Eine Männerstatue vor einem Gebäude mit vielen weißen Säulen.
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HU Berlin
Nach Vorwürfen sexualisierter Gewalt zurück im Lehrbetrieb

An der Humboldt-Universität wird zum Sommersemester ein zuvor suspendierter Professor wieder unterrichten. Ihm wird sexualisierte Gewalt vorgeworfen.

26.03.2025

Im Sommersemester 2025 bietet ein Professor an der Humboldt-Universität (HU) Berlin wieder Lehrveranstaltungen an, der im vergangenen Jahr von der Hochschulleitung suspendiert worden war. Das berichtet der "Tagesspiegel". Laut verschiedener Medienberichte und Angaben der Studienvertretung werden ihm im Rahmen eines seit 2023 laufenden Disziplinarverfahrens Machtmissbrauch und sexualisierte Gewalt vorgeworfen

Auslöser für die Beschuldigungen waren insbesondere ein im Mai 2023 erschienener Essay einer Betroffenen sowie ein von mehreren Augenzeugen bestätigter Vorfall mit einer Doktorandin aus dem Jahr 2017. 

Die HU hatte den Professor im Sommer vergangenen Jahres vom Dienst suspendiert. Im November setzte das Berliner Verwaltungsgericht die Entscheidung zur vorläufigen Dienstenthebung aus, so der "Tagesspiegel". Der Professor ist laut HU bereits länger wieder im Dienst, befindet sich aber Angaben auf der Website zufolge bis Ende März in einem Forschungsfreisemester. Nach Informationen des "Tagesspiegels" weist der Beschuldigte die Vorwürfe von sich und hat das Verfahren gegen sich auf Eigeninitiative in Gang gesetzt, um sich von den Verdächtigungen zu entlasten. Das Disziplinarverfahren ist laut einer Sprecherin der HU weiterhin nicht abgeschlossen. 

Auflagen zum Schutz von Studierenden und Mitarbeitenden 

Im aktuellen Fall sei man bestrebt, die "Schutzpflicht gegenüber Studierenden und Mitarbeitenden" wahrzunehmen, bestätigt eine Sprecherin auf Anfrage von "Forschung & Lehre". Die Schutzmaßnahmen seien vor Dienstbeginn intern kommuniziert worden und würden zum Lehrbeginn auch über die Website veröffentlicht werden. 

"In Abstimmung mit dem Institut hat die Universitätsleitung als Schutzmaßnahme unmittelbar angeordnet, dass für alle Besprechungen mit Untergebenen und Studierenden sowie für alle Lehrveranstaltungen das Sechs-Augen-Prinzip gilt", teilt die Universität mit. Außerdem seien die Dienstvorgesetztenbefugnisse des Professors an andere übertragen worden. Auf die Frage, wie mit dem Sechs-Augen-Prinzip die Sicherheit im Lehrbetrieb gewährleistet werden könne, obwohl dies in der Vergangenheit unterlaufen worden sei, gab die Hochschule keine Antwort. Auch könne sie mit Blick auf das laufende Verfahren keine Aussage darüber treffen, in welcher Form die internen Ermittlungen im Verdachtsfall an der Universität weiterlaufen.

Bereits im Vorfeld hatte es an der HU einen ähnlichen Fall des Vorwurfs sexualisierter Gewalt gegen einen wissenschaftlichen Mitarbeiter gegeben. Diesem war man zunächst mit einer Sechs-Augen-Regelung begegnet, wonach der Hochschuldozent persönliche Gespräche mit Studierenden nur noch online und im Beisein der Frauenbeauftragten der betroffenen Fakultät führen durfte. "Nach Meldung eines Verstoßes gegen diese Auflage kündigte die Humboldt-Universität das Arbeitsverhältnis im August 2023 fristlos", heißt es in einer offiziellen Meldung der HU dazu von Anfang 2024. Der Fall endete mit einer außerordentlichen Kündigung, einer folgenden Kündigungsschutzklage und einem daraus resultierenden Vergleich vor dem Berliner Arbeitsgericht. 

korrigiert am 27. März (erster Vorfall 2023 nicht am selben Institut); erstmals veröffentlicht am 26. März

cva