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Hochschul-Barometer
Hochschulen unzureichend auf Cyber-Angriffe vorbereitet

Die jährliche Befragung der Hochschulleitungen zeigt Lücken in der digitalen Sicherheit auf. Die allgemeine Stimmung verschlechtert sich zusehends.

03.01.2025

Hochschulen sind vermehrt Ziel von Cyber-Angriffen, über Notfallpläne verfügen nach eigener Auskunft aber nur gut die Hälfte aller Hochschulen. Das ist ein Ergebnis des aktuellen Hochschul-Barometers, das vom Stifterverband und der Heinz Nixdorf Stiftung herausgegeben wird. Neben der digitalen Sicherheit beschäftigt sich das diesjährige Barometer mit Personalpolitik und Wissenschaftsfreiheit.

Schwachstelle digitale Sicherheit

Über 97 Prozent der Hochschulleitungen schätzen die Gefahr von Cyber-Angriffen auf deutsche Einrichtungen laut Barometer als groß oder eher groß ein. Die eigene Institution betrachte die Mehrheit aber als gut gewappnet (62,5 Prozent). "Dies kann zu einer falschen Sicherheitswahrnehmung führen, da einzelne Hochschulen Gefahr laufen, ihre eigene Verwundbarkeit zu unterschätzen", heißt es im Bericht. Gut drei Viertel der Hochschulleitungen sehen erhöhte Risiken durch die Nutzung privater Geräte durch Hochschulangehörige. Sicherheitsschulungen für Mitarbeitende und Studierende fänden aber nur an knapp 30 beziehungsweise 10 Prozent aller Hochschulen statt.

In Zeiten des Fachkräftemangels sei es auch für Hochschulen schwieriger geworden, geeignetes Personal zu finden. Die Dauer der Stellenbesetzung liege bei durchschnittlich 12 Wochen und sei mit der Wirtschaft vergleichbar. Trotz der Personalsorgen verfüge aber nur ein knappes Drittel der Hochschulen an zumindest einigen Fachbereichen über ein Konzept für die Personalstruktur. Im Hinblick auf den wissenschaftlichen Nachwuchs bemängelten knapp drei Viertel der Befragten unsichere Karriereperspektiven. Vier von fünf Hochschulleitungen stimmten zudem der Aussage zu, dass die hierarchische Struktur an deutschen Hochschulen zu belastenden Abhängigkeitsverhältnissen führe.

Die Wissenschaft in Deutschland ist frei – eigentlich

Die Wissenschaftsfreiheit in Deutschland werde von drei Viertel der Hochschulleitungen als positiv eingeschätzt. Jedoch wachse die Sorge davor, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – insbesondere bei Forschung zu konfliktträchtigen Themen – in den sozialen Medien angegangen werden könnten. Befürchtet werde außerdem eine verzerrte Darstellung durch die Presse. Fast zwei Drittel der Befragten betrachteten den Einfluss der Politik auf die Wissenschaft als zu groß. Gleichzeitig hielten nur 22 Prozent es für wahrscheinlich, dass "Geldgeber aus der Politik den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vorschreiben, was sie kommunizieren dürfen".

Die Stimmung an deutschen Hochschulen ist laut Hochschul-Barometer auf den niedrigsten Wert seit 2011 gesunken. Vor allem mögliche Kürzungen in den öffentlichen Haushalten und der Rückgang der Studierendenzahlen machten den Hochschulleitungen zu schaffen. Das Stimmungsbarometer fasse die Einschätzungen der Hochschulleitungen zu 17 zentralen Indikatoren zusammen. In diesem Jahr lasse sich die Stimmungseintrübung vor allem auf die schlechtere Bewertung der Wettbewerbsfähigkeit der Hochschulen und ihrer Kooperationsbeziehungen zurückführen. Positiv bewertet werde hingegen die Hochschulautonomie: Fast drei Viertel der Hochschulleitungen schätzen diese als (eher) gut ein.

hes