Gleichstellung
Frauenanteil an wissenschaftlichen Spitzenpositionen steigt langsam
Der Frauenanteil bei Professuren und Führungspositionen wächst weiterhin nur langsam. Das geht aus der diesjährigen "28. Datenfortschreibung (2022/2023) zu Frauen in Hochschulen und außerhochschulischen Forschungseinrichtungen" der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) hervor. Sie trägt den neuen Titel "Gleichstellungsmonitor Wissenschaft und Forschung". Obwohl der Zehnjahresvergleich (2012–2022) eine Erhöhung des Frauenanteils auf sämtlichen Qualifikationsstufen zeige, bestehe die sogenannte Leaky Pipeline weiterhin: Diese besagt, dass der Frauenanteil mit jeder Qualifikationsstufe abnimmt.
So seien 2022 zwar fast 53 Prozent aller Studienabschlüsse auf Frauen entfallen (2012: 51 Prozent), aber nur gut 46 Prozent aller Promotionen (2012: 45,4 Prozent) und 36,5 Prozent aller Habilitationen (2012: 27 Prozent). Obwohl der Anteil der Professorinnen an Hochschulen zwischen 2012 (20,4 Prozent) und 2022 (28 Prozent) um 7,6 Prozent gestiegen sei, gebe es noch Verbesserungsbedarf im Hinblick auf die Parität in den Besoldungsgruppen: Der Frauenanteil an W1-Professuren liege mit 48,7 Prozent nahe an der Parität. C3/W2-Professuren würden jedoch nur zu 28,6 Prozent, C4/W3-Professuren sogar nur zu knapp 24 Prozent von Frauen besetzt.
Daten zur Gleichstellung erfasst die GWK auch für außerhochschulische Forschungseinrichtungen: Im Vergleichszeitraum 2013 bis 2023 sei der Anteil an Wissenschaftlerinnen in Spitzenposition bei Fraunhofer-Gesellschaft, Helmholtz-Gemeinschaft, Max-Planck-Gesellschaft und Leibniz-Gemeinschaft insgesamt von 13,5 auf 24,2 Prozent gestiegen. Trotz deutlicher organisationsspezifischer Unterschiede sei eine ähnliche Wachstumsrate wie an Hochschulen erkennbar.
In einzelnen außerhochschulischen Forschungseinrichtungen – insbesondere Max-Planck-Gesellschaft und Leibniz-Gemeinschaft – zeichne sich laut Bericht jedoch eine dynamischere Entwicklung ab. Positiv hebt der Bericht auch die Frauenanteile im Berufungsgeschehen an Hochschulen hervor: So würde der Frauenanteil in späteren Phasen der Berufung höher ausfallen (knapp unter 40 Prozent) als bei der initialen Bewerbung (gut 30 Prozent).
Weitere Anreize erforderlich
"Die Richtung stimmt, aber wir müssen noch mehr Fahrt aufnehmen!", kommentierte der stellvertretende GWK-Vorsitzende Markus Blume, Staatsminister für Wissenschaft und Kunst in Bayern, die Ergebnisse des Berichts in einer Pressemitteilung. Hier setze das vor einem knappen Jahr beschlossene Professorinnenprogramm 2030 von Bund und Ländern mit einer Förderung in Höhe von 320 Millionen an. Auch in außerhochschulischen Forschungseinrichtungen seien weitere Anreize erforderlich, um den Kulturwandel hin zu mehr Frauen in Spitzenpositionen zu vollziehen, heißt es im Bericht.
Seit 1989 stellt die GWK der Öffentlichkeit regelmäßig Datenmaterial zu den Frauenanteilen in Hochschulen und außerhochschulischen Forschungseinrichtungen zur Verfügung. Diese dienen als Grundlage für die Erarbeitung weiterer gleichstellungspolitischer Maßnahmen in Deutschland.
hes