Beine und Füße einer Frau neben vielen Männerbeinen.
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Chancengleichheit
HRK bemängelt Karrierechancen von Frauen

Die Hochschulrektorenkonferenz sorgt sich um die Situation von Frauen auf akademischen Karrierewegen. Sie fordert einen Kulturwandel.

22.11.2022

Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) hat am Dienstag eine Resolution zu den Chancen von Frauen auf akademischen Karrierewegen veröffentlicht. Darin kritisiert sie bestehende Recruiting-Verfahren. Anlass der Resolution waren Daten der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) zu Frauen in Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, die zeigen, dass die Chancengleichheit immer noch in weiter Ferne ist.

Die GWK hatte Anfang November festgestellt, dass Fortschritte "in allen Bereichen, allerdings nur langsam" erfolgten. Vor allem hatte sie betont, dass der Frauenanteil mit höherem Karrierelevel oder steigender Besoldungsgruppe sinke: Während 52 Prozent der Studienabschlüsse und immerhin noch 45 Prozent der Promotionen von Frauen erreicht würden, seien nur 22 Prozent der C4/W3-Professuren von Frauen besetzt.

Die HRK nimmt in ihrer Resolution "mit großer Sorge" zur Kenntnis, dass die Fortschritte "trotz zahlreicher Maßnahmen viel zu gering sind". Das Kaskadenmodell, das Zielquoten für die unterschiedlichen Karriereebenen etablieren soll, sowie Mentoring- und Coaching-Angebote veränderten die Situation offensichtlich nicht grundlegend. Es müsse einen "Kulturwandel" geben folgert die HRK, der sowohl an den einzelnen Institutionen als auch im Gesamtsystem unterstützt werde. Bisher würden bei der Auswahl und Bewertung von Kandidatinnen und Kandidaten für offene Stellen in der Wissenschaft weiterhin Stereotype eine Rolle spielen, oft würden geeignete Bewerberinnen und Bewerber zu stark in bestehenden Netzwerken gesucht, von denen Frauen vielfach ausgeschlossen seien.

Kulturwandel, aber wie?

Recruiting müsse an den Hochschulen "systematisch gleichstellungsorientiert" stattfinden, was bislang nur an wenigen Hochschulen so geschehe. Wie genau die HRK sich dieses Recruiting vorstellt, wird in der Resolution allerdings nicht erläutert. Beispielsweise ist nicht definiert, wie verhindert werden soll, dass Stellenausschreibungen im Rahmen von Netzwerken weitergeleitet werden, zu denen nicht alle möglichen Interessenten Zugang haben.

Lobende Erwähnung findet bei der HRK das Professorinnenprogramm der GWK, das diese gerade bis 2030 verlängert hat. Bei diesem können Hochschulen, die eine Wissenschaftlerin zum ersten Mal auf eine W2- oder W3-Professur berufen, eine Anschubfinanzierung erhalten. Laut HRK sollten noch weitere Programme zur gezielten Frauanförderung in der Wissenschaft entstehen, die auch mit monetären Anreizen arbeiten.

"Mittel- oder langfristig" solle so "jede zweite Professur mit einer Frau" besetzt werden. Dies sei nur durch die Kombination verschiedener Maßnahmen möglich. Die Hochschulen wollen, wie die HRK mitteilt, die notwendigen Schritte dafür gehen.

In der vergangenen Woche war man sich auf der Vollversammlung der HRK über den eigenen Standpunkt zur Frauenförderung noch nicht so einig, wie mehrere Medien unter Berufung auf den Journalisten Jan-Martin Wiarda berichteten. Es habe kontroverse Diskussionen über den genauen Wortlaut der Stellungnahme gegeben, so dass ein erster Entwurf bei der Abstimmung im Plenum keine Zustimmung erhalten habe. Auf Basis der ursprünglichen Stellungnahme und unter Berücksichtigung der Debatte ist nun die aktuelle Resolution entstanden.

cpy