Symbolbild: "X" verlassen, in der Mitte eines Bildschirms steht "Account gelöscht".
picture alliance / Daniel Kubirski | Daniel Kubirski

Wissenschaftskommunikation
Hochschulen setzen Zeichen gegen "X"

Über 60 Hochschulen und Forschungseinrichtungen verlassen die Plattform "X". Deren aktuelle Ausrichtung widerspreche den Werten der Institutionen.

10.01.2025

Sie stellen ihre Aktivitäten auf der Plattform "X" ein. Das haben mehr als 60 deutschsprachige Hochschulen und Forschungsinstitutionen am Freitag einer Initiative der Heinrich Heine Universität (HHU) Düsseldorf folgend angekündigt. Eine Nutzung des Internetportals sei mit den Grundwerten der Institutionen nicht vereinbar, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung. Zu diesen zählen demnach Weltoffenheit, wissenschaftliche Integrität, Transparenz und ein demokratischer Diskurs.

Die beteiligten Hochschulen und Forschungseinrichtungen möchten sich für eine faktenbasierte Kommunikation und gegen antidemokratische Kräfte einsetzen, so die Mitteilung. Die Werte, die Vielfalt, Freiheit und Wissenschaft fördern, seien auf "X" nicht mehr gegeben. Stattdessen verstärke die Plattform inzwischen rechtspopulistische Inhalte.

Unter den Hochschulen und Einrichtungen, die gemeinsam mit der HHU "X" den Rücken zukehren, sind beispielsweise in Berliner die Freie Universität und die Humboldt Universität, die Goethe-Universität Frankfurt, die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, die Technischen Universitäten von Darmstadt und Dresden, die Universitäten Münster und Heidelberg sowie die Fernuniversität Hagen. Die vollständige Liste aller unterzeichnenden Hochschulen und Forschungsinstitutionen kann online eingesehen werden. Die Gesamtzahl der Hochschulen in Deutschland hat das Statistische Bundesamt im August 2024 mit 428 beziffert.

Der Rückzug von "X" betreffe nur die Accounts auf dieser Plattform und nicht die Kommunikation über andere Social-Media-Kanäle. Deren Entwicklungen wollen die Institutionen allerdings beobachten. Auf dem "X"-Account der HHU kann man am Freitagnachmittag lesen, dass dieser "stillgelegt" sei und Nachrichten der Hochschule bei der Plattform-Alternative "Bluesky" verfolgt werden könnten.

Organisationen verlassen Plattform "X"

Sie werden auf ihre Aktivität auf der Plattform "X" einstellen, kündigten die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und die Leibniz-Gemeinschaft jeweils in Pressemitteilungen am Dienstag an.

DFG-Präsidentin Professorin Katja Becker erläuterte, dass ihre Organisation bei dem ehemaligen "Twitter" aktiv war, um "auch anderen Zielgruppen den Wert einer freien, erkenntnisgeleiteten und faktenorientierten Wissenschaft zu zeigen" und zu einer "offenen und vielfältigen Meinungsbildung" beizutragen. Dies sei nach der Übernahme der Plattform durch Elon Musk schwierig geworden. Der Austritt solle ein "klares Zeichen gegen die Verbreitung von Fake News" sein. Die DFG werde sich vermehrt über "LinkedIn" und "Bluesky" mitteilen.

Die Präsidentin der Leibniz-Gemeinschaft, Professorin Martina Brockmeier, erläuterte, dass "X" demokratische Werte wie "Wissenschaftsfreiheit, wissensbasierte, transparente Informationen und internationale Kooperation" nicht mehr würdige. Stattdessen würde die "Verbreitung von Desinformation und Menschen- und Demokratiefeindlichkeit" begünstigt. Auch die Leibniz-Gemeinschaft möchte ihre Social-Media-Aktivität auf andere Plattformen richten und verweist auf ihre Accounts bei "Instagram", "Facebook", "LinkedIn" und "YouTube".

Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) veröffentlichte bereits am Montag einen Post auf "X", dass er die Plattform nicht mehr nutzen werde. Er verwies ebenfalls auf seine weiteren Kommunikationskanäle. Ebenso äußerte sich der Wissenschaftsrat am Dienstag: der X-Account werde nicht weiter betrieben. Die Alexander von Humboldt-Stiftung gab gegenüber "Table.Media" an, dass sie ihre Aktivitäten auf der Plattform ebenfalls eingestellt hätten.  

Andere Organisationen setzen ihre Kommunikation auf "X" fort und äußern sich gegenüber "Table.Media" zu ihren Gründen. Demnach haben die Fraunhofer-Gesellschaft und die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) gegenüber dem Medienunternehmen bestätigt, bis auf weiteres auf der Plattform X zu bleiben, ebenso die Hochschulrektorenkonferenz (HRK). Auch die Geschäftsstelle der Helmholtz-Gemeinschaft und die Leopoldina verblieben zunächst bei "X". Es ginge den Organisationen darum, das Feld nicht für die zu räumen, die fern der Wissenschaft Falschinformationen verbreiten. 

Bereits im Februar vergangenen Jahres hatten sich die "VolkswagenStiftung", die "Stiftung Mercator", die "Zeit Stiftung Bucerius" und die "Robert Bosch Stiftung" von "X" abgemeldet.

zuletzt aktualisiert am 16.01.2025 um 10.53 Uhr mit den Absätzen zu den Organisationen, die "X" verlassen oder auf der Plattform bleiben, zuerst veröffentlicht am 10.01.2025

cpy