Junge Menschen stehen an der Ausgabe für vergetarisches Essen an.
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Arbeitswelt Hochschule
Das Konzept der Gesundheit fördernden Hochschule

Das Institut für Hochschulentwicklung erläutert in einem Konzeptpapier Potenziale einer gesunden Arbeitswelt. Der Ansatz wird immer populärer.

07.05.2025

Gesundheitsfördernde Hochschulen verankern Gesundheit als festen Bestandteil aller Strukturen, Prozesse und Entscheidungswege. Einen Überblick über das Konzept der Gesundheitsfördernden Hochschule gibt eine neue Publikation des HIS-Instituts für Hochschulentwicklung e. V. (HIS-HE).

Als zentrale Orte des Wirkens für über 2,9 Millionen Studierende und mehr als 790.000 Beschäftigte seien die einzelnen Hochschulen verantwortlich für gesundheitsfördernde und unterstützende Rahmenbedingungen in der Lehre, der Forschung, im Studium oder der Verwaltung. 

Ursprünglich in den 1990er in Großbritannien als Projekt gestartet, hat sich der gesundheitsfördernde Ansatz inzwischen international etabliert – und auch in Deutschland wird er immer populärer, meldet das Institut. 

Schlaglicht Hochschulbeschäftigte: tendenziell stark belastet 

Mehr als die Hälfte des wissenschaftsunterstützenden Personals fühlten sich stark belastet, resümiert das Konzeptpapier auf Basis einer bundesweiten Übersichtsarbeit aus 2017. Diese nennen Multitasking, fachliche Anforderungen und häufige Unterbrechungen als wichtigste Belastungsfaktoren. 

Der akademische Mittelbau äußere sich gemäß einer Expertise aus 2017 zu Arbeitsbelastungen, Ressourcen und Gesundheit als mit ihrer Arbeit generell zufrieden. Sie würden ihre Gesundheit positiv einschätzen. Personen in Lehre und Forschung an Hochschulen wiesen eine geringe Anzahl von Arbeitsunfähigkeitstagen im Vergleich zum Durchschnitt der Beschäftigten auf – dies dann hauptsächlich aufgrund von Atemwegs- und Muskel-Skeletterkrankungen sowie psychischen Störungen. Als belastend würden die zeitliche Befristung der Arbeitsverträge, unangemessene Bezahlung und unsichere Karrierewege benannt. 

Insgesamt sei die Datenlage jedoch für die Hochschulbeschäftigten eher dünn, selten hochschulübergreifend erfasst und werde vorwiegend hochschulintern genutzt. Die HIS-HE-Publikation kündigt an, dass nach und nach Ergebnisse aus dem Bielefelder Fragebogen zu Arbeitsbedingungen und Gesundheit an Hochschulen ("Bielefelder Fragebogen") veröffentlicht werden. Damit seien zwischen 2014 und 2023 insgesamt über 30.000 Hochschulmitarbeitende an 41 Hochschulen bundesweit befragt worden. Erste aktuelle Auswertungen zeigten, dass die gesundheitlichen Belastungen in allen Bereichen zugenommen hätten, wobei Frauen tendenziell von stärkeren Belastungen berichteten als Männer. 

Statusprüfung in Eigenregie, unterstützt oder eng begleitet 

"Gesundheitsmanagement sollte dabei als ein integraler Bestandteil der Hochschulpolitik verstanden werden, der eng mit anderen Bereichen wie Qualitätsmanagement, Nachhaltigkeit und Diversity verknüpft ist", heißt es im Konzeptpapier. Dabei könnten gesundheitsförderliche Arbeitsbedingungen das Wohlbefinden und die Zufriedenheit, die Arbeitsfähigkeit, die Motivation und Produktivität der Mitarbeitenden steigern. Gleichzeitig könne die Bindung zum Arbeitgeber Hochschule erhöht und das Arbeitsklima verbessert werden. Dies könne kombiniert mit Gesundheitsmanagement für Studierende einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Hochschulen darstellen. 

Oftmals stellten begrenzte finanzielle und personelle Ressourcen in Hochschulen eine Hürde dar. Auch dass verschiedene Akteurinnen und Akteure mit unterschiedlichen Zuständigkeiten und Prioritäten kooperierend zusammengebracht werden müssten, sei herausfordernd. In Netzwerken werde deshalb der Austausch zwischen den Hochschulen und das Lernen aus Erfahrungen angeregt. Hinzu kämen Angebote wie zum Beispiel Weiterbildungsformate oder Wissensbündelung. 

Das HIS-HE begleite seit über 10 Jahren Hochschulen auf dem Weg zu einer Gesunden Hochschule und zu diesem Zweck ein Reflexions- und Entwicklungsinstrument für Hochschulen veröffentlicht. Das Instrument bestehe aus einer Zusammenstellung von Qualitätskriterien, mit deren Hilfe Hochschulen ihren Status quo des Gesundheitsmanagements ermitteln und Entwicklungspotenziale identifizieren könnten. Auch die Begleitung durch Mentorinnen und Mentoren ist laut der aktuellen Publikation des Instituts möglich. 

Eine aktuelle Übersicht der Hochschulen, die bereits ein Gesundheitsmanagement für und mit Mitarbeitenden und Studierenden umsetze, biete das Kompetenzzentrum Gesundheitsfördernde Hochschulen (KGH). Das KGH ist ein Kooperationsprojekt der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen e. V. und der Techniker Krankenkasse.

cva