Studierende diversen Aussehens in einer Uni-Bibliothek
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European University Association
"Hochschulen müssen für Vielfalt offen sein"

Fördern europäische Universitäten Diversität? Welche Rolle spielen Vielfalt und Inklusion an Hochschulen? Eine Studie ist den Fragen nachgegangen.

11.12.2019

Eine facettenreiche Umgebung setzt mehr Kreativität frei als eine homogene. Diversität ist daher die treibende Kraft für Innovation und für die Verbesserung von Forschung und Lehre, besagt ein aktueller Bericht der European University Association (EUA). Die Autorinnen und Autoren haben 159 Universitäten in Europa befragt, inwiefern sie Diversität fördern und inwiefern sie sich um Gerechtigkeit und Inklusion bemühen. Über die Analyse hat zuerst "University World News" berichtet.

Diversität ist demnach eine Voraussetzung für Exzellenz. "Hochschulen, die ihr hohes Exzellenzniveau erhalten möchten, müssen Talente auf allen Ebenen anziehen können. In einer globalisierten Welt bedeutet dies, für Vielfalt offen zu sein", sagt der EUA-Präsident Michael Murphy im Vorwort des Berichts. Zudem erforderten universitäre Werte wie Offenheit und Toleranz, Diversität und Inklusion zu feiern, so Murphy. Viele der befragten Universitäten verstanden Diversität und Inklusion zudem als soziale Verantwortung.

Menschen in einem diversen Forschungsumfeld seien nachweislich kreativer und erzielten bessere Ergebnisse, diverse Lernumgebungen seien anregender für Studierende als homogene, heißt es in dem Bericht. Die Studie sieht Diversität daher insgesamt als Chance für Hochschulen. Für die zahlreichen bestehenden universitären Initiativen für mehr Vielfalt und Inklusion sei jedoch ein ganzheitlicher Ansatz notwendig.

Mangelndes Bewusstsein beim Hochschulpersonal

Entscheidend für ein diverses Umfeld an den Hochschulen seien Schulungen für die Beschäftigten. Um Diversität zu fördern, müsste das Bewusstsein dafür bei Lehrenden, Leiterinnen und Leitern von Forschungsgruppen und Verwaltungsmitarbeitern geschaffen werden. Bisherige Maßnahmen für mehr Vielfalt beschränkten sich häufig auf die Studierenden und die Studienbedingungen. Schulungen für wissenschaftliches Personal gebe es zwar an 67 Prozent der befragten Hochschulen, jedoch seien diese meist nicht verpflichtend. Um diese Schulungen zielgruppengerecht anbieten zu können, fehlten dem Bericht zufolge weiterhin personelle und finanzielle Ressourcen sowie (hochschul-)politische Unterstützung.

Auch die zunehmende Internationalisierung der Hochschulbildung und Forschung sowie die steigende Mobilität von Studierenden und Beschäftigten erhöhten die Vielfalt. Die dadurch gestiegene kulturelle Diversität an den Hochschulen erfordere nun, Lehrpläne und Methodiken anzupassen.

Hochschulleitungen tragen maßgeblich zum Gelingen bei

In Sachen Inklusion gebe es bislang nur in wenigen europäischen Ländern nationale Strategien und politische Maßnahmen, darunter Österreich, Irland, die Niederlande, Schweden und Kroatien. An den Hochschulen werden angestoßene inklusive Maßnahmen dem Bericht zufolge eher umgesetzt, wenn Rektoren und Hochschulleitungen das Thema direkt unterstützten. An rund 70 Prozent der befragten Universitäten befasse sich bereits ein Prorektor mit Inklusion. Bei 59 Prozent der Hochschulen seien zentrale Verwaltungsorgane verantwortlich für die Umsetzung und 53 Prozent hätten eine spezielle Dienststelle für Inklusion.

Rund 60 Prozent der Institutionen forschten zudem selbst oder verwendeten Forschungsdaten für Projekte, um mit Beweisen für mehr Vielfalt und Inklusion im Hochschulwesen zu sorgen. Aber auch externe Regelungen trügen zu Diversität und Gerechtigkeit bei: Oft gebe es entsprechende rechtliche Vorschriften in staatlichen Verträgen mit der Uni oder Bedingungen in Anträgen, um etwa eine Forschungsförderung zu bekommen, heißt es in dem Bericht.

ckr