Lernreport 2024
Wie und warum lernen Menschen in Deutschland?
Fast drei Viertel der Menschen in Deutschland befinden sich gerade in einem Lernprozess – und zwar vielfach aus Neugier und Interesse am Thema. Das ist das Ergebnis des am Dienstag veröffentlichten "IU Lernreports 2024: So lernt Deutschland" der IU Internationalen Hochschule. Laut der repräsentativen Studie gaben fast 38 Prozent der Befragten an, dass ihr Lernthema sie schlicht interessiere. Knapp 30 Prozent lernen im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit, gut 19 Prozent in Studium, Ausbildung oder Schule.
"Neugier und Liebe zum Lernen sind ein mächtiger intrinsischer Antrieb des Menschen und echtes Interesse am Thema ist wesentlich für das Dranbleiben", ordnet IU-Professorin Ulrike Lichtinger die Ergebnisse ein. "Im Idealfall und besonders nachhaltig lernen Menschen, wenn sie es wollen und nicht, wenn sie es müssen." Das Gefühl, einen Lernerfolg erzielt zu haben, stelle sich dann ein, wenn Menschen ihr neuerworbenes Wissen auch anwenden könnten. "Oft werden Lerninhalte erst durch die praktische Anwendung zu neuem Wissen, welches sich nachhaltig in unseren Gehirnen verankert und zu neuen Fähigkeiten wächst", so Lichtinger.
Lern-Apps und KI-Technologien werden wichtiger
Bücher, Skripte und selbsterstellte Lernmaterialien bleiben beim Lernen unverzichtbar, auch Lernvideos seien beliebt. Gerade die jüngere Generation der 26- bis 40-Jährigen setze jedoch zunehmend auf digitale Lernmethoden wie Lern-Apps oder KI-Tools. Überhaupt verwende diese Gruppe zum Lernen vielfältige Medien – Videos, Podcasts, Hörbücher und ähnliches. Ein gutes Drittel der Befragten habe der Studie zufolge bereits Erfahrungen mit KI-Technologien beim Lernen gesammelt. Fast 90 Prozent würden diese als positiv bewerten, knapp 60 Prozent gaben zudem an, dass sich ihre Lern- und Prüfungsergebnisse dadurch verbessert hätten.
Obwohl digitale Lernmethoden großes Potenzial haben, ist auch die Ablenkung immer nur einen Klick entfernt. Die Befragten bis 40 Jahre nannten das Smartphone als häufigsten Störfaktor beim Lernen, die jüngeren Teilnehmenden (bis 25 Jahre) würden ferner durch Social Media abgelenkt. Unter den Befragten ab 41 Jahre stellt Müdigkeit das größte Hindernis für Lernprozesse dar.
Der Blick auf die Ergebnisse zeige, dass die Medienkompetenz und Konzentrationsfähigkeit der jüngeren Generation zu fördern sei, so Lichtinger. Knapp die Hälfte der Deutschen kann laut Studie ein bis zwei Stunden konzentriert lernen, bei gut 17 Prozent sei es eine halbe Stunde. Drei bis vier Stunden am Stück können nur rund 14 Prozent der Befragten lernen.
hes