
Interview
Erfahrungen mit Bauautonomie
Forschung & Lehre: Herr Dingeldein, Sie sind seit 2008 an der TU Darmstadt im Dezernat Baumanagement und Technischer Betrieb und seit 2013 der dortige Leiter. Im Jahr 2005 hat die Hochschule Bauautonomie erlangt. Wie kam es damals dazu?
Edgar Dingeldein: Vor 2005 waren die Bauabteilungen der Liegenschaften (zum Beispiel Universitäten, Finanzämter oder Polizeibehörden) wie in anderen Bundesländern auch in Hessen in sogenannten Landesbaubetrieben zusammengezogen, um Aufgaben konzentriert und effektiv abarbeiten und die Finanzmittel besser verwalten zu können. Allerdings war es an der TU Darmstadt wie an anderen hessischen Hochschulen zu einem erheblichen Sanierungsstau gekommen. Daraufhin hat die TU über zehn Jahre mit der Landesregierung verhandelt, bis 2005 der Autonomiestatus im sogenannten TUD-Gesetz verankert wurde. Damit wurde die Bauherreneigenschaft, die früher von dem Landesbaubetrieb wahrgenommen wurde, in die TU Darmstadt hereingeholt, um sie dort direkt und eigenständig betreiben zu können.

F&L: Was versprach man sich damals von der Bauautonomie? Haben sich die Erwartungen erfüllt?
Edgar Dingeldein: Man versprach sich mehr Zielorientierung, bedarfsgerechtes Bauen und Sanieren und eine Beschleunigung der Abläufe. Der große Vorteil der Bauautonomie ist, dass wir die Prozesse innerhalb der TU abbilden. Natürlich arbeiten auch wir nach der sogenannten Geschäftsanweisung des Landes Hessen, die festlegt, wie Bauprozesse abgewickelt werden. Aber während sich die Landesbaubetriebe mit dem Ministerium kurzschließen und dort auch die Bedarfe klären müssen, finden die Bedarfsanmeldung, -ermittlung und auch die Bedarfsanerkennung innerhalb der TU statt, zumindest was das Globalbudget betrifft. Dadurch können wir sehr flexibel und zielgerichtet auf Veränderungen in der Hochschulwelt reagieren, zum Beispiel auf Bedarfe in der hochdynamischen Forschung und Digitalisierung. Neben dem Globalbudget gibt es Förderprojekte, bei denen der Bund oder Sonderförderprogramme mitfinanzieren.
In dem Fall müssen wir auch immer noch beim Land Anträge abgeben und dort berichten. Aber alles, was über die Bauautonomie geregelt ist, wird ausschließlich innerhalb der TU entschieden. Einmal im Jahr berichten wir dem Ministerium. Aber das hat nicht mehr den Charakter einer Fachaufsicht. Die Fachaufsicht liegt innerhalb der TU und wird vom Präsidium wahrgenommen, vertreten durch den Kanzler.
F&L: Es geht also vor allem um mehr Flexibilität und Schnelligkeit?
Edgar Dingeldein: Genau. Seit Einführung der Bauautonomie konnte dadurch auch deutlich mehr gebaut werden. Zu Beginn meiner Tätigkeit 2008 gab es nur zwei genehmigte große Neubauvorhaben, den Neubau der Landesbibliothek und die Sanierung des Chemiekomplexes. Jetzt liegen wir bei einem Umsatz von rund einer Milliarde Euro beziehungsweise etwa 30 Neubauprojekten und über 100 kleinen und großen Umbau- und Sanierungsmaßnahmen. Insofern hat die Bauautonomie eingelöst, was man sich von ihr versprochen hat.
F&L: Unter welchen Bedingungen wurde der Autonomiestatus vergeben?
Edgar Dingeldein: Zunächst war eine Art Qualitätssicherung einzuführen. Ungefähr zehn Mitarbeitende aus dem Landesbaubetrieb, die den Hochschulbau und die Hochschule kannten, wurden in die TU versetzt. Dann hat man die TU mit einem jährlichen Pauschalbudget von 22,5 Millionen Euro für Bauangelegenheiten ausgestattet. Dazu kamen aus dem eigenen Haushalt Bauunterhaltungsmittel und auch Drittmittel von eingeworbenen Forschungsgeldern, sodass die Hochschule ganz gut aufgestellt war. 30 Millionen gab es on top, um das Darmstädter Schloss zu sanieren. Zehn Millionen musste die TU dazugeben, was insgesamt bei Weitem nicht gereicht hat. Außerdem wurde im Gesetz eingeschrieben, dass wir Maßnahmen zur Korruptionsprävention durchführen müssen. Hierzu gehört zum einen eine Innenrevision zur Prüfung aller Abläufe. Zum anderen geschieht die Vergabe von Planungs- und Bauleistungen weiterhin über den Landesbaubetrieb. Den haben wir sozusagen als Dienstleister und unabhängige Vergabestelle mit an Bord.
Hochschulbau – Schwerpunkt in "Forschung & Lehre"
Die Dezember-Ausgabe von "Forschung & Lehre" widmet sich mit einem Themen-Schwerpunkt dem Hochschulbau und fragt, welche Möglichkeiten angesichts des enormen Sanierungsstaus im Raum stehen, Hochschulbauten zeitnah zu modernisieren.
Die Beiträge:
- Grit Würmseer: Idealerweise ein Begegnungsraum – Stand und Perspektiven des Hochschulbaus in Deutschland
- Im Gespräch mit Ulf Richter: Langfristig planen und finanzieren – Zur prekären baulichen Infrastruktur der Universitäten
- Im Gespräch mit Edgar Dingeldein: Volle Verantwortung - Erfahrungen mit der Bauautonomie an der Technischen Universität Darmstadt
- Aus der Redaktion: Nachhaltig und flexibel – Beispiele modernen Hochschulbaus
- Im Gespräch mit Jan Gerken: Altes mit Neuem verbinden – Zum Umbau des Fritz-Foerster-Baus der Technischen Universität Dresden
Hier geht es zur aktuellen Ausgabe – Reinlesen lohnt sich!
F&L: Die Bauautonomie wurde zunächst befristet vergeben. Wie ist es heute?
Edgar Dingeldein: Der Autonomiestatus war zunächst auf fünf Jahre befristet, wurde dann immer wieder evaluiert und verlängert. Es gab viele Feedbackrunden, in denen besprochen wurde, was noch verändert werden muss. Inzwischen wird nicht mehr infrage gestellt, dass das ein gutes Modell für Hochschulen ist, und die Autonomie für die TU ist dauerhaft im Hessischen Hochschulgesetz verankert. Für die anderen hessischen Hochschulen besteht nach einem erfolgreichen Durchlauf ebenso die Möglichkeit der Autonomie auf Probe. Eine bundesweite Regelung gibt es nicht, das Thema wird länderspezifisch gehandhabt.
F&L: Wurde die Bauautonomie anfangs kritisch gesehen?
Edgar Dingeldein: Anfangs waren die Landesbaubetriebe nicht so gut auf uns zu sprechen, auch auf unseren Erfolg. Was macht das mit den Menschen, wenn man eine Aufgabe weggenommen bekommt und sieht, die anderen machen es besser? Es gab also nicht nur Befürworter der Autonomie, auch in den Ministerien. Da spielt auch das Thema Kontrollverlust und Gesichtsverlust eine Rolle. Heute hat sich die Autonomie aber etabliert und wird, denke ich, überwiegend positiv gesehen. Zudem leiden auch die Landesbaubetriebe unter Personalmangel, und sie waren teilweise froh, dass die Hochschulen Aufgaben übernommen haben.
"Es gab nicht nur Befürworter der Autonomie. Da spielt auch das Thema Kontrollverlust und Gesichtsverlust eine Rolle."
F&L: Welche Herausforderungen sind mit der Bauautonomie verbunden? Die Sanierung des Darmstädter Schlosses hat fünfzehn Jahre gedauert. Wie gelingt es, da als Hochschule nicht in Überforderung zu geraten?
Edgar Dingeldein: Die Sanierung des Schlosses war sehr herausfordernd, zum einen weil die 40 Millionen, die uns zur Verfügung standen, nicht reichten. Zum anderen war die Logistik nicht einfach, weil wir alles über alte Brücken und durch enge Torbögen ein- und ausführen mussten. Aber wir hatten ein motiviertes Team. Und der Hochschule ist es gelungen, das fehlende Geld immer aus dem laufenden Haushalt bereitzustellen. Solch ein Projekt mit einem Landesbaubetrieb durchzuführen, mag auch gelingen, aber es ist ein ganz anderes Arbeiten.
F&L: Die TU Darmstadt erhält für Bauprojekte Gelder vom Bund und vom Land. Welche Rolle spielt das hessische Bauprogramm Heureka, das 2007 gestartet ist, jetzt in dritter Runde läuft und den Hochschulen in Hessen für Neubauten und Modernisierungen bislang eine Förderung von insgesamt rund 5,7 Milliarden Euro zugesagt hat?
Edgar Dingeldein: Heureka ist unsere Grundfinanzierung, darüber erhalten wir im Schnitt 25 Millionen pro Jahr. Wenn wir den Klimawandel und die Klimaneutralität und den damit verbundenen Bedarf miteinrechnen, bräuchten wir allerdings eigentlich pro Jahr 60 Millionen, auf die nächsten 20 Jahre gerechnet.
F&L: Gibt es noch andere Möglichkeiten zur Verbesserung der finanziellen Situation, etwa durch den Verkauf überlassener Landesgrundstücke?
Edgar Dingeldein: In den Grundbüchern steht bis auf wenige Ausnahmen das Land Hessen als Eigentümerin unserer Liegenschaften. Aber das Gesetz ermächtigt die TU Darmstadt, diese Liegenschaften als ihr Eigentum zu betrachten. Wir haben auch schon welche gekauft oder verkauft, aber nie primär zur Liquiditätsverbesserung. So bleibt für die TU tatsächlich nur das, was aus staatlichen Geldern kommt oder aus Drittmitteln, manchmal gibt es auch Spenden. Sonst sind unsere Möglichkeiten sehr gering. Wir haben vielfach diskutiert, ob PPP (Private-Public-Partnership), also das Einsteigen eines Investors, für uns infrage kommt, aber da gibt es aus meiner Sicht immer nur einen Gewinner. Ein Investor muss Rendite erwirtschaften, Risiken werden eingepreist und bezahlt, auch wenn sie nicht eintreten. Deshalb ist das Bauen von vornherein teurer, als wenn wir es selbst machen. Ein weiterer wichtiger Punkt: Wenn man mit einem Investor arbeitet, gibt es irgendwann ein sogenanntes Design Freeze. Dann wird nichts mehr geändert.
F&L: Verändern sich häufig Anforderungen während der Bauphase?
Edgar Dingeldein: Immer. Das ist ganz entscheidend: In der Wissenschaft ist der Bedarf, den man anmeldet, sobald er genehmigt ist, häufig schon wieder Änderungen unterworfen – zum Beispiel, weil es neue Entwicklungen bei Geräten und Technologien gibt. Natürlich prüfen wir, was wirklich notwendig ist. Aber es gibt einfach Adhoc- Entwicklungen, auf die man bei der baulichen Planung eingehen muss. Das Problem ist: Wenn man mit solchen Änderungswünschen auf einen Investor zugeht, dann wird es richtig teuer, da ab dem Zeitpunkt keine vertraglichen Regelungen bezüglich Preis und Terminen mehr wirksam sind. Deshalb ist das für uns kein Modell.
F&L: Warum streben nicht mehr hessische Hochschulen nach Bauautonomie, obwohl dies möglich wäre?
Edgar Dingeldein: Das Land hat die Rahmenbedingungen dafür geschaffen, dass Hochschulen auf Antrag autonom werden können, diese probieren das auch zunehmend in Teilprojekten aus. Dafür müssen sie Strukturen und das entsprechende Personal bezüglich Expertise und Quantität nachweisen. Nach fünf Jahren wird evaluiert, wie man das auch bei uns auch gemacht hat. Die Chancen sind klar: Entwicklung für Forschung und Lehre. Die Kehrseite ist die volle Verantwortung: für die Liegenschaften, für die Sicherheit, für das Geld, für alles, was mit Immobilien verbunden ist.
Viele meiner Kolleginnen und Kollegen von anderen Hochschulen sehen die Chancen, aber sie sagen, meine Hochschulleitung will die Risiken nicht übernehmen. Das heißt, es braucht ein Präsidium oder einen Kanzler, der sagt, das ist mein Thema, mit den Risiken kann und will ich umgehen. Da finden sich deutschlandweit nicht so viele, die das machen wollen. Man muss mit der Verantwortung umgehen können, sodass die Gesetze und Paragrafen einen nicht erschlagen. Man bewegt sich hier immer wieder auf einem schmalen Grat. Es gibt Personen, die das händeln können, und es gibt welche, die können und wollen es nicht.
F&L: Es hängt also mehr von den Personen ab als von den Strukturen?
"Es gibt einen Handlungsrahmen, und den muss man ausfüllen wollen und können."
Edgar Dingeldein: Beides, es hängt natürlich auch von den Strukturen ab. Sie brauchen Mitarbeitende – Architektinnen und Architekten, Ingenieurinnen und Ingenieure –, die in der Lage sind, solch eine Bauherrenschaft zu leisten. Da kann man im Präsidium noch so viel wollen, ohne funktioniert es nicht. Gleichzeitig gehört immer ein kompletter Verwaltungsapparat dazu, der eine Autonomie trägt: Finanzen, Personal und Recht oder auch der technische Betrieb. Alle müssen erkennen, dass die Autonomie ein Vorteil ist. Wir jedenfalls sehen Verantwortung als Chance für Gestaltung, und das nicht nur im baulichen Sinn. Ich bin Architekt, ich will gestalten, ich will etwas entwickeln. Auch als freiberuflicher Architekt muss ich immer dafür Sorge tragen, dass die Baustellen und der Betrieb sicher sind. Es gibt Situationen, in denen das kritisch ist, aber es gibt einen Handlungsrahmen, und den muss man ausfüllen wollen und können.
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F&L: Derzeit ist häufig die Rede von neuen Forschungs- und Lernmethoden. Wie begegnen Sie diesen Entwicklungen?
Edgar Dingeldein: Das spielt überall eine Rolle. Aktuell haben wir beispielsweise ein Projekt in der Stadtmitte, wo alte Maschinenbau-Forschungshallen aus den 1950er-Jahren geräumt worden sind und ein moderner Lernort entsteht. Dort geht es ums Lernen, aber auch um Gesundheit, um Kunst und Kultur. Zu einem Hallenabschnitt haben wir mit Studierenden aus dem Fachbereich Architektur einen studentischen Wettbewerb gemacht. Daraus ist eine Art Reallabor entstanden, wo Studierende mit anderen Beteiligten, auch aus der Lehre, ihr Gestaltungskonzept nach und nach umsetzen. Wir brauchen für die Studierenden einen Lernort, mit dem sie sich identifizieren können, wo sie gut lernen können, wo aber zum Beispiel auch Veranstaltungen stattfinden. Generell rücken auch Außenbereiche vermehrt in den Mittelpunkt, also die städtebauliche Qualität von einem Campus.
F&L: Wie steht es um den aktuellen Sanierungsbedarf an der TU Darmstadt?
Edgar Dingeldein: Ich würde die Situation als dramatisch bewerten. Wir haben in den letzten Jahren viel gebaut, anfangs hatten wir etwa 300 000 Quadratmeter Hauptnutzfläche, jetzt sind es ungefähr 360 000 Quadratmeter. Natürlich ist es ein enormer Aufwand, das alles in Betrieb zu halten: personeller Aufwand und Mittelaufwand, Energiekosten, Entsorgungskosten, Kosten für Hausmeister und die Sicherheit. Allerdings gibt es dafür nur marginal mehr Geld. Und jetzt sind die Aufwüchse, die wir für 2025 und 2026 erwartet haben und die zur besseren Ausstattung für Hochschulen im Koalitionsvertrag vereinbart wurden, erst mal auf Halt gesetzt. Daher können wir gerade nur das Allernötigste machen und müssen als TU an die eigenen Reserven gehen, um noch das ein oder andere möglich zu machen.
F&L: Was wären in Ihren Augen die wichtigsten Maßnahmen, um dem allgemeinen Sanierungsstau an deutschen Hochschulen zu begegnen?
Edgar Dingeldein: Den Hochschulen muss mehr Geld zur Verfügung gestellt werden. Wenn das nicht passiert, werden wir eine Investitionsdelle bekommen, die mittel- und langfristig den Fachkräftemangel verstärken wird. Natürlich werden Lehre und Forschung darunter leiden, und wir werden nicht die exzellente Forschung machen können, die eigentlich möglich wäre. Dabei haben wir eine Generation von Studierenden, Absolventinnen und Absolventen, die ohnehin schon Probleme hat, Fuß zu fassen. Das ist doch unser Kapital. Doch das sogenannte Humankapital wird völlig vernachlässigt. Wir retten eine Werft, wir retten einen großen Luftfahrtbetrieb, wir retten die Autokonzerne. Wer rettet unser Humankapital?
Ein anderer Punkt ist die Entbürokratisierung, das ist eine Riesenbaustelle. Das, was entbürokratisiert wird, entspricht nicht dem, was wir brauchen. Die Bauwirtschaft hat eine unglaublich starke Lobby und nimmt Einfluss auf das Vergaberecht und das Werkvertragsrecht im Bürgerlichen Gesetzbuch. Die öffentliche Hand hat immer das Nachsehen. Wir haben inzwischen im Vergaberecht und auch bei der Korruptionsprävention ein Regelwerk, was einem staatlichen, effizienten Bauprozess und einer nachhaltigen Entwicklung nicht zuträglich ist. Die Unternehmer sind in jeder Hinsicht stärker als wir.
F&L: Was wäre aus Ihrer Sicht wichtig?
Edgar Dingeldein: Man muss das Vergaberecht wieder ausgewogener gestalten. Der Anbieter einer Leistung genießt allerhöchsten Schutz, und der Auftraggeber hat im Zweifelsfall einfach Pech. Natürlich muss der Anbieter einen gewissen Schutz haben, aber auch der Auftraggeber ist in seinen Rechten zu stärken. Wenn Arbeit mangelhaft ist, muss man das auch rügen können. Und ich halte es in vielen Fällen für unsinnig, Bauleistungen europaweit ausschreiben zu müssen. Das ist zeitaufwendig und hält auf. Zudem ist immer das günstigste beziehungsweise wirtschaftlichste Angebot zu wählen, was meistens beieinander liegt. Selten hatten wir den Fall, dass das zweite Angebot das wirtschaftlichere war. Wenn man nur wagt, dieses zu wählen, wird der Bieter des ersten Angebots sofort eine Rüge aussprechen. Dann steht der Bauprozess erst mal still. Insofern wägt man natürlich gut ab, ob man dieses Risiko in Kauf nimmt.
F&L: Und da hilft die Bauautonomie auch nicht?
Edgar Dingeldein: Die Bauautonomie holt das Maximum heraus, weil wir ja direkter Vertragspartner sind und als solcher jeden Euro verteidigen.