Portraitfoto von Professorin Bettina Rockenbach, der neuen Präsidentin der Leopoldina.
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Nationalakademie Leopoldina
Erste Frau an der Spitze der Leopoldina

Der Senat der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina hat gewählt. Wirtschaftswissenschaftlerin Bettina Rockenbach wird neue Präsidentin.

27.09.2024

Zum ersten Mal in der mehr als 370-jährigen Geschichte der Leopoldina, hat die Nationale Akademie der Wissenschaften eine Präsidentin: Am Donnerstag hat ihr Senat die Ökonomin Professorin Bettina Rockenbach an ihre künftige Spitze gewählt. Sie werde am 1. März 2025 die Nachfolge des Paläoklimatologen Professor Gerald Haug antreten, der nach einer Amtszeit ausscheide, wie die Leopoldina mitteilt.

Rockenbach ist Professorin für Verhaltensökonomie an der Universität zu Köln und Senior Research Fellow am Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern in Bonn. Nach ihrer Wahl kündigte sie laut Mitteilung an, den Weg ihres Vorgängers weiterverfolgen und dabei neue Akzente setzen zu wollen. Sie habe vor, die Zusammenarbeit mit Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern zu intensivieren. Sie plane, die Leopoldina stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken und möchte der Wissenschaft zu mehr Einfluss verhelfen. Im Gespräch mit "TableMedia" erläuterte sie, dass sie die Kommunikationsstrategie der Akademie weiterentwickeln und stärken möchte, etwa durch konsumentenorientierte Kurzvideos und Podcasts.

Keine naturwissenschaftlich-medizinische Dominanz

Rockenbach ist nicht nur die erste Frau an der Spitze der Leopoldina, sie wird auch die erste Person mit einem geistes- und sozialwissenschaftlichen Hintergrund in diesem Amt sein – ihre Vorgänger hatten einen medizinischen oder naturwissenschaftlichen Hintergrund. In ihrer Forschung analysiere Rockenbach Angaben der Wissenschaftsakademie zufolge, welche Mechanismen in sozialen Dilemma-Situationen Kooperation förderten und was die Rahmenbedingungen für sozial verantwortliches wirtschaftliches Handeln seien. In ihren Arbeiten trage sie sowohl zur Grundlagenforschung als auch zur Anwendung der gewonnenen Erkenntnisse auf aktuelle Probleme bei.

Rockenbach ist seit 2013 Mitglied der Nationalakademie in der Sektion Ökonomik und Empirische Sozialwissenschaften und seit 2019 stellvertretende Senatorin der Sektion, teilt die Leopoldina mit. Sie habe jahrelange Erfahrung im Wissenschaftsmanagement: Acht Jahre lang war sie demnach Prorektorin für Forschung und Innovation an der Universität Köln. Zuvor sei sie Dekanin der Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Erfurt und im Anschluss ebenfalls dort Vizepräsidentin für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs gewesen. Von 2014 bis 2017 war sie laut Leopoldina Mitglied des DFG-Senats.

Leopoldina früher und heute

1652 als Deutsche Akademie der Naturforscher mit Sitz in Halle gegründet, wurde die Leopoldina im Jahr 2008 zur Nationalen Akademie der Wissenschaften Deutschlands ernannt. Sie hat laut eigenen Angaben rund 1.700 Mitglieder aus mehr als 30 Ländern und nahezu allen Forschungsbereichen. Die Leopoldina berät Politik und Gesellschaft zu relevanten Fragen und gibt wissenschaftlich fundierte Stellungnahmen ab. Zudem vertritt die Leopoldina die deutsche Wissenschaft in internationalen Gremien, etwa bei den 67- und G20-Gipfeln. Seit der Ernennung zur Nationalakademie wird die Präsidentschaft der Leopoldina hauptamtlich wahrgenommen.

cpy