Karriereleiter
mauritius images /Ikon Images/Andrew Baker

Hochschulleitungen
Männer leiten drei Viertel der deutschen Universitäten

Über die Biografien aller deutscher Hochschulpräsidenten war bislang nicht viel bekannt. Eine aktuelle Studie des CHE ist dem nun nachgegangen.

07.02.2019

Die deutschen Universitäten werden zu drei Vierteln von Männern im Durchschnittsalter von 59 Jahren geleitet. Nur jede vierte Universität wird von einer Frau geleitet. Das sind 19 Universitäten in Deutschland, darunter auch drei Technische Universitäten. Das geht aus einer aktuellen Umfrage zu den Biografien der deutschen Universitätsleitungen hervor, die das Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) heute veröffentlicht hat.

Vergleicht man den Frauenanteil bei Hochschulpräsidenten und -rektoren mit den aktuellen Zahlen der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz der Länder (GWK) zum Frauenanteil bei den Professuren, so ergibt sich hier fast auf den Punkt genau die gleiche Verteilung: auch hier beträgt der Anteil gut 23 Prozent.

Ostdeutsche Bundesländer in Hochschulleitung nicht vertreten

Laut CHE-Studie wurden 95 Prozent der Universitätsleiter in Deutschland geboren, 63 Prozent sind Präsidenten, die übrigen Rektoren. Demnach stammen die meisten Hochschulleiter und Hochschulleiterinnen aus Nordrhein-Westfalen (rund 31 Prozent). Kein Rektor oder Präsident stammt aus einem der ostdeutschen Bundesländer. Der einzige gebürtige Berliner kam noch zu Zeiten der Mauer in West-Berlin zur Welt. Vier Personen wurden laut Studie im Ausland geboren. Dies sind die Leiterin der FernUniversität Hagen (Österreich) und die Leiter der TU Berlin (Schweiz), Universität Siegen (Schweden) und TU Hamburg (Niederlande).

Gerd Strohmeier  von der TU Chemnitz gehört mit 43 Jahren zur Gruppe von gerade einmal fünf Universitätsleitungen unter 50. Das Durchschnittsalter der Männer liegt der Umfrage zufolge bei gut 59 Jahren, das der Frauen bei knapp 58 Jahren.

"Am häufigsten wurden Leiter von Universitäten in Physik promoviert."

Der Untersuchung zufolge studierten 32 Prozent der Universitätsleitungen ein Fach aus der Fächergrupe Rechts-,Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Ein gutes weiteres Vierte (28 Prozent) hat Mathematik oder Naturwissenschaften studiert. 13 Universitätsleiter oder –leiterinnnen sind von Haus aus Ingenieure. Unter den Leitern der Technischen Universitäten finden sich neben Ingenieuren ein Jurist, zwei Physiker, ein Politologe und eine Wirtschaftsingenieurin. Mit knapp 22 Prozent sind auch Geisteswissenschaftler vertreten.

Am häufigsten wurden Leiter von Universitäten in Physik promoviert (acht), dicht gefolgt von promovierten Juristen, Informatikern und Humanmedizineren (je sechs Personen).
Aus der Studie geht weiter hervor, dass die Universitätsleitungen besonders häufig ihr Hochschulkarriere in Mainz begonnen haben: acht Personen nahmen dort ihr Studium auf. Göttingen folgt mit fünf ehemaligen Studierenden.

Für eine längere Zeit im Ausland waren drei Viertel aller Universitätsleitungen. Acht von ihnen ausschließlich im Rahmen ihres Studiums.

Nur 29 der Universitätsleiter und –leiterinnen wurden als Externe auf ihre Leitungspositionen berufen. Alle anderen waren bereits zuvor an der Universität tätig. Ein Amt als Vizepräsident oder Prorektor hatten 43 Prozent zuvor ausgeübt.

Insgesamt hat das CHE alle 81 öffentlichen Universitäten untersucht, ausgenommen Pädagogische Hochschulen und Kunstuniversitäten. Die Ergebnisse beruhen auf Internetrecherchen sowie einzelnen direkten Nachfragen an den Universitäten.

17 Prozent der weltweit besten Universitäten von Frauen geleitet

Das britische Magazin Times Higher Education hat vergangenes Jahr untersucht, wie viele Universitäten international von Frauen geleitet werden. Betrachtet haben sie die besten 200 Universitäten nach dem World University Ranking 2018.

Gerade einmal 17 Prozent waren an der Spitze mit Frauen besetzt. Im aktuellen Ranking 2019 sind von den besten zehn zwei Universitäten mit Frauen besetzt: die Universität Oxford und das Imperial College London.

International seien laut THE vor allem an Universitäten in den USA, Schweden, der Schweiz und Großbritannien Frauen an der Spitze.

gri/kas