Hörsaal mit Dozent und Studierenden
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Vorlesungen
Sitzen in der ersten Reihe die besseren Studierenden?

Studierende haben verschiedene Motive für die Wahl ihres Sitzplatzes im Hörsaal. Rückschlüsse auf ihre Leistung können trügen.

22.08.2018

Das Engagement und die Leistung von Studierenden lässt sich oftmals an der Wahl ihres Sitzplatzes ablesen. Das ergibt eine Studie von Biowissenschaftlerinnen und Biowissenschaftlern der britischen Sheffield Hallam University. Demnach sind Studierende, die alleine am Rand sitzen, oft schlechter als der Durchschnitt. Studierende in Freundesgruppen haben tendenziell ähnliche Kenntnisse – in die eine wie andere Richtung.

Es zeigte sich jedoch auch, dass Dozenten teils falsche Vermutungen über die Leistung ihrer Studenten in Abhängigkeit von deren Sitzplatz aufstellten. So sagten Studierende, die vorne saßen zwar, dass sie gerne im Austausch mit den Dozenten stünden und Studenten, die hinten Platz nahmen, das Gegenteil. Doch waren sie damit nicht grundsätzlich besser oder schlechter. Dies nahmen die befragten Dozierenden jedoch an.

Ihren Sitzplatz wählten die Studierenden nach verschiedenen Kriterien: Einige säßen am liebsten mit Freunden zusammen, während andere vor allem darauf achteten, die Aufmerksamkeit des Dozierenden zu erhaschen – oder gerade nicht. Andere suchten ihren Sitzplatz danach aus, wo sie am besten hören oder sehen könnten. Und natürlich gebe es auch diejenigen, die den Platz nähmen, der übrig bleibe – was bei den oftmals überfüllten Hörsälen an deutschen Hochschulen schlicht nicht vermeidbar ist.



Mit ihrer Studie wollen die Forscher Dozierenden eine Anregung an die Hand geben, welche Studierende sie miteinander ins Gespräch bringen könnten oder wie sie die Sitzgestaltung so ändern könnten, dass die Studierenden stärker voneinander profitierten. Dabei sollten Studierende nicht zu einem bestimmten Platz gezwungen werden. "Studierende sollten frei wählen, wo sie sich wohlfühlen, sei es aus physischen, seelischen oder sozialen Gründen", schreiben die Forscher.

Dozentinnen und Dozenten könnten jedoch möglichst früh in einem Semester den Austausch von Studierenden anregen, wenn sich möglicherweise noch keine festen Gruppen oder Sitzstrukturen gebildet haben. Auch sei es empfehlenswert, Studierende nicht dazu aufzufordern, mit dem Nachbarn eine Frage zu diskutieren, sondern mit der Person vor oder hinter ihnen.

Studierende, die sich kaum an den Veranstaltungen beteiligten, könnten durch "student response systems" stärker eingebunden werden. Dies könnten zum Beispiel sogenannte Clicker sein, mit denen Studierende über etwas abstimmen können. Als Wissensabfrage eingesetzt könnten Studierende so nicht nur interaktiv eingebunden werden, sondern auch einen Eindruck von ihrem Leistungsstand erhalten.

kas