Das Bild zeigt einen Forschenden beim Pipettieren.
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Umfrage
Gesamtnote 3,5 für bestehende Antragssysteme

Antragstellende und Gutachtende äußern sich zur Drittmittel-Förderung. Artikuliert werden Zweifel an der Effizienz des Systems.

21.10.2024

Die Forschungsgemeinschaft kritisiert die aktuellen Verfahren zur Beantragung und Vergabe von Drittmitteln. Das geht aus einem Beitrag des "Zukunftsforums Biotechnologie" der "Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie (Dechema)" für die aktuelle Ausgabe von "Forschung & Lehre" hervor. Die bestehenden Antragssysteme nationaler und internationaler Fördermittel seien in den letzten Jahren mehrfach Gegenstand kritischer Veröffentlichungen gewesen. Hauptkritikpunkte seien Intransparenz, mangelnde Fairness und eine ungünstige Kosten-Nutzen-Rechnung für Forschende. Diesen Punkten ist das Zukunftsforum in einer internen Umfrage nachgegangen.

62 Personen aus dem Umfeld der Dechema wurden anonym befragt, die regelmäßig Forschungsanträge (im Schnitt vier bis fünf pro Jahr) mit einer Erfolgsquote von 48 Prozent plus/minus 22 Prozent national beziehungsweise 19 Prozent plus/minus 15 Prozent international einreichen. Die Förderanträge gingen bei mehr als 20 nationalen und europäischen Förderorganisationen ein. Positiv bewerteten die Befragten die Unterstützung beim Erstellen der Anträge seitens der Mittelgeber. Über 70 Prozent von ihnen hatte allerdings den Wunsch nach mehr Feedback bei einer Ablehnung, um die Chancen bei zukünftigen Bewerbungen zu erhöhen.

 

Der Arbeitsaufwand für die Erstellung eines Antrags stehe in einem ungünstigen Verhältnis zur Anzahl der bewilligten Anträge, bemängelten die Teilnehmenden der Umfrage mehrheitlich. Außerdem seien die Prozesse laut 76 Prozent der Befragten zu langwierig und die Anzahl der Mitbewerbenden generell zu hoch. 

Dass Förderprogramme überlaufen seien, finden auch fast 80 Prozent der befragten Gutachterinnen und Gutachter. Die Befragung dieser Gruppe ergab, dass für mehr als 65 Prozent die Gutachtertätigkeit eine zusätzliche zeitliche Belastung darstellt. Zusätzliche Anreize würden fehlen. Sowohl das Meinungsbild der Antragstellenden als auch der Gutachtenden ergab die Gesamtnote 3,5 (bei Noten zwischen 1 und 6) für bestehende Antragssysteme.

Offenheit für effizientere Antragssysteme

90 Prozent der Befragten zeigten sich offen für alternative Antragsprozesse. Als konkrete Maßnahmen wurden die Einführung von Peer-Review-Verfahren, die Einreichung von Voranträgen und Möglichkeiten der Vorabfinanzierung angeregt. Die Vorschläge des Zukunftsforums zur Verbesserung des Antragssystems:

  • mehr Fairness durch anonymisierte Anträge und (teil-)randomisierte Auswahlverfahren unter vorbegutachteten Forschungsprojekten
  • ein professionellerer Begutachtungsprozess durch Etablierung von entsprechenden Gremien und Kriterienkatalogen sowie durch Schulung der Gutachtenden
  • Chancen für den wissenschaftlichen Nachwuchs durch gezielte Förderung
  • Synergieeffekte durch die Angleichung von Antragsprozessen

Neben den Antragstellenden und Gutachtenden wurden auch einige Referentinnen und Referenten von verschiedenen Förderprogrammen um Vorschläge gebeten, wie Antragsprozesse optimiert werden könnten. Sie äußerten den Wunsch nach einer knappen und verständlichen Zusammenfassung des Forschungsvorhabens, um den Begutachtungsprozess zügig einleiten zu können. Gutachterinnen und Gutachter könnten den Prozess zudem beschleunigen, indem sie Anfragen zeitnah beantworteten und gegebenenfalls Alternativen für die Begutachtung vorschlagen würden.