Illustration einer Studentin, die Studium (Buch) und eine Teilzeitbeschäftigung (Kellnern) balanciert
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Studium
Weniger Studierende in Teilzeit

An deutschen Hochschulen sind Teilzeit-Angebote nach wie vor die Ausnahme. Nur wenige Studierende absolvieren ihr Studium offiziel in Teilzeit.

10.12.2019

Zum Wintersemester 2017/18 studierten laut Statistischem Bundesamt 203.000 Personen in Deutschland offiziell in Teilzeit. Das sind 7,1 Prozent aller Studierenden. Die bislang stetig steigende Quote der Teilzeitstudierenden ist damit erstmals seit 2000 wieder leicht gefallen. Im Vorjahr waren es noch 7,2 Prozent. Wer eine Alternative zum Vollzeit-Studium sucht, hat nur eine begrenzte Auswahl, wie eine aktuelle Analyse der Studienangebote des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) zeigt.

Rund die Hälfte aller Teilzeitstudierenden entfallen laut Statistischem Bundesamt auf Nordrhein-Westfalen. Dort studiert etwa jeder siebte Studierende nicht in Vollzeit, ebenso in Mecklenburg-Vorpommern (je 12,3 Prozent der Studierenden). Nur in Hamburg, wo zwei auf Teilzeitstudium spezialisierte Fernhochschulen ansässig sind, ist die Quote mit 20,7 Prozent noch höher. Im Saarland sind mit rund 150 Personen die wenigsten Teilzeit-Studierenden (0,5 Prozent der Studierenden).

Die Zahl der Studierenden, die zwar in einen Vollzeit-Studiengang eingeschrieben sind, aber weniger intensiv und länger als vorgesehen studieren, dürfte allerdings noch deutlich höher liegen, erklärt das CHE. "Immer mehr Menschen wollen ihre akademische Bildung mit Familie, Beruf oder anderen Faktoren in Einklang bringen", erklärt der CHE Geschäftsführer Professor Frank Ziegele.

Die Modulstrukturen der Bologna-Reform ermöglichten theoretisch ein Teilzeitstudium in jedem Studiengang, so Ziegele. Dass die Quote der Teilzeitstudierenden nun dennoch sinke, sei bedenklich. Ein Grund für die geringen offiziellen Zahlen seien die Rahmenbedingungen, sagt Cort-Denis Hachmeister, Experte für Hochschulzugang beim CHE: "Die größte Hürde beim Teilzeitstudium ist weiterhin der fehlende Anspruch auf BAföG-Förderung."

Jeder siebte Studiengang ist in Teilzeit möglich

Zusätzlich gälten je nach Hochschule unterschiedliche Regeln. "An staatlichen Hochschulen muss oft für jedes Studienjahr ein Teilzeitstudium mit einer entsprechenden Begründung individuell beantragt werden. An privaten Hochschulen dürfen sich Studienberechtigte dagegen ohne Begründung in Teilzeit einschreiben." Zahlreiche private Hochschulen hätten sich auf flexible Teilzeitstudienmodelle spezialisiert, so das CHE.

Das Angebot entsprechender Studiengänge ist bundesweit gering: Nur jeder siebte Studiengang in Deutschland (13,9 Prozent aller Studiengänge) steht nach den Angaben im HRK Hochschulkompass im Wintersemester 2019/20 auch Studierenden in Teilzeit offen. Das Saarland weist demnach mit 65,7 Prozent die höchste Quote an Studienangeboten mit Teilzeit-Möglichkeit auf. Hamburg und Brandenburg folgen mit 52,2 und 42,9 Prozent. In Bremen kann nur einer von fünfzig Studiengängen in Teilzeit absolviert werden.

An Universitäten (15,8 Prozent) ist das Studienangebot in Teilzeit etwas umfangreicher als an Fachhochschulen (13 Prozent). Beim Master (16,7 Prozent) ist die Auswahl etwas größer als beim Bachelor (12,8 Prozent). In den Gesellschafts- und Sozialwissenschaften besteht die Teilzeit-Option in jedem fünften Studiengang. Die geringsten Anteile finden sich mit 5,9 Prozent in den Fächergruppen Kunst, Musik, Design.

ckr