert und erprobten neue Lehrmethoden wie Simulationen oder Unterrichtslabore. Die strukturelle Optimierung der Lehrerbildung an den Hochschulen, etwa über veränderte Gremienstrukturen oder die stärkere Einbindung der Hochschulleitung, sei "noch zu seicht", heißt es in dem Bericht. Auch der Transfer der in den Projekten erarbeiteten neuen Methoden und Strukturen in Schulen und an andere Hochschulen sei noch "ausbaufähig". Insbesondere nicht am Programm beteiligte Hochschulen kritisierten demnach, vom Informationsfluss abgeschnitten zu sein.

Ein Ziel des Förderprogramms ist auch die Vergleichbarkeit und Anerkennung von Studienleistungen und Lehramtsabschlüssen zwischen den Ländern, um neuen Lehrkräften keine Hürden zu setzen. Laut Bericht sind in den letzten Jahren sukzessive solche Mobilitätshemmnisse abgebaut worden. Grund dafür seien jedoch vielmehr Beschlüsse der Kultusminister aufgrund des akuten Lehrermangels in Deutschland als die "Qualitätsoffensive Lehrerbildung".

Die umfassende Analyse einer vom BMBF beauftragten Firma für Managementberatung beruht auf Fragebögen, Experteninterviews und Workshops. Dabei wurden sowohl geförderte als auch unbeteiligte Hochschulen berücksichtigt.

Das Förderprogamm "Qualitätsoffensive Lehrerbildung" läuft von 2015 bis 2023 und umfasst insgesamt 500 Millionen Euro. In der ersten Förderphase von 2015 bis 2019 wurden damit 49 Projekte an bundesweit 59 Hochschulen unterstützt. Ziel des Programms ist es, das Lehramtsstudium inhaltlich und strukturell nachhaltig zu verbessern. Seit 2020 fördert das Programm zusätzliche Projekte mit einem Fokus auf Digitalisierung und berufliche Schulen.

ckr