Portraitfoto von Reimund Neugebauer
picture alliance/dpa | Patrick Pleul

Fraunhofer-Gesellschaft
Präsident Neugebauer kündigt Rücktritt an

Reimund Neugebauer tritt als Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft im kommenden Jahr zurück. Liegt das an den Vorwürfen gegen ihn?

17.10.2022

Professor Reimund Neugebauer, seit 2012 Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, hat am Freitag in einer Mitteilung an alle Mitarbeitenden seiner Organisation angekündigt, sein Amt zum 30. September 2023 niederzulegen. Dies ist ein Jahr früher, als sein Vertrag vorsieht, wie verschiedene Medien berichten. Neugebauer begründe seinen angekündigten Rücktritt schriftlich damit, dass wichtige Aufgaben, für die sein Vertrag verlängert worden sei, bereits im nächsten Jahr beendet seien. Derweil bleibt laut der Berichte der Verdacht bestehen, Neugebauers Ankündigung könne mit der immer wieder aufflammenden Kritik an ihm zusammenhängen.

Aktuell berichtet der "Tagesspiegel" über einen umstrittenen Werbefilm, in dem Neugebauer als Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft auftrete. In diesem Imagefilm für ein Unternehmen werde nicht erwähnt, dass Neugebauer noch vor der Veröffentlichung der Aufnahmen Anteile an dem Unternehmen gekauft habe. Laut Bericht habe Neugebauer angegeben, von der Veröffentlichung des Videos im Februar 2021 nichts gewusst zu haben.

Die Kritik ist nicht neu

Darüber hinaus wird Neugebauer seit mehreren Jahren vorgeworfen, dass er und weitere Vorstandsmitglieder der Fraunhofer-Gesellschaft für Reisen und Unterkünfte deutlich höhere Kosten produziert haben, als es staatliche Übernachtungspauschalen gemäß des Bundesreisekostengesetzes vorsehen. Dies ging bereits 2016 aus einem Bericht des Bundesrechnungshofes hervor. Dort hieß es, es sei möglich, dass "Kosten für Reisen mit überwiegend privater Ausrichtung" vergütet worden seien.

Das Magazin "Der Spiegel" hat Anfang August berichtet, dass Neugebauer auch nach dieser Prüfung durch den Bundesrechnungshof weiterhin überhöhte Reisekosten erzeugt habe – etwa durch Flüge in höheren Preisklassen, was die Fraunhofer-Gesellschaft allerdings bestreite. Aktuell werde die Fraunhofer-Gesellschaft diesbezüglich sowohl vom Bundesministerium für Bildung und Forschung als auch vom Bundesrechnungshof erneut überprüft. Die Ergebnisse des Bundesrechnungshofs sollen laut "Tagesspiegel" Anfang 2023 veröffentlicht werden. Die Ergebnisse der Prüfung durch das BMBF sind ebenfalls noch nicht öffentlich. Das Ministerium teilte dem "Tagesspiegel" allerdings mit, dass es erneut Mängel wie etwa "Besserstellungen von Reisenden" festgestellt habe.

Seit über einem Jahrzehnt stehen Neugebauer und weitere Vorstandsmitglieder der Fraunhofer-Gesellschaft laut "Spiegel" in der Kritik. Vor einem Jahr wurde ihm im Zusammenhang mit der Neuwahl des Rektors an der Technischen Universität Chemnitz Befangenheit vorgeworfen. Als Vorsitzender des Hochschulrats soll Neugebauer versucht haben, einen ihm und der Fraunhofer-Gesellschaft gewogenen Kandidaten auf dem Posten zu platzieren.

cpy