Das Foto zeigt ein Gebäude der Universität Harvard mit einer amerikanischen Flagge.
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Hochschulzulassung
US-amerikanische Eltern bestechen Elite-Unis

Der Drang nach der besten Ausbildung für die Kinder scheint bei einzelnen US-Eltern keine Grenze zu kennen. Das kann sich nur leisten, wer Geld hat.

13.03.2019

Lügen, Betrug, Bestechungsgelder: Um ihre Kinder an Elite-Universitäten unterzubringen, sollen sich Dutzende Eltern in den USA strafbar gemacht und Hochschulen bestochen haben. Die Vorwürfe richten sich auch gegen etliche Prominente. Nach landesweiten FBI-Ermittlungen unter dem Decknamen "Operation Varsity Blues" schlug die Bundesbehörde am Dienstag mit Festnahmen und Anklagen zu. Sie spricht von dem größten bislang aufgedeckten Betrugsskandal an Hochschulen, wie "CNN" berichtete.

50 Personen seien bislang beschuldigt, sich an dem Betrug beteiligt zu haben. Darunter sind 34 Eltern und 16 Hochschulmitarbeitende. Die Hochschulleitungen hätten nach aktuellem Ermittlungsstand wohl nichts von den Betrugsfällen gewusst. Gleiches gelte für die Kinder, die sich gefreut hätten, die Aufnahmetests bestanden zu haben und nichts von den Machenschaften ihrer Eltern im Hintergrund geahnt haben sollen. Die untersuchten Fälle reichen laut FBI bis ins Jahr 2011 zurück. Einige seien noch an den Universitäten eingeschrieben.

Bis zu 6,5 Millionen Euro sollen die Eltern für die ungerechtfertigte Aufnahme ihrer Kinder ausgegeben haben – bevor sie dann 50.000 bis 80.000 US-Dollar für die jährlichen Studiengebühren an Yale, Harvard & Co ausgaben. Möglich wurde das durch Drahtzieher wie William Singer. Er vermittelte zwischen Eltern und Hochschulen und kassierte mit seiner als gemeinnützig testierten Stiftung "Edge College & Career Network" laut FBI-Ermittlungen insgesamt 25 Millionen Euro. Damit schmierte er dann Sporttrainer oder die Prüfer der Eingangstests SAT und ACT. Aufgeflogen war Singer, weil das FBI ein Telefonat zwischen ihm und einem Klienten mitgehört hatte.

Zahlreiche Firmenchefs und Prominente beschuldigt

Unter den beschuldigten Eltern sind zahlreiche Firmenchefs und Prominente wie Schauspielerin Felicity Huffman, bekannt aus der TV-Serie "Desperate Housewives", und Lori Loughlin aus der Sitcom "Full House". Huffman, die aus ihrer Ehe mit dem Schauspieler William H. Macy zwei Töchter hat, sei am Dienstag in ihrem Haus in Los Angeles verhaftet worden, berichtete die "Los Angeles Times". Nach einem Gerichtstermin hinterlegte sie Kaution und kam wieder auf freien Fuß. Ende März muss Huffman vor Gericht in Boston (US-Staat Massachusetts) erscheinen. Loughlin sollte am Mittwoch in Los Angeles vor den Richter treten.

Huffman soll laut Anklage 15.000 US-Dollar Schmiergeld gezahlt haben, um zu erreichen, dass Antworten ihrer ältesten Tochter beim landesweiten Einstufungstest SAT nachträglich aufgebessert werden. Loughlin und ihr Mann, Modedesigner Mossimo Giannulli, sollen sogar 500.000 US-Dollar in die Hand genommen haben, um ihre beiden Töchter fälschlicherweise als Ruderinnen auszugeben und sie über das Sportteam an der USC in Kalifornien unterzubringen. Denn die US-Hochschulen reservieren für besonders gute Sportler oft eine Zahl an Studienplätzen – auch wenn sie akademisch nicht so gut sind.

Kamen die Studierenden über Sportteams an die Elite-Universitäten fehlten sie später häufig mit Vorwänden, um zu kaschieren, dass sie den Anforderungen nicht gewachsen seien, berichtete "CNN". Für die Hochschulen sollte das ein Signal sein, solche Abläufe besser im Blick zu halten.


Wie der Bestechungsskandal an Elite-Unis funktionierte


Sozialstatistiken zeigen, dass wohlhabende Familien in den USA Erfolg damit haben, ihre Kinder mit aller Macht an Elite-Stätten zu platzieren. Die "FAZ" berichtet über Untersuchungen von Harvard-Ökonom Raj Chetty, der nicht auf seine eigene Hochschule, sondern auf die andere Seite der USA zur Universität Stanford geschaut hat und feststellte, dass 80 Prozent der Studierenden aus den obersten 20 Prozent der Einkommensschichten stammen, knapp 15 Prozent sogar aus dem obersten Prozent.

Die hohen Studiengebühren in den USA führten dazu, dass es für 95 Prozent der Bewerber keine bezahlbaren guten Hochschulen in den USA gebe, wie ein Bildungsexperte gegenüber der Zeitung sagte.

kas/dpa