Studierende im Seminar, vorne steht ein Lehrender neben einer Präsentation.
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Hochschulzugang
Zahl der Studierenden ohne Abitur wächst

Sie sind nach wie vor in der Minderheit: Studierende ohne Hochschul- und Fachhochschulreife. Aber ihre Anzahl hat sich seit 2002 vervierfacht.

28.03.2022

Die Zahl der Studierenden ohne Hochschul- und Fachhochschulreife ist 2020 gegenüber dem Vorjahr um 2.060 Personen auf nun rund 66.000 gewachsen. Das entspricht nach einer am Montag veröffentlichten Auswertung des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) einem Anteil von 2,2 Prozent an der gesamten Studierendenschaft in Deutschland.

Während im Jahr 2002 3.240 über den Beruf qualifizierte Erstsemester ein Studium aufnahmen (knapp ein Prozent aller Studienanfängerinnen und Studienanfänger), waren es nach den aktuellen für 2020 vorliegenden Zahlen des Statistischen Bundesamtes mit 15.161 mehr als viermal so viele. Dies entspricht allerdings auch nur einem Anteil aller Erstsemester in Deutschland von 3,1 Prozent.

Thüringen Spitzenreiter bei Erstsemesterstudierenden ohne Abitur

Im Bundesvergleich zeigt die Auswertung des CHE regionale Unterschiede: Mit einem Anteil beruflich qualifizierter Erstsemester von 10,8 Prozent liegt demnach erstmals Thüringen auf dem ersten Rang, gefolgt von dem bisherigen Spitzenreiter Hamburg (4,7 Prozent). Bremen (3,7 Prozent) habe seinen dritten Platz aus dem Vorjahr halten können. Als Hauptgrund für den Spitzenplatz von Thüringen gibt das CHE den Standortwechsel der IU Internationale Hochschule an, die ihren Hauptsitz von Nordrhein-Westfalen nach Erfurt verlegt habe.

Die Bedeutung der Universitäten nehme im Vergleich der Hochschultypen bei den beruflich qualifizierten Erstsemestern ab: Entschieden sich 2012 noch fast die Hälfte aller Erstsemester ohne Abitur für ein Studium an einer Universität (5.759 von 12.464), seien es jetzt nur noch ein Viertel (3.860 der genannten 15.161). Drei Viertel wählten 2020 eine Hochschule für Angewandte Wissenschaften beziehungsweise Fachhochschule (10.773). An einer Kunst- und Musikhochschule schrieben sich 528 Erstsemester auf dem sogenannten "dritten Bildungsweg" ein. Rund neun von zehn der beruflich qualifizierten Studierenden wählten ein Bachelorstudium. Einen Masterstudiengang absolvierten lediglich zwölf Prozent aller Studierenden ohne Abitur im Bundesgebiet.

Erstmals hätten 2020 mehr Frauen als Männer ein Studium ohne Abitur begonnen, was mit dem Studienangebot im Bereich Gesundheit und Pflege zusammenhänge, wie die Studienautorinnen erläutern.

Wer ohne Abitur oder Fachhochschulreife studieren will, kann sich für einen Studienplatz nach einer abgeschlossenen Berufsausbildung und mit dem Nachweis von Berufserfahrung bewerben. Die Auswertung des CHE "Update 2022: Studieren ohne Abitur in Deutschland" ist online einsehbar.

dpa/cpy