Gebäude mit der Aufschrift "Christian-Albrechts-Universität"
picture alliance/dpa | Axel Heimken
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Universität Kiel
Ärger um Islamwoche

Im Anschluss an die Islamwoche an der Uni Kiel gab es Beschwerden. Der Vorstand der verantwortlichen Hochschulgruppe hat seinen Rücktritt angekündigt.

30.06.2025

Im Rahmen einer Aktionswoche zum Islam an der Kieler Christian-Albrechts-Universität (CAU) im Mai soll es zu islamistischen, antisemitischen und frauenfeindlichen Vorfällen gekommen sein. Das geht aus hochschulinternen Beschwerden hervor, über die vergangene Woche verschiedene Medien berichtet hatten. Nun hat der Vorstand der verantwortlichen Islamischen Hochschulgruppe Kiel (IHG) auf der Social-Media-Plattform Instagram Stellung bezogen und seinen Rücktritt angekündigt. Zunächst werde er allerdings noch die "begonnene Aufarbeitung verantwortungsvoll zu Ende führen".

Die IHG hatte ihre Islamwoche vom 5. bis 9. Mai veranstaltet. Laut "Kieler Nachrichten" gab es danach hochschulintern Beschwerden über eine geschlechtergetrennte Sitzordnung. Anwesende berichteten, dass Männer und Frauen dazu aufgerufen worden seien, unterschiedliche Eingänge zu nutzen und getrennt voneinander Platz zu nehmen. Frauen sollten sich nach hinten setzen, Männer nach vorne. Außerdem hätten Teilnehmende antisemitische Aufkleber auf ihren Laptops gehabt. Zudem soll ein dem Salafismus zugeordneter Redner eingeladen gewesen sein.

IHG distanziert sich von Antisemitismus und Extremismus

Die IHG distanziert sich in ihrer Stellungnahme "ausdrücklich von extremistischen Ideologien, sowie jeder Form von Menschenfeindlichkeit, Antisemitismus, Gewaltverherrlichung oder Diskriminierung – unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder religiöser Überzeugung". Zu Teilnehmenden mit antisemitischen Aufklebern sagt die IHG, dass es ihr "nicht möglich sei, die privaten Gegenstände aller Gäste zu überprüfen".  

Sie bedauere die Wahl eines Referenten, dem salafistische Tendenzen vorgeworfen werden. Er sei eingeladen worden "ohne die gebotene Sorgfalt bei der Auswahl zu gewährleisten".

Das Sitzkonzept sei ein Versuch gewesen, mit "unterschiedlichen Wünschen der Teilnehmenden" umzugehen und "möglichst vielen Menschen mit verschiedenen religiösen, kulturellen oder persönlichen Vorstellungen gerecht zu werden". Es habe mehrere Optionen gegeben, "darunter ein neutraler Bereich mit freier Platzwahl sowie Bereiche, die Teilnehmenden offenstanden, die sich eine geschlechtssensible Sitzordnung wünschten". Zwischen diesen Sitzbereichen hätten die Teilnehmenden frei wählen können. Die Hochschulgruppe erkenne "rückwirkend" an, dass das Konzept fälschlicherweise von außen als verpflichtend wahrgenommen wurde und nicht ihrem offenen Anspruch entsprochen habe.

Anerkennung der Hochschulgruppe pausiert

Am Donnerstag hat das Präsidium der Kieler Uni die Hochschulgruppe einbestellt, meldet die Deutsche Presse-Agentur (dpa). "Wir möchte gerne aus Sicht der Hochschulgruppe hören, wie die Veranstaltung geplant war und wie sie tatsächlich durchgeführt wurde", sagte Professorin Catherine Cleophas, Vizepräsidentin für digitale Transformation, Gleichstellung und Diversität an der CAU demnach. Laut Mitteilung des CAU-Präsidiums vom 20. Juni würden auch weitere Berichte von Veranstaltungsteilnehmenden ausgewertet.

Cleophas betonte gegenüber dpa, dass die angeblichen Vorfälle in keiner Weise den Leitsätzen der Universität entsprächen. Die Universität werde die Anerkennung der IHG als Hochschulgruppe ruhenlassen, während die Vorwürfe geklärt würden. Die Gruppe müsse solange auf Privilegien verzichten, wie etwa die Möglichkeit zur Buchung von Räumen der Hochschule. Die IHG könne die Anerkennung auch dauerhaft verlieren, so die dpa.

Insgesamt gibt es laut dem Vizepräsidenten für Studium und Lehre der Uni, Professor Markus Hundt, an der CAU 85 akkreditierte Hochschulgruppen. Bislang sei man davon ausgegangen, dass diese den Wertekanon der Uni teilen. "Wir verstehen uns als demokratische Hochschule, die für Freiheit, Vielfalt, Antidiskriminierung und Toleranz steht", sagte er gegenüber dpa.

In seiner Mitteilung vom 20. Juni kündigte das CAU-Präsidium auch an, dass das Vergabeverfahren von Räumlichkeiten für Hochschulgruppen nun geprüft werde. Der Vorfall habe Schwachstellen im Prozess aufgezeigt, die aufgearbeitet würden. Bisher erfolgte die Beantragung von Räumen mittels eines Online-Formulars. Die Hochschule hatte vorab keine Information darüber, welche Rednerinnen und Redner im Rahmen der Islamwoche vortragen würden. Sie kannte lediglich die Themen, die während der Woche behandelt werden sollten.

Geschlechtertrennung bei Veranstaltungen von Berliner Studierendengruppe

Nach Medienberichten über eine Geschlechtertrennung bei mindestens zwei Veranstaltungen der muslimischen Studierendengruppe MedIslam Collective stellt die Berliner Charité dieser Gruppe zunächst keine Räumlichkeiten mehr zur Verfügung, teilte ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mit. Hintergrund sei die Sicherstellung eines diskriminierungsfreien, integrativen und wertebasierten Hochschulraums.

Laut Charité habe es sich nicht um offizielle Lehrveranstaltungen gehalten. Dem Sprecher zufolge will die Charité die Aktivitäten von MedIslam Collective nun inhaltlich und rechtlich prüfen. Die Gruppe äußerte sich auf Anfrage der dpa dazu bisher nicht.

dpa/cpy

aktualisiert am 01.07.2025 um 10.50 Uhr [Ergänzug der Infobox], zuerst veröffentlicht am 30.06.2025

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